Anleihe-Experten setzen auf Investment Grade
03.12.2024
Stephan Ertz, Leiter Credit bei Union Investment. Foto: @ FAROS
In einer hochkarätig besetzten Veranstaltung des Investment-Consultants FAROS präsentierten Anleihe-Experten ihre Einschätzungen und Strategien zu Unternehmensanleihen. Stephan Ertz, Leiter Credit bei Union Investment, und Lars Schlenkhoff, Client Portfolio Manager bei Invesco, beleuchteten ihre Perspektiven zu Investment Grade, High Yield und Emerging Markets Debt (EMD). Das Fazit: Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich bleiben trotz enger Spreads attraktiv. Im Vergleich zu High-Yield- und Schwellenländer-Anleihen weisen sie derzeit das attraktivere Rendite-Risiko-Profil auf.
„Die aktuellen Renditeaufschläge liegen überwiegend im mittleren bis unteren Quartil ihrer historischen Bandbreiten“, sagt Stephan Ertz von Union Investment. Euro Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating sind aus seiner Sicht fair bewertet. Im High Yield (HY)-Segment und bei Schwellenländeranleihen liegen die Spreads überwiegend im unteren Quartil. Innerhalb der Hochzinsanleihen bevorzugt er daher Anleihen mit BB-Rating, da diese die höchste Kreditqualität aufweisen.
Die aktuellen Spreads spiegeln ein Szenario wider, in dem die Bedingungen sowohl für die Wirtschaft als auch für die Märkte ideal erscheinen. In diesem Umfeld bieten insbesondere global diversifizierte Investment-Grade-Unternehmensanleihen ein attraktives Risiko-Rendite-Profil. Dieses Szenario basiert auf der Annahme, dass die Inflation weiter zurückgeht und es den Zentralbanken ermöglicht, die Zinsen auf ein neutrales Niveau zu senken, während die wirtschaftliche Aktivität stabil genug bleibt, um Arbeitsplätze und Unternehmensgewinne zu sichern. Allerdings birgt diese Erwartung Risiken, da bereits geringe Abweichungen vom Pfad die Marktstimmung empfindlich belasten könnten. Lars Schlenkhoff von Invesco betonte: „Die Spreads vieler Unternehmensanleihen bieten keinen beziehungsweise nur einen geringen Puffer für einen tieferen wirtschaftlichen Abschwung oder eine Zunahme der geo-/politischen Spannungen.“
Beide Experten waren sich einig, dass bei der Sektorallokation ein klarer Fokus auf Qualität und Widerstandsfähigkeit gelegt werden sollte. Nicht-zyklische Sektoren sollten bevorzugt werden, während zyklische Sektoren wie die Automobilindustrie untergewichtet bleiben sollten.
Trotz der historisch niedrigen Renditeaufschläge halten die Experten Investment-Grade-Unternehmensanleihen für fair bewertet. Sie heben hervor, dass diese Anleihen ein attraktiveres Rendite-Risiko-Verhältnis bieten als Hochzins- und Schwellenländeranleihen. Nicht-zyklische Sektoren werden bevorzugt, während der Automobilsektor bewusst untergewichtet wird. Die Hauptrisiken werden weniger in einer steigenden Inflation als in einer möglichen Verschlechterung der Kreditqualität gesehen. (fw)