Angst vor einer griechischen Tragödie

22.01.2015

© neirfy

Diese Tage haben es in sich. Gestern sprach EZB-Chef Mario Draghi ein Machtwort. Man holte die Geld-Bazooka raus und kauft in den kommenden 18 Monaten Staatsanleihen im Wert von 1,14 Billionen Euro auf. Kaum verdaut harren die Akteure der Dinge vor dem Ausgang der Griechenlandwahl am Wochenende. Stürzt Europa in eine Eurokrise?

(fw/ah) Lucy O'Carroll, Chefvolkswirtin Investment Solutions bei Aberdeen Asset Management, sagt hierzu: „Im antiken griechischen Theater entfaltet sich eine Tragödie, wenn es für den Protagonisten durch eine Kombination aus persönlichen Verfehlungen und widrigen Umstände zur Katastrophe kommt. In der modernen Zeit sind zwei Konstellationen dazu geeignet, die Region vor Herausforderungen zu stellen – ein weiterer Rückgang der Inflationsrate in der Eurozone in den negativen Bereich und die bevorstehenden Wahlen in Griechenland. Aber das Risiko einer Katastrophe bleibt niedrig.

Die Unsicherheiten über den Ausgang der Wahlen am Wochenende und über die Nachverhandlungen zu den Bedingungen für die Hilfen durch die Troika im Anschluss sind hoch. Durch die Wahlen ist auch das Risiko eines Ausstiegs Griechenlands aus der Eurozone gestiegen. Dennoch bleibt das Risiko hierfür gering. Dies gilt aus unserer Sicht auch im Falle einer von Syriza angeführten Regierung. Die griechischen Wähler haben sich konsequent für den Euro ausgesprochen. Beide, Griechenland und die Eurozone, dürften heute zwar robuster sein als noch im Dezember 2012, die Troika wird aber eine Verhandlungslösung vermutlich vorziehen, anstatt in Zeiten, in denen die Region Herausforderungen wie dem Deflationsrisiko und dem Quantitative Easing gegenübersteht, eine ausgewachsene Krise zu riskieren.

Wenn das Wahlergebnis unklar ist und eine instabile Koalition zu weiteren Wahlen führen sollte, und/oder das Verhältnis mit den Troika-Partnern auf einer schlechten Ausgangsbasis starten sollte, könnten wir an den Finanzmärkten für eine gewisse Zeit auf einer holprigen Fahrt sein. Dies könnte auch Auswirkungen auf die gesamte Eurozone, insbesondere die Peripheriestaaten, haben. Bisher sind die Aktien und Anleihen der Europeripherie jedoch ziemlich robust geblieben und das Einpreisen irgendeiner signifikanten Wahrscheinlichkeit eines griechischen Defaults bzw. Austritts dürfte übertrieben sein."

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