Angespannte Agrarmärkte dämpfen Neugeschäft

10.08.2016

Die schwache Entwicklung auf den Agrarmärkten spiegelt sich auch in der Geschäftsentwicklung der Landwirtschaftlichen Rentenbank wider. Die deutsche Förderbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum vermeldet für das erste Halbjahr 2016 ein Neugeschäft mit zinsgünstigen Programmkrediten in Höhe von 3,4 Mrd. Euro.

(fw/rm) Das sind 6,9 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bedingt durch die angespannte Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe blieb die Nachfrage nach Darlehen zur Liquiditätssicherung hoch. Sie erreichte in den ersten sechs Monaten 89,5 Mio. Euro. "Die schwierige Situation in der Landwirtschaft und das Niedrigzinsumfeld wirken sich natürlich auf unser Geschäft aus. Dennoch bleiben unsere Förderkredite attraktiv. Der Grund dafür liegt nicht nur im Zinsvorteil, sondern vor allem darin, dass wir den Hausbanken günstige Konditionen auch bei langen Laufzeiten anbieten können", so Dr. Horst Reinhardt, Sprecher des Vorstands der Rentenbank. Das Neugeschäft mit Programmkrediten entwickelte sich in den einzelnen Fördersparten unterschiedlich. Die Preiskrise auf den Agrarmärkten machte sich insbesondere in der Fördersparte "Landwirtschaft" bemerkbar. Hier sagte die Bank 1,1 Mrd. Euro neu zu, 24,6 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Gebäudefinanzierungen, aber auch Finanzierungen für Maschinen- und Flächenkäufe gingen stark zurück. In der Fördersparte "Erneuerbare Energien" stieg das Neugeschäft dagegen um 5,9 Prozent auf 732,8 Mio. Euro (erstes Halbjahr 2015: 692,1 Mio. Euro) an. Hierfür war ein kräftiger Zuwachs um 19,2 Prozent auf 608,3 Mio. Euro (510,2 Mio. Euro) bei Windkraftfinanzierungen verantwortlich, der stärker zu Buche schlug als der gleichzeitige Rückgang bei den Finanzierungen für Fotovoltaik- und Biogasanlagen. Die Neuabschlüsse in der Fördersparte "Agrar- und Ernährungswirtschaft" erreichten ein Volumen von 508,1 Mio. Euro (368,1 Mio. Euro), 38,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hier finanzierte die Bank vor allem Maschinen, Gebäude und Betriebsmittel. In der Fördersparte "Ländliche Entwicklung" lag das Neugeschäft mit 906,4 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (909,2 Mio. Euro).

Euro wichtigste Emissionswährung

Zur Refinanzierung ihres Fördergeschäfts nahm die Rentenbank im ersten Halbjahr 7,4 Mrd. Euro (8,4 Mrd. Euro) mittel- und langfristige Kapitalmarktmittel auf. Damit erreichte die Bank bereits rund zwei Drittel ihres für 2016 geplanten Emissionsvolumens von 11 Mrd. Euro. Wichtigstes Refinanzierungsinstrument blieb das Euro-Medium-Term-Note-Programm (EMTN), das mit 6,9 Mrd. Euro (3,3 Mrd. Euro) mehr als 90 Prozent zum gesamten Emissionsvolumen beitrug. Die wichtigste Emissionswährung im ersten Halbjahr war der Euro mit einem Anteil von 39 Prozent (7 Prozent) an der Mittelaufnahme, gefolgt vom US-Dollar mit 37 Prozent (60 Prozent) und dem Britischen Pfund mit 17 Prozent (2 Prozent).

Ertragsentwicklung durch Einmaleffekte geprägt

Im ersten Halbjahr 2016 lag das Betriebsergebnis (HGB) vor Risikovorsorge und Bewertung mit 136,9 Mio. Euro um 26,4 Mio. Euro oder 23,9  Prozent über dem Vorjahreswert (110,5 Mio. Euro) und übertraf damit die Erwartungen deutlich. Dafür waren im Wesentlichen Einmaleffekte verantwortlich: Der Zinsüberschuss überstieg mit 164,3 Mio. Euro den Wert des Vorjahreszeitraums (148,7 Mio. Euro). Während sich der Zinsüberschuss im Fördergeschäft erwartungsgemäß reduzierte, wurde dieser Rückgang durch geringere Aufwendungen für den Zinszuschuss bei Programmkrediten überkompensiert. Im Segment Kapitalstockanlage wirkte sich die Vereinnahmung einer Dividende in Höhe von 6,5 Mio. Euro nach einer konzerninternen Umstrukturierung erstmalig im HGB-Abschluss aus. Im Segment Treasury Management erhöhte sich der Zinsüberschuss aufgrund gestiegener Margen deutlich. Die Verwaltungsaufwendungen reduzierten sich von 34,0 Mio. Euro auf 31,5 Mio. Euro, da der Vorjahreswert durch hohe Abgrenzungen geprägt war. Das sonstige betriebliche Ergebnis er-höhte sich um insgesamt 9,0 Mio. Euro, unter anderem aufgrund einer durch den Gesetzgeber initiierten Umstellung des HGB-Rechnungszinses für Pensionsrückstellungen.

Bilanzsumme weiter gestiegen

Mit 87,6 Mrd. Euro war die Bilanzsumme (HGB) Ende Juni 2016 höher als am Jahresende 2015 (83,9 Mrd. Euro). Zurückzuführen ist der Anstieg vor allem auf die stichtagsbezogene Ausweitung des Geldgeschäfts. Die Forderungen an Kreditinstitute inklusive Barreserve stiegen auf 58,4 Mrd. Euro (55,7 Mrd. Euro) und erreichten einen Anteil von 67  Prozent (66  Prozent) an der Bilanzsumme. Die verbrieften Verbindlichkeiten bildeten mit 71,5 Mrd. Euro (67,3 Mrd. Euro) den größten Einzelposten auf der Passivseite der Bilanz. Ihr Anteil betrug 82  Prozent (80  Prozent). Die bilanziellen Eigenmittel (einschließlich nachrangiger Verbindlichkeiten) veränderten sich gegenüber dem Jahresultimo 2015 nur unwesentlich und beliefen sich am 30.06.2016 auf 4,7 Mrd. Euro.

Operatives Ergebnis nach IFRS leicht gestiegen

Das operative Ergebnis nach IFRS lag im ersten Halbjahr 2016 mit 124,8 Mio. Euro über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (118,8 Mio. Euro) und folgte damit tendenziell der Entwicklung nach HGB. Der Anstieg fiel aber nach IFRS deutlich geringer aus. Das Fair-Value- und Hedge-Ergebnis sank um 129,8 Mio. Euro auf -155,6 Mio. Euro. Es wird wie in der Vorperiode ganz wesentlich durch das negative Bewertungsergebnis der eigenen Emissionen in Höhe von -173,4 Mio. Euro bestimmt. Daneben belasteten negative Effekte im Makro-Hedge-Accounting das Ergebnis. Das über die Neubewertungsrücklage abgebildete Bewertungsergebnis hat sich dagegen durch gesunkene Credit Spreads positiv entwickelt und ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30,1 Mio. Euro gestiegen. Damit lag das Kon-zerngesamtergebnis zum 30.06.2016 mit -26,8 Mio. Euro (66,9 Mio. Euro) unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.

Kapitalquoten weiter erhöht

Die Kapitalquoten auf Basis der EU-Bankenverordnung (CRR) erhöhten sich aufgrund der Zuführung des Vorjahresgewinns im zweiten Quartal 2016 gegenüber dem Jahresende 2015. Die Kernkapitalquote betrug 22,7  Prozent (20,2  Prozent), die Gesamtkapitalquote 25,7  Prozent (23,2  Prozent). Beide Kennziffern lagen deutlich über den für die Rentenbank geltenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen. "Damit unterstreichen wir unsere Strategie, sowohl die Kapitalbasis als auch die Kapitalquoten nachhaltig zu stärken", so Hans Bernhardt, der im Vorstand für Finanzen verantwortlich ist. www.rentenbank.de