Alles ist möglich

27.10.2014

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In Maklerumfragen ist zumeist von schleppendem Neugeschäft die Rede. Dabei bietet ihnen die Kompositversicherung ein weites Betätigungsfeld. Mit ihren Bestandsprovisionen und Möglichkeiten zu vielerlei Anschlussgeschäften passt diese Versicherungssparte so gut wie kaum eine andere in die Zukunft. Noch attraktiver macht sie eine aktuelle Entwicklung.

Für die Sachversicherer war 2013 ein Seuchenjahr. In der Wohngebäudeversicherung mussten sie mit der höchsten Schadenlast seit sechs Jahren klarkommen. Allein das Juni-Hochwasser an Donau und Elbe und diverse Hagelstürme verursachten zu regulierende Schäden von knapp 3,2 Mrd. Euro und damit mehr als 40 % der gesamten Leistungen in der Wohngebäude- und Hausratversicherung. Diese standen mit 7,4 Mrd. Euro in den Büchern. Andererseits bot sich mit den Unwetter-Katastrophen ungewollt auch ein Anlass, Boden im öffentlichen Image gutzumachen. Schließlich können die Sachversicherer bei ihren Kunden nicht wie Lebensversicherer über Ablaufleitungen, sondern nur mit ihrem Schadenmanagement punkten. So sagte GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland anlässlich der Vorstellung des Naturgefahrenreports Angang Oktober in Berlin: „Wir haben Hunderttausende Menschen bei der Bewältigung der Unwetterfolgen unterstützt und bewiesen, dass wir auch in Extremsituationen schnell und zuverlässig sind." Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigten jedoch, so der GDV, wie wichtig Präventionsmaßnahmen und Versicherungsschutz seien. Wie auch immer – nicht nur für die Produktanbieter selbst, sondern auch für Makler bieten Schäden die Möglichkeit, sich positiv zu positionieren und mit bestehenden und möglichen Kunden ins Gespräch zu kommen. Dies betont auch Dr. Stefan Everding, Vorstand Vertrieb, Marketing und Produkt bei DOMCURA: „Genau hier liegt die große vertriebliche Chance. Der Berater kann seine Dienstleistungskompetenz nachhaltig unter Beweis stellen und damit die Bindung zum Kunden erheblich vertiefen." Anlass für Folgegeschäfte bietet die Wohngebäudeversicherung allemal. Hausbesitzer sind zumeist Familien mit Kindern und entsprechendem Haushaltsbudget. Da besteht über jahrzehntelange Betreuung immer wieder Bedarf an der einen oder anderen Police. Prof. Dr. Fred Wagner, Vorstand im Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig, moniert denn auch wohl zu Recht: „Immer wieder lesen wir in Maklerbefragungen von einer Marktsättigung in vielen Versicherungszweigen. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Ganz im Gegenteil: Die aktuelle Situation schreit förmlich nach Altersvorsorge, Berufs- und Pflegefallabsicherung, nach privaten Zusatzversicherungen angesichts eines erodierenden gesetzlichen Gesundheitssystems und nach betrieblicher Altersversorgung."

Zudem entsteht gerade ein neuer Markt mit großartiger Perspektive

Die Welt vernetzt sich immer stärker, im gewerblichen wie auch im privaten Bereich. Dateien werden in Wolken abgelegt, E-Mails können mittlerweile rechtlich verbindlich gestaltet werden, Briefe gehören mehr und mehr der Vergangenheit an. Das lockt verstärkt Kriminelle auf den Plan, denen in erster Linie an Kundendaten gelegen zu sein scheint. Weltweit hat die Zahl der Hackerangriffe auf Unternehmen laut Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Cooper (PWC) 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 48 % auf 42,8 Millionen Fälle geradezu explosionsartig zugenommen. Statistisch gesehen, kommt es jeden Tag zu 117.000 solcher Straftaten. Geradezu als Einladung dürften die Datendiebe verstehen, dass die von PWC befragten Unternehmen gleichzeitig an ihrer IT-Sicherheit sparen. Im vergangenen Jahr schmolzen die Budgets hierfür gegenüber dem Vorjahr um 4 %. Ganz im Gegensatz dazu weist der GDV auf die Bemühungen der deutschen Versicherungsunternehmen um die Datensicherheit für ihre Kunden hin: „Für die Versicherungswirtschaft spielt der Schutz von Kundendaten und der elektronischen Infrastruktur seit Längerem eine wichtige Rolle. Pro Jahr geben die deutschen Versicherer rund 4 Mrd. Euro für IT-Systeme aus." Damit nähmen sie eine Vorreiterrolle ein. Die kommt auch Hiscox zu, die mit „Cyber Risk Management by Hiscox" 2011 als erster Versicherer in Deutschland eine Cyberversicherung auf den Markt brachte.

Dem Begriff Management kommt hierbei eine ganz besondere Bedeutung zu, wie Michael Rosenberg, Senior Sales und Development Underwriter beim Versicherer, erläutert: „Wir arbeiten kontinuierlich daran, das Bewusstsein für digitale Risiken zu stärken. Ein besonderes Augenmerk legen wir neben der Absicherung von Risiken vor allem auf die Prävention: Damit es gar nicht erst zum Schadenfall kommt, beraten wir unsere Kunden in enger Zusammenarbeit mit Experten auch bei der Verbesserung ihrer IT-Systeme. Die wirksamste Absicherung besteht schließlich darin, einen Schadenfall von vornherein zu vermeiden." Mittlerweile bieten etliche Versicherer am deutschen Markt, von beispielsweise Allianz über AXA und HDI-Gerling bis hin zu Württembergische und Zurich, Cyber-Policen an. Aus gutem Grund, der Bedarf daran ist vorhanden, wie eine Hiscox-Erhebung im vergangenen Jahr gezeigt hat. Danach waren nämlich 94 % der mittelständischen Unternehmen hierzulande überhaupt nicht versichert, 41 % versandten sogar sensible Daten unverschlüsselt und mehr als jedes fünfte Unternehmen sicherte seine Daten nicht einmal backup. Für Makler bietet dieser flächendeckende Versicherungsnotstand ausreichend Raum für neues Kundenpotenzial. Dieses sucht die Branche ohnehin verstärkt im Kompositgeschäft. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Es ist deutlich weniger anfällig für Zinsrisiken, im Hinblick auf Solvency II leichter zu handhaben – und Diskussionen über Gewinnbeteiligungen erübrigen sich in diesem Bereich selbstredend. Vor allem aber sind die Provisionssätze anders gestaltet als in Leben und PKV. Sprich: Für die Versicherer ist dieses Geschäft weit weniger kostenintensiv. Andererseits bietet es Maklern ein stetiges Einkommen, in Zeiten von LVRG und IMD2 sowieso mehr und mehr eine Leitgröße. _(hwt)

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Kompositversicherung - Onlineausgabe 04/2014