Alles im Rahmen
20.03.2014
Die Finanzmarktregulierung setzt den Rahmen in dem sich Banken und Anleger gleichermaßen bewegen. Einigkeit besteht sowohl bei Emittenten als auch bei Regulierern in einem wesentlichen Punkt: Investoren, die aus welchen Gründen auch immer uninformiert sind, dürfen keine Finanzprodukte verkauft werden, die nicht ihrer Renditeerwartung und Risikoneigung entsprechen.
Wenn es um den aktiven Vertrieb von Zertifikaten geht, gilt folgendes: Strukturierte Produkte mit hohen Risiken wie Optionsscheine, werden im Beratungsgeschäft der Banken nicht vertrieben. Hier gilt es sehr genau zu unterscheiden. Zum einen gibt es die Anleger, die im Rahmen einer Anlageberatung eher defensive Finanzprodukte erwerben, und zum anderen sogenannte Selbstentscheider, die ohne Beratung selbständig investieren.
Spannend ist nun die Frage danach, wie risikobereit sich Zertifikate-Anleger in Deutschland selbst einschätzen. Um darauf eine Antwort zu finden, haben wir im Internet Anleger danach gefragt, wie sie sich selbst auf einer fünfstufigen Skala von sicherheitsorientiert bis spekulativ einschätzen. Bei den Umfrage-Teilnehmern handelt es sich in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Risikobereitschaft der Privatanleger große Unterschiede aufweist. An der Umfrage, die gemeinsam mit sechs großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich rund 3.500 Personen. 35 % hielten sich für sicherheitsorientiert oder begrenzt risikobereit. Mehr als jeder Fünfte zeigte eine mittlere Risikobereitschaft. 15 % hielten sich für vermehrt risikobereit. 29 % gehen die Risiken einer spekulativen Anlage ein und ordneten sich der höchsten Risikoklasse zu.
Die Ergebnisse unterstreichen einmal mehr, dass es den einen Typus Kleinanleger nicht gibt und auch nicht geben kann. Privatanleger unterscheiden sich eben auch in ihrer Risikoneigung erheblich voneinander. Das sollten Politiker und Verbraucherschützer bei all ihren nachvollziehbaren Bemühungen rund um den Anlegerschutz respektieren und berücksichtigen. Anleger, die bereit sind, für höhere Renditechancen auch größere Risiken einzugehen, dürfen nicht bevormundet werden.
(Autor: Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband)