Alle Zeichen auf Wachstum?
04.03.2025

Foto: © Martin Rettenberger - stock.adobe.com
Künstliche Intelligenz (KI) hat die Forschungslabore hinter sich gelassen und erobert in rasantem Tempo unseren Alltag durch sprachgesteuerte Geräte, digitale Assistenten, kollaborative Roboter, autonome Fahrzeuge und Drohnen. Fachleute erwarten, dass KI auch in den kommenden Jahren der wichtigste Wachstumsmotor im Technologiesektor bleibt. Doch mit der verstärkten Nutzung von KI-Anwendungen stellt sich die Frage: Wer profitiert tatsächlich davon?
Eine Untersuchung der Fraunhofer-Allianz Big Data mit dem Titel „Zukunftsmarkt Künstliche Intelligenz – Potenziale und Anwendungen“ zeigt, dass es zunehmend schwierig wird, in digitalen Medien zwischen Menschen und Bots zu unterscheiden. Auch am Arbeitsplatz werden immer mehr Routineaufgaben automatisiert. Diese Entwicklung wird durch Big Data und US-amerikanische Internetkonzerne vorangetrieben und verstärkt sich durch die fortschreitende Digitalisierung aller Wirtschaftsbereiche. Dank leistungsstarker Hardware- und Softwareplattformen ermöglichen maschinelle Lernverfahren der KI, komplexe Zusammenhänge aus großen Datenmengen zu erkennen, ohne dass eine explizite Programmierung erforderlich wäre.
Entscheidungen und Maßnahmen werden nicht nur auf Basis von Daten vorgeschlagen, sondern auch direkt zur Steuerung von Geräten und Prozessen verwendet. Durch tiefes Lernen mit künstlichen Neuronen können intelligente Maschinen in verschiedenen Sprachen kommunizieren, unsere Umgebung wahrnehmen und interpretieren. Laut den Herausgebern der Fraunhofer-Studie wird KI eine neue Kommunikationsschnittstelle zu unseren Wohnungen, Autos und tragbaren Geräten schaffen und traditionelle Eingabemethoden wie Touchscreens und Tastaturen zunehmend ersetzen. Im Bereich der KI-Anwendungen, wie z. B. autonome Roboter und intelligente Assistenten, zeichnen sich bedeutende Marktsegmente und wichtige Akteure ab. KI bleibt somit ein zentrales Thema im Technologiesektor.
Mike Glöckner, Analyst bei DJE Kapital AG, berichtet in seiner Studie „Zukunftsmarkt KI“, dass sich seit 2023, dem Beginn des KI-Booms mit der Einführung von ChatGPT, die anfängliche Euphorie gelegt habe. Nur einige ausgewählte Unternehmen konnten von der mittlerweile wieder positiven Marktstimmung profitieren. Insbesondere Firmen, deren Geschäft zu 20 bis 40 % von KI geprägt ist, zeigen Anzeichen einer stabileren Marktposition. Laut der DJEAnalyse gehören zu den Hauptakteuren im Bereich KI-Hardware Unternehmen, die Schlüsselkomponenten entwickeln und herstellen. NVIDIA, der führende Anbieter von Grafikprozessoren (GPUs), die für KI-Anwendungen entscheidend sind, besitzt über 80 % Marktanteil. Im Bereich der Hochleistungs-Speicherchips spielt SK hynix aus Südkorea eine zentrale Rolle mit einem Marktanteil von etwa 30 %. Broadcom, ein spezialisierter Anbieter aus den USA, erzielt rund 20 % seines Umsatzes im KI-Bereich. Taiwan Semiconductor, der weltweit führende Halbleiterhersteller, plant ab 2025 einen KI-Anteil von über 20 %.
Der Sektor der Hyperscaler – Unternehmen, die Cloud-Datenzentren mit enormen KI-Rechenkapazitäten betreiben – erweist sich als ziemlich robust. Diese Akteure sind entscheidend im Wettlauf um die Entwicklung führender Large Language Models (LLMs). Obwohl der Anteil des KI-Umsatzes der Hyperscaler noch hinter dem der Hardwareentwickler liegt, haben sie KI schnell zu einem strategischen Kernthema gemacht. Dank ihrer umfangreichen finanziellen Ressourcen konnten sie KI erfolgreich in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Zu den führenden Hyperscalern gehört Amazon, der größte Anbieter von Cloud-Infrastrukturen weltweit. Neben der Nutzung von NVIDIA-GPUs entwickelt das Unternehmen eigene KI-Chips und bietet eine Vielzahl von KI-Entwicklungstools an. Meta hat KI erfolgreich in der Werbung implementiert und monetarisiert, während das Unternehmen eines der führenden LLMs, LLaMA3.2, betreibt. Microsoft hat sich mit seiner Cloud-Plattform Azure und der Partnerschaft mit OpenAI frühzeitig im KI-Sektor positioniert, steht jedoch bei institutionellen Investoren unter Druck, wie eine Analyse von Morgan Stanley zeigt. Google, ein langjähriger Vorreiter im KI-Bereich, betreibt mit DeepMind eines der führenden KI-Labore und hat mit Gemini ein fortschrittliches LLM entwickelt, das jedoch Konkurrenz durch Plattformen wie ChatGPT, Claude und Perplexity bekommt. Diese Unternehmen gehören zu den führenden Akteuren im KI-Sektor und haben bereits bedeutende Erfolge erzielt. Daneben existieren zahlreiche kleinere Unternehmen, die innovative Ansätze verfolgen, jedoch auch höheren Investitionsrisiken ausgesetzt sind. Die jüngste Erholung im KI-Sektor hat gezeigt, dass viele kleinere Anbieter zurückgeblieben sind, während mittelgroße Wettbewerber im Chip- oder Netzwerkbereich ebenfalls vor Herausforderungen stehen.
Johan Van der Biest, Co-Head of Thematic Global Equity bei Candriam, hat zusammen mit seinen Kollegen den KI-Markt aus Anlegersicht untersucht. Er empfiehlt, dass Anleger die Einnahmen der Unternehmen analysieren sollten, um Nachzügler und jene Firmen, die zu schnell gehandelt haben, zu identifizieren. Nur so können Unternehmen herausgefiltert werden, die sich in einer optimalen Position befinden. Es gibt jedoch auch Risiken, insbesondere den Missbrauch der Technologie. Trotz der Bemühungen größerer Investoren zur Risikominderung bleibt die Frage, wie man verantwortungsvoll und profitabel investieren kann. Seit der Einführung von ChatGPT haben Aktien im Bereich künstliche Intelligenz den breiteren Markt um fast 70 % übertroffen und waren entscheidend für die positive globale Marktentwicklung. Am besten positioniert sind Unternehmen, die die Infrastruktur für das Training von KI-Modellen bereitstellen, einschließlich Halbleiterherstellern für GPUs und Firmen, die moderne Datenzentren bauen. Auch Anbieter von Stromgeneratoren, Kühlsystemen für Rechenzentren und Chipdesigns spielen eine wichtige Rolle. Der durch KI generierte Umsatzanteil in diesen Sektoren liegt zwischen 10 und 80 %, was zu einer erheblichen Kursentwicklung führt. Angesichts der Investitionspläne der Hyperscaler prognostiziert Candriam, dass dieser Sektor weiterhin stark wachsen wird. (sg)

Die EZB dürfte die Zinsen bis Jahresmitte auf 2 Prozent senken
