Alle Pfeile zeigen Richtung USA
03.07.2018
Die Führungsriege von Fundamental Capital(v. li. nach re): CIO Jörn Schimanski, COO Oliver Matyschik, CEO Uwe Zimmer und CGO Arthur Vott / Foto: © Fundamental Capital
Und da ist es passiert. Wie eigentlich schon zu erwarten, hat sich Europa für die schlechteste Lösung im Umgang mit den US-Strafzöllen entschieden. Ab Juli treten die von der EU ausgearbeiteten Zölle gegenüber der USA in Kraft. Getroffen hat es insbesondere Konsumgüter, wie Jeans, Bourbons, Zigaretten oder Motorräder. Produkte, die eben typisch „America“ sind. Nun ist es das gute Recht der EU auf eine wahrgenommene Provokation zu reagieren. Aber die Reaktion – vor allem bestätigt durch die skurrile Auswahl der betroffenen Produkte – ähnelt eher einem Kindergartenspiel. Das Schlimme daran ist, dass sich alle Beteiligten in der EU ihrer Handlung durchaus bewusst sind. Noch im März polterte Jean-Claude Juncker: „Wir können auch dumm sein. Wir müssen also auch so dumm sein.“
Rückt man die Zahlen in ein Verhältnis, so streitet man sich gerade wegen Peanuts. Europas Stahl- und Aluminium Exporte an die USA repräsentieren ca. 0,05% des eigenen BIPs. Wegen 0,05% ist man aktuell also bereit ein Risiko einzugehen, weitere Tarife zu provozieren. Und dass die als Reaktion folgen werden, ist fast schon sicher. Nochmal, für Trump geht es nicht darum, wie einige denken, den Welthandel auszubeuten, sondern um Gleichstellung. Und da laut US-Brille das Handelsdefizit mit der EU bei ca. 150 Milliarden liegt, wovon rund 20% Autoexporte ausmachen, liegt bei ihm ein großes Interesse daran, sich als nächstes die Autoindustrie vorzunehmen. Und die hat bei weitem eine größere Auswirkung auf die Wirtschaft der EU.
Besonders gefährlich ist die Tatsache, dass alle wichtigen Beteiligten (China, USA, EU) aktuell denken, sie würden als Sieger aus so einem Kampf hervorgehen. In gewisser Weise ähnelt die aktuelle Lage also einer kindlichen Mutprobe. Dass langfristig alle Beteiligten einen Schaden davonziehen, ist historisch gesehen schon sicher. Relativ betrachtet, bleiben wir bei unserer Aussage: Europa hat in diesem Kampf mehr zu verlieren als die USA. Nicht nur, weil die Wirtschaft dort besser läuft, sondern auch, weil Exportnationen für Handelskriege anfälliger sind. Schließlich wird damit der Wohlstand erwirtschaftet.
Sollte darüber hinaus Trump durch sein Handeln die Weltwirtschaft tatsächlich in eine Krise stürzen, so hat die FED dann prognostiziert ca. drei Prozentpunkte mehr an Zinsen als die EZB vorzuweisen, um einen Abschwung zu bekämpfen. Auf der anderen Seite, sollte durch die Zölle die Inflation in Europa ansteigen, haben wir wegen den Schulden der Euro-Länder kein Spielraum für die nötigen Zinserhöhungen, um eine Überhitzung zu vermeiden. In der Tat, eine Sackgasse für die EU. China liegt irgendwo dazwischen. Aufgrund der gemanagten Währung, könnte der Staat intervenieren, um seine Währung absichtlich zu schwächen und die Zölle damit teilweise auszugleichen.
Zinsen
Achtung, Zins-Inversion voraus.
Aufgrund der unveränderten Lage in Europa konzentrieren wir uns in dieser Ausgabe auf die Zinspolitik der USA. Zum Ende des Monats hob die FED ihr Leitzinsziel erneut auf ein Level von mittlerweile 2% an. Aufgrund der von der FED bekundeten Absicht, die Zinsen weiter steigen zu lassen, kam diese Entwicklung jedoch kaum überraschend. Erwartet werden in diesem Jahr mindestens zwei weitere Erhöhungen in jeweils 0,25% Schritten. Damit treten die Amerikaner im weltweiten Vergleich weiterhin am stärksten auf das Gaspedal im Versuch aus der Nullzinspolitik zu entkommen.
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