Albtraum Alpe-Adria geht weiter
23.11.2014
Die Hypo Alpe Adria ist ein Poker-Spiel zwischen Österreich und dem Freistaat Bayern. Am Zug sind jetzt wieder die Bayern, und die lassen sich reichlich Zeit. Sie prüfen ihre Spielkarten und Chancen.
2014-11-24 (fw/db) Für die Bayern LB ist die erforderliche Zustimmung zum Verkauf der Balkan-Töchter der verstaatlichen Hypo Alpe Adria an den amerikanischen Investor Advent International und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) weder Routine noch eine Formalie. Die Bank des bayerischen Freistaates könnte die Herausforderung annehmen und die Zustimmung verweigern.
Die Bayerische Landesbank droht dem Staat Österreich bei der Abwicklung der verstaatlichten Skandalbank Hypo Alpe Adria die Gefolgschaft zu verweigern. Die Zustimmung zum Verkauf der Balkan-Töchter an den Finanzinvestor Advent und die EBRD wird von der Landesbank Bayern nicht locker gesehen.
„Wir sehen uns den Vorgang sehr genau an“, sagt ein Insider gegenüber der Wirtschaftszeitung Handelsblatt. „Das ist keine Formalie.“ Schließlich sei die Landesbank aus aktienrechtlichen Gründen zu einer exakten und intensiven Prüfung verpflichtet, so die Begründung der Bayern.
Eine Spezialeinheit („Task Force“) von Experten untersuche aktuell die Bilanzen der Banken auf dem Balkan, wobei die Institute in Kroatien mit einer Bilanzsumme von 3,9 Milliarden Euro und in Slowenien mit 1,6 Milliarden Euro die größten Posten beisteuern. Die Bayern LB will die Entscheidung über ein mögliches Nein zum Verkauf der Südosteuropa-Tochter sorgfältig abwägen. Seit knapp zwei Wochen habe man Zugang zum Datenraum. Bis es zu einer abschließenden Beurteilung komme, könnte es 14 Tage dauern. Im Mittelpunkt der Prüfung, so die Insider, stehe nicht der Kaufpreis, den Advent und EBRD zahlen werden. Die Pressestelle der Bayern LB selbst wollte sich zum Ergebnis oder der laufenden Prüfung nicht äußern.
Dem Verkauf der südosteuropäischen Banken der ehemaligen Hypo Alpe Adria muss die Bayerische Landesbank als der frühere Eigentümer neben dem heutigen Eigentümer, der Republik Österreich, zustimmen. Dieses Recht wurde der Bayerischen Landesbank bei der Gewährung ihrer Kredite an die Hypo Alpe Adria in den Jahren 2008 und 2009 zugestanden. Ein klares „Nein“ aus München würde das Geschäft der Österreicher verhindern.
Wer zahlt für das Geschäft?
Die im Herbst gefallene Entscheidung für den Investor Advent mit dem Juniorpartner EBRD kam nicht überraschend. Das waren zuletzt die einzigen ernsthaften Bieter für die Hypo-Töchter auf dem Balkan. Die Hypo Alpe Adria ist in Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina tätig. Ende des ersten Halbjahres waren die Häuser noch mit 89 Millionen Euro bewertet worden, Ende 2013 war das noch eine halbe Milliarde Euro.
Der Verkauf der Beteiligungen in Südosteuropa ist die Voraussetzung für eine „Bad Bank“. Diese firmiert unter dem umständlichen Namen „Heta Asset Resolution“. Zum Kaufpreis gibt es unterschiedliche Spekulationen. Vor Wochen noch war von einem Kaufpreis von 200 Millionen die Rede. Die österreichische Nachrichtenagentur Apa meldete am Wochenende, die Balkan-Töchter würden zusätzlich mit einem „negativen Kaufpreis“ von einer halben Milliarde Euro „veräußert“. Die Käufer Advent und EBRD wollen sich gegen Rechtsrisiken absichern. Ziel ist es, dass Advent die Südosteuropa-Banken geschenkt bekommt und die österreichischen Steuerzahler finanzieren eine halbe Milliarde Euro.
Für Advent als Investor ist das Engagement im Bankengeschäft auf dem Balkan völliges Neuland. Die 1984 gegründete Investmentgesellschaft wurde als Investor beim Parfümerie-Handelskonzern und Buchhändler (Thalia) Douglas Holding bekannt.
Für Österreich ist die Abwicklung der Hypo Alpe Adria ein finanzpolitisches Desaster. Die schwarz-roten Regierung in Wien hat für die Abwicklung der Klagenfurter Bank bereits 8,6 Milliarden Euro aufgewendet. Die Risiken, die in der „Bad Bank Heta“ stecken, werden auf gigantische 18 Milliarden Euro geschätzt.
Dietmar Braun