Alarmstufe Rot?
11.06.2015
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Berufskritikaster lieben Gerüchte, sind sie doch zuweilen der eigenen Sache ungemein dienlich. Was die nach wie vor bevorzugte private Altersvorsorge der Deutschen betrifft, verdrehen sie auch gerne mal Fakten oder lassen sie unter den Tisch fallen. Umso wichtiger im Rahmen der biometrischen Absicherung ist es deshalb, dass die Vermittler mit breiter Brust in die Beratung gehen.
Im Jahr 2013 gab es erste Gerüchte, einigen deutschen Lebensversicherern drohe die Insolvenz. Verschärfte Anforderungen ans Eigenkapital und die anhaltende Niedrigzinsphase wirkten wie eine brisante Mischung für die Stabilität der Gesellschaften. Dies hatten notorische Kritiker in Aussagen der BaFin hineingelesen, die ihrerseits das allerdings nicht so gemeint haben wollte. Vor wenigen Wochen dann dies: Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlage in gleicher Sache Alarm. Halte der niedrige Zins noch lange an, könnten manche Unternehmen ihre Kapitalanforderungen nicht mehr erfüllen. Dies zeigten Stresstests. „Mini-Zinsen ruinieren Versicherer" titelte die Speerspitze deutscher Meinungshoheit, die Bild-Zeitung, am 16. April, um am Ende des Berichts gleich wieder zurückzurudern. Und dabei mit dem Bund der Versicherten ausgerechnet die Experten beschwichtigend zu Wort kommen zu lassen, die Lebensversicherungen dereinst für „legalen Betrug" hielten: „Vorerst wird kein deutscher Anbieter die Segel streichen. Allenfalls ‚wenige, kleine Versicherer' drohten in Schieflage zu geraten. Dies betreffe nur einen kleinen Teil der insgesamt 92,5 Millionen Lebensversicherungsverträge, die in Deutschland abgeschlossen wurden."
Die Lebensversicherung ist ein ganz wichtiger und
nach überwiegender Meinung unverzichtbarer Bestandteil
der biometrischen Vorsorge.
Nimmt sie den Kunden doch zumindest ein Stück weit die Furcht, in einem immer längeren Leben am Ende nicht mehr mit den finanziellen Mitteln auszukommen. Gemeint ist damit das Langlebigkeitsrisiko, das eine ebenso große Bedeutung hat wie etwa das BU- oder Pflegerisiko. Und jetzt sollen sich die Deutschen nicht mehr auf die Zahlungsfähigkeit ihrer Versicherungspartner verlassen können? Licht ins Dunkel bringen seriöse Ratings. Der 20. Jahrgang des M&M Ratings LV-Unternehmen sowie des M&M Belastungstests zeigten „eine starke Spitzengruppe und insgesamt eine ausgeprägte Stabilität im Stresstest", teilte MORGEN & MORGEN Ende Oktober vergangenen Jahres mit. Sieben Anbieter erhielten die Höchstbewertung von fünf Sternen, weitere 17 eine überdurchschnittliche von vier Sternen. Zusätzlich habe der Belastungstest den Nachweis erbracht, dass „die Stabilität der Unternehmen nach wie vor gewährleistet ist". „Um trotz Zinsflaute noch möglichst attraktive Produkte anbieten zu können, müssen die Versicherer weiterhin sparsam sein und ihre Kosten optimieren. Dass die Branche hier bereits erfolgreich aktiv ist, zeigt die Tatsache, dass unsere Analysten bei den Abschluss- und Verwaltungskosten schon seit mehreren Jahren einen fallenden Trend erkennen", attestiert Geschäftsführer Joachim Geiberger der Branche. Auch das im Sommer verabschiedete Lebensversicherungsreformgesetz impliziere solche Maßnahmen und verpflichte die Versicherer, die einkalkulierten Abschlusskosten zu vermindern. Und der map-report kam Ende März in seiner „Bilanzanalyse Deutscher Lebensversicherer" unter der Titelzeile „Totgesagte leben länger" zu dem Schluss: „Trotz der nicht abreißenden Meldungen über unrentable und überteuerte Produkte der Lebensversicherer konnte das Vertrauen der Verbraucher bisher noch nicht nachhaltig erschüttert werden."
Es ist längst nicht ausgemacht, ob die Zinsen auf mittlere
Sicht nicht doch wieder steigen werden.
Martin Gräfer, Vorstand Vertrieb und Service in der Versicherungsgruppe die Bayerische, warnt allerdings vor voreiligen Schlüssen: „Das lässt sich nicht so pauschal beantworten, weil es stark davon abhängt, wie schnell der Zins steigt und wie die Kapitalanlagestruktur eines Lebensversicherers aussieht." Bei der Bayerischen biete man aktuell eine Überschussbeteiligung zusammen mit dem Schlussgewinnanteil sowie der Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven von 4,05 %. Gräfer: „Damit liegen wir weit über den derzeit üblichen Kapitalrenditen." Geiberger rechnet sehr vorsichtig ohne hin nicht mit einer plötzlichen Revolution zugunsten der Kunden: „Wenn die gesetzlichen Anforderungen zur Berechnung der Zinszusatzreserve nicht modifiziert werden, würde sich ein Anstieg des Marktzinses nur sehr langsam auswirken."
Die Kundschaft setzt seit einiger Zeit ohnehin stärker
auf fondsgebundene Policen. Doch ist Spekulation das
geeignete Fundament für eine umfassende Altersvorsorge?
Thomas A. Fornol, Leiter Intermediärvertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland, hält das unter bestimmten Voraussetzungen für durchaus sinnvoll: „Das kommt darauf an, ob ein fondsgebundenes Produkt auch entsprechende Garantien abbilden kann. Mit Swiss Life Maximo bieten wir zum Beispiel sieben Garantien, wie wir sie auch aus der klassischen Produktwelt kennen: garantierte Rente, garantiertes Kapital, garantierte Rückkaufswerte, garantierte Todesfallleistung, garantierter Rentenfaktor ohne Treuhänderklausel, garantierte Günstigerprüfung der Rechnungsgrundlagen zum Rentenbeginn und eine garantierte (befristete) Beitragsfreistellung." Doch was passiert, wenn die Zinsen plötzlich wieder steigen und die bisher vornehmlich von der Politik des billigen Geldes getriebenen Aktienkurse bröckeln? Fornol erwartet dann dieselben Auswirkungen, wie es sie bereits in der Vergangenheit beim Einbruch des neuen Marktes und während der Finanzmarktkrise gegeben habe: „Darum muss ein gutes fondsgebundenes Produkt die Möglichkeit bieten, sehr schnell in ‚sichere' Anlagemöglichkeiten zu wechseln, zum Beispiel in festverzinsliche Wertpapiere. Genau das machen wir mit unserer Produktfamilie Swiss Life Maximo möglich. Maximo beobachtet täglich das Geschehen am Kapitalmarkt und greift im Bedarfsfall sofort ein, um die Investments zu sichern." (hwt)