Aktienmarkt 2025: Small Caps, Value-Titel und zyklische Werte

13.12.2024

Knut Hellandsvik. Foto: @ DNB Asset Management.

Die Zukunft des Aktienmarktes vorherzusagen, ist kein leichtes Unterfangen - das haben uns die letzten fünf Jahre gelehrt. Es war eine Zeit voller Ereignisse, mit denen man kaum rechnen konnte. Diese reichen von der weltweiten Pandemie bis hin zu einem ausgewachsenen Krieg auf dem europäischen Kontinent. Trotz all der negativen Schlagzeilen hat sich der globale Aktienmarkt als widerstandsfähig erwiesen und geduldigen Anlegern fantastische Renditen beschert.

Der US-Aktienmarkt war jedoch der wichtigste Treiber für die globale Aktienperformance. Tatsächlich ist der US-Anteil am MXWO in den letzten zehn Jahren von 54 Prozent auf 73 Prozent gestiegen. Unter den 15 größten Unternehmen in der MXWO befindet sich nur ein einziges Unternehmen, das nicht aus den USA stammt: Novo Nordisk - auf Platz 15. Zum Vergleich: Vor zwanzig Jahren waren in der MXWO noch fünf nicht-amerikanische Unternehmen vertreten. Viele sprechen von "amerikanischem Exzeptionalismus", und in der Welt der Aktien ist dies angesichts der Dominanz des US-Aktienmarktes sicherlich ein reales Phänomen. Seit Anfang 2020 haben der S&P 500 und der Nasdaq 100 eine Rendite von 100 Prozent bzw. 146 Prozent erzielt. Im selben Zeitraum hat der Eurostoxx 600 41 Prozent der Nikkei 225 76 Prozent und der MSCI Emerging Markets nur 11 Prozent zugelegt. Ein Großteil der Outperformance der USA ist eindeutig auf die großen US-Tech-Unternehmen zurückzuführen, allen voran die Magnificent 7 (Amazon, Apple, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla).

Mit dem Aufkommen der generativen künstlichen Intelligenz als jüngstem Trumpf ist die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen allein in den letzten zwei Jahren um 200 Prozent gestiegen. Infolgedessen machen diese sieben Unternehmen nun über 30 Prozent des S&P 500 Index aus, und die 10 größten Unternehmen sogar 36 Prozent in diesem Index. Schaut man sich den MXWO an, haben diese 10 US-Aktien einen Anteil von 25 Prozent - die größte Konzentration, die wir in der Geschichte erlebt haben.

Alle wichtigen regionalen Märkte haben im Jahr 2024 einen Bewertungsanstieg verzeichnet. Es überrascht nicht, dass die USA auch hier an der Spitze stehen. Das 12-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnis für den US-Aktienmarkt liegt deutlich über dem bisherigen 20-Jahres-Hoch und dem Mittelwert. Das gilt selbst dann, wenn man die großen Technologiewerte ausklammert. Im Vergleich dazu werden Japan und Europa im Einklang mit ihrem 20-Jahres-Mittelwert gehandelt, während China unter diesem Niveau notiert. Was sollten wir vor diesem Hintergrund vom globalen Aktienmarkt im Jahr 2025 erwarten?

Kurzfristig positive Auswirkung der Trump-Präsidentschaft

Das Gesamtbild für Aktien sieht vielversprechend aus, da weitere Zinssenkungen der Zentralbanken, relativ niedrige Arbeitslosenquoten und eine widerstandsfähige Weltwirtschaft erwartet werden. Die neue Präsidentschaft von Trump in Kombination mit einer republikanischen Mehrheit im Kongress bedeutet einen Regimewechsel für die Weltwirtschaft und die Märkte. Kurzfristig erwarten wir, dass sich die Trumponomics positiv auf den US-Aktienmarkt auswirken werden, da niedrigere Steuern und weniger Regulierung wahrscheinlich sind. Dies dürfte sich reflationär auswirken und eine breitere Erholung auslösen, die auch kleinere und mittlere Unternehmen erreicht und insbesondere den wertorientierten und zyklischen Teilen des Aktienmarktes zugute kommt. Der Russell 2000 Index ist zwei Jahre in Folge massiv hinter dem S&P 500 Index zurückgeblieben und könnte im nächsten Jahr eine deutliche Rallye erleben. Im Blick von Anlegern sollten auch US-Finanzwerte sein, die von der geringeren Regulierung sowie den verstärkten Fusionen und Übernahmen und Kapitalmarktaktivitäten nach einigen Jahren mit unterdurchschnittlichen Aktivitäten profitieren könnten. Anreize ergeben sich für uns aus einer Reihe von Faktoren: aus auslaufenden Private-Equity-Portfolios, fällig werdenden Risikokapital-Pipelines und höheren Bewertungen. Schätzungen zufolge verfügt Private Equity über 4 Billionen US-Dollar an freien Mitteln, die amerikanischen Unternehmen weisen in ihren Bilanzen 7,5 Billionen US-Dollar an Barmitteln aus. Dennoch bleibt die Frage, wie sich Trumps erhöhte Zölle und die reduzierte Einwanderung auf die Wirtschaft auswirken werden. Die Befürchtung ist, dass diese politischen Initiativen zu einer höheren Inflation und damit zu höheren Zinsen führen werden, welche die Wirtschaft bremsen könnten.

Plus von 5-10 Prozent für den globalen Aktienmarkt im Jahr 2025

Was ist mit Europa? Die Region wird mit einem Rekordabschlag gegenüber den USA gehandelt - auch wenn man die Sektorzusammensetzung berücksichtigt. Tatsächlich hat Europa in acht der letzten zehn Jahre schlechter abgeschnitten als die USA, und im laufenden Jahr wird die Underperformance in Dollar gerechnet wohl die schlechteste aller Zeiten sein. Es ist kein Wunder, dass die Stimmung unter den globalen Anlegern gegenüber der Region miserabel ist und die meisten untergewichtet sind. Selbst jetzt fällt es den Anlegern schwer, angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums, der geringen chinesischen Nachfrage, der politischen Instabilität und des Risikos erhöhter US-Zölle ein großes Potenzial zu erkennen. Weitere Zinssenkungen der EZB, ein schwächerer Euro und eine marktfreundlichere Politik könnten positive Auslöser für eine bessere Aktienperformance sein. Unter den in Europa notierten globalen Unternehmen sehen wir gute Chancen einigen, die mit einem deutlichen Abschlag gegenüber ihren US-Pendants gehandelt werden. Was die Sektoren betrifft, so haben Luxusaktien angesichts der schwachen chinesischen Nachfrage und einer allgemeinen Wachstumsverlangsamung nach dem Covid-Boom in letzter Zeit schlecht abgeschnitten. Angesichts der starken Nachfrage aus dem Nahen Osten und den USA sehen wir jedoch noch Luft nach oben für den Kurszielen. Interessant ist, dass das Nettovermögen der US-Haushalte angesichts des starken Aktien- und Immobilienmarktes allein im letzten Jahr um 10 Billionen Dollar gestiegen ist. Darüber hinaus erscheinen uns einige der führenden europäischen Technologie- und Gesundheitstitel als risikoarm.

Im Blick haben wir auch weiter den japanischen Aktienmarkt, der nach einem starken Jahresbeginn unter der Auflösung der Carry Trades Anfang August und den politischen Unruhen im Herbst litt. Die zugrundeliegende Wachstumsstory bleibt intakt, angetrieben durch die inländische Reflation, das Reallohnwachstum, den schwachen Yen, die Beschleunigung der Aktienrückkäufe und die laufenden Unternehmensreformen. Positiv sind aus unserer Sicht der Industriesektor und Unternehmen, die auf den heimischen Verbraucher ausgerichtet sind.

Für die Schwellenländer könnte es ein weiteres schwieriges Jahr werden, da die Aussichten auf einen weiterhin starken Dollar nach wie vor unser Basisszenario sind. Daher empfehlen wir Anlegern, selektiv vorzugehen. China steht weiterhin vor einer Herausforderung, da die Inlandsnachfrage nach dem Platzen der Immobilienblase schwach bleibt. Die staatlichen Konjunkturprogramme haben sich noch nicht als wirksam genug erwiesen, um den Binnenkonsum anzukurbeln. Außerdem würde ein verschärfter Handelskrieg mit den USA die Aussichten nicht verbessern. Wir sehen Indien nach wie vor als Nettogewinner, da globale Unternehmen ihr China-Engagement reduzieren. Wir gehen davon aus, dass der indische Aktienmarkt durch ein anhaltend starkes Wirtschaftswachstum unterstützt wird, das von einer wachsenden Mittelschicht, der Urbanisierung, einer unternehmensfreundlichen Regierung und einer jungen, gut ausgebildeten Erwerbsbevölkerung getragen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir nicht mit einem dritten Jahr in Folge mit einer Rendite von 20 % für globale Aktien rechnen, sondern mit einem verhalteneren Plus von 5-10 %, der hauptsächlich durch das Gewinnwachstum getrieben wird. Wir glauben, dass sich eine Diversifizierung auszahlen wird, da wir eine breiter gestreute Ertragslage sehen: Kleinere Unternehmen, Value-Titel und zyklische Werte sollten das Potenzial haben, sich gut zu entwickeln. Schließlich erwarten wir einen volatilen Markt angesichts eines höchst unsicheren geopolitischen Hintergrunds und eines unberechenbaren Weißen Hauses.

Marktkommentar von Knut Hellandsvik, Leiter Aktien bei DNB Asset Management.