Aktienkultur hält schwierigen Bedingungen stand

11.08.2022

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In den letzten Jahren hat sich eine neue Aktienkultur bei Privatanlegern in Deutschland etabliert. Diese trotz nun der schwierigen Marktlage. Das zeigt die Sommer-Erhebung des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) durch das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).

Mit einem Wert von 28,9 verzeichnet der Index zwar einen leichten Rückgang gegenüber der Winter-Erhebung (31,3), liegt aber über dem Vergleichswert des Vorjahres (2021: 27,6). Bei einer Spannweite von -100 bis +100 verbleibt er somit auf einem optimistischen Niveau. Der Index wird halbjährlich durch eine repräsentative Stichprobe mit rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erhoben. INSA-Consulere fragt dabei im Auftrag des DIVA die Haltung zu langfristiger Vermögensbildung und aktienbasierten Anlageformen ab. Darunter fallen neben Einzelwerten auch Investmentfonds und fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen mit signifikantem Aktienanteil.

Für Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, sind die aktuellen Ergebnisse ein positives Signal für die Aktienkultur in Deutschland: „Die Talfahrt der Börsen ist vor allem auf institutionelle und spekulative Anleger zurückzuführen. Sie haben mit massiven Aktienverkäufen auf den Ukraine-Krieg und den Zinsanstieg reagiert. In einem solchen Umfeld hätte ein deutlicher Rückgang des Geldanlage-Index als Stimmungsbild der privaten Anleger nicht überrascht.“ Die Ergebnisse der DIVAX-Erhebung widerlegten diese Vermutung. Die Menschen ließen sich nicht mehr so schnell durch Börsenturbulenzen verunsichern: „Die Menschen in Deutschland verstehen offensichtlich zunehmend, dass kurzfristige Schwankungen am Aktienmarkt in der langfristigen Betrachtung wenig Relevanz haben,“ so Heuser. „Der DIVAX-GA lässt den Schluss zu: Die deutsche Aktienkultur ist robust und wird ihre Reifeprüfung in den aktuellen Verwerfungen sehr wahrscheinlich bestehen.“

Aktien beliebt bei Jüngeren

Unterstützende Faktoren für die anhaltende Tendenz zu aktienbasierten Anlagen sieht Michael Heuser in den weltweit hartnäckig hohen Inflationsraten, die deutlich über den Nominalzinsen liegen: „Wer zinsbasiert spart, verliert weiterhin real Vermögen. Auch das haben die Bürger gemäß den Umfragewerten verstanden. Aktienbasierte Strategien werden mit Blick auf die Renditechancen als inflationsrobust bewertet.“

Besonders die junge Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen begeistert sich für aktienbasierte Anlagen. Beschränkt man die Indexberechnung auf diese Gruppe, liegt der Wert bei 56,1 Indexpunkten. Er ist innerhalb eines Jahres um fast 50 % gestiegen und ist so inzwischen fast genau doppelt so hoch wie der Index für die Gesamtbevölkerung (28,9). Dazu Heuser: „Gerade junge Menschen haben noch sehr viel Zeit, um vorübergehende Tiefs an den Börsen durchzustehen und weiter zu investieren. Die hohen Indexwerte in dieser Altersgruppe sind deshalb positiv zu werten. Die ältere Generation hat dagegen bereits Vermögen aufgebaut und für das Leben im Alter eingeplant.“

„Falls Teile der Politik weiterhin glauben, dass verpflichtende Gesetze notwendig seien, um das Anlageverhalten der Bürger mehr in Richtung aktienbasierte Anlagen zu lenken, sollten sie sich den Deutschen Geldanlage-Index und seine Entwicklung der letzten Jahre ansehen“, findet Dr. Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater (BDV). „Das hohe Zutrauen der Bürgerinnen und Bürger zu Aktien bleibt auch im schwierigen Marktumfeld bestehen. Null- und Strafzinsen bewirken bei immer mehr Anlegern ein Umdenken in Richtung Aktiensparen. Außerdem helfen die rund 200.000 Beraterinnen und Berater der Finanzbranche mit, das Aktiensparen zu erklären und Vertrauen dafür aufzubauen. Das Ergebnis: Die Anzahl der Fondssparpläne hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Jetzt gilt es, den Weg, den die Bevölkerung eigenständig gewählt hat, auch politisch anzuerkennen und zu fördern. Möglich ist dies zum Beispiel, indem langfristiges Aktiensparen für das Alter gezielt gefördert wird.“

Alle Ergebnisse des aktuellen Deutschen Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) finden Sie hier. (lb)