Aktienberatung Fehlanzeige

09.07.2014

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Die Börse boomt und keiner geht hin. Vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest private Investoren meiden die Direktanlage in Aktien. Schuld sei die Regulierung der Anlageberatung, so das Deutsche Aktieninstitut (DAI).

(fw/ah) Mehr als jedes fünfte Kreditinstitut hat sich ganz aus der Aktienberatung verabschiedet. Bei zwei Dritteln der befragten Banken ist die Zahl der Kundengespräche zu Aktien gesunken. Lediglich bei jedem zehnten Institut hat sich die Anlageberatung zu Aktien nicht verringert.

„Mit den Banken gehen wichtige Fürsprecher und Wissensvermittler der Aktienanlage verloren. Dies ist ein schwerer Schlag gegen die ohnehin gering ausgeprägte Aktienkultur in Deutschland", sagte Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts. „Dies alles geht zu Lasten der Anleger", ergänzt Bortenlänger.

Als besonders problematisch bewerten die Umfrageteilnehmer das Beratungsprotokoll, das bei jeder Anlageberatung erstellt werden muss. „Der große Aufwand bei der Erstellung des Protokolls wird als wesentlicher Grund genannt, warum viele Banken überhaupt keine Aktienberatung mehr anbieten", so Bortenlänger. Kreditinstitute, die weiterhin zu Einzelaktien beraten, beklagen sich über den Zeitaufwand für die Dokumentation. So gibt fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer an, dass die Protokollierung der Beratung das Gespräch mit Neukunden um mehr als 40 Minuten verlängert. Bei Altkunden sind es im Schnitt immerhin noch zwischen 20 und 40 Minuten. „Dies ärgert vor allem diejenigen Kunden, die eigentlich darauf verzichten möchten, aber dies nicht Deutsches Aktieninstitut können, weil der Gesetzgeber es nicht erlaubt", stellt Bortenlänger fest.

Ebenso kritisch wird von den Umfrageteilnehmern das Produktinformationsblatt gesehen, das dem Kunden bei jeder Kaufempfehlung zur Verfügung gestellt werden muss. In der Regel beziehen die Banken den sogenannten „Beipackzettel" kostenpflichtig von Drittanbietern. Gerade für kleinere Banken lohnt dieser Aufwand nicht, auch weil die Umfrageteilnehmer den Nutzen des Informationsblatts für die Kunden als gering einschätzen.

Als Konsequenz aus der Umfrage fordert das Deutsche Aktieninstitut, dass erfahrene Anleger auf die Protokollierung des Beratungsgesprächs verzichten dürfen – was auch dem Wunsch vieler Kunden entspricht. Außerdem muss das Produktinformationsblatt für jede Einzelaktie wieder abgeschafft werden.

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