Aktien der Euro-Zone / Europa sind erste Wahl!

24.03.2015

Thomas Meyer

Viele mögen verwundert die Augen reiben. Die Entwicklung der Aktien im bisherigen Jahresverlauf hat so manche Prognose überholt. Doch es ist noch nicht vorbei. In den letzten Monaten hat sich die Überzeugung, europäische Aktien überzugewichten, noch weiter verstärkt. Denn europäische Aktien profitieren von verschiedenen unterstützenden Faktoren, wie niedrigere Ölpreise, günstige Wechselkurse und die QE-Politik der EZB. Im Rahmen einer globalen Asset-Allocation gibt es für die Übergewichtung europäischer Aktien solide Argumente.

Fünf gute Gründe sprechen dafür, warum europäische Aktien in einem diversifizierten Portfolio eine Outperformance erzielen werden.

Der erste Grund für eine optimistische Einstellung liegt in den Erwartungen für das Gewinnwachstum.

Von über der Hälfte der STOXX Europe 600-Unternehmen, die Ergebnisse für das vierte Quartal berichteten, haben 60 Prozent die Umsatzerwartungen übertroffen oder erfüllt, wie aus den Daten von Thomson Reuters Starmine hervorgeht. Fünfundvierzig Prozent der Unternehmen übertrafen die Erwartungen, 27 Prozent verfehlten sie, was eine Übertrefferquote von netto 18 Prozent ergibt, der größte Anteil von „Übertreffern" seit 10 Quartalen. Dieser positive Trend wird in den nächsten Quartalen anhalten.

Da Anlegen auch eine relative Angelegenheit ist, besteht die Erwartung, dass Europa gegenüber den USA im Hinblick auf die ROE (Eigenkapitalrendite) noch einigen Nachholbedarf hat. Es gibt immer noch eine Lücke, die aber künftig enger wird. Denn die Eigenkapitalrendite europäischer Unternehmen liegt bei etwa 11%, während US-Unternehmen durchschnittlich 14% verbuchen können.

Der zweite Grund ist das sich verbessernde Umfeld in der Eurozone. Zum Beispiel positive Ergebnisse vom QE-Programm der EZB, mit dem Anfang März Ernst gemacht wurde.

Zudem lässt der Kreditmechanismus wieder Lebenszeichen erkennen. Vor dem Hintergrund extrem niedriger Zinsen hat die Kreditnachfrage wieder angezogen, und das tatsächliche Kreditwachstum hat sich erheblich verbessert. In der Vergangenheit war dies ein klares Zeichen für einen Anstieg der Binnennachfrage.

Insgesamt dürfte die Eurozone auf ein Wachstum von 1 bis 1,5% zusteuern. Auch das Verbrauchervertrauen in der Eurozone nimmt zu. Ein jüngster Hinweis hierfür sind die deutschen Einzelhandelsumsätze, die deutlich anzogen. Da die deutsche Wirtschaft ein Motor für die übrige Eurozone ist, verwundert es nicht, dass der DAX Tag für Tag neue Rekorde bricht!

Der dritte Grund ist der Rückgang des EUR/USD-Wechselkurses. Aktuell pendelt der EUR/USD um die Marke 1,09.

Nach einer Konsolidierung auf dem aktuellen Niveau wird der EUR zum USD weiter nachgeben und im Laufe dieses Jahres die Parität erreichen. 2016/2017 könnte der EUR unter die Parität mit dem USD fallen. Das bedeutet einen Boom für europäische Exportunternehmen, die weltweit markant an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen.

Man bedenke, dass sich für alle 10% EUR/USD-Rückgang (handelsgewichtet) der Gewinn pro Aktie europäischer Unternehmen um 5% erhöht.

Der vierte Grund sind die einbrechenden Ölpreise, die bereits 50% nachgegeben haben. Da Europa viel Öl importiert, kommt dies Unternehmen und Privathaushalten zugute, deren Kaufkraft sich dadurch deutlich erhöht. Dies ist das erste Mal seit mehreren Jahren, dass die Ölpreise so stark gefallen sind. Das bedeutet, dass der positive Überraschungseffekt recht stark ist.

Der fünfte Grund ist der Abschlag, mit dem europäische Aktien immer noch gegenüber US-Aktien gehandelt werden. In Erwartung, dass der Mechanismus der Rückkehr zum Mittelwert an den Finanzmärkten einen der stärksten Hinweise auf die künftige Performance liefert. Auch in dieser Hinsicht haben europäische Aktien Nachholbedarf.

(Autor: Thomas Meyer, Country Head Germany Institutional Asset Management, Petercam S.A.)