Agiles Risikomanagement für Versicherer immer wichtiger
07.09.2023
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Die Lage 2023 ist für Versicherer nach wie vor anspruchsvoll. Geopolitische Konflikte, Klimawandel, Naturkatastrophen und Cyberkriminalität beeinflussen die Branche erheblich, wie der aktuelle Report 2023 für den deutschen Versicherungsmarkt des Beratungsunternehmens Aon zeigt. Dies erfordert eine Neubewertung von Risiken in einer volatilen Landschaft, die gleichzeitig von rasanten Technologiesprüngen ebenso wie von zunehmender Regulierung geprägt ist.
Keine substanziell verbesserten Erträge bei Sachversicherungen
Im Bereich der Sachversicherungen lassen sich trotz einer hohen Schadenkostenquote von 98 Prozent (Vorjahr: 177 Prozent) keine substanziell verbesserten Erträge erwarten. Das hat verschiedene Gründe: „Themen wie Inflation und verzögerte Lieferketten haben überwintert“, sagt Hartmuth Kremer-Jensen, Geschäftsführer und Chief Broking Officer für die DACH-Region bei Aon. „Das beeinflusst die Schadenaufwendungen enorm und verringert die Rentabilität für Versicherer. Hoher Risikoqualität und hohem Prämienvolumen in bestimmten Bereichen stehen Anpassungen der Rückversicherer gegenüber“, so Kremer-Jensen. Der Schadenverlauf befindet sich nach einer volatilen Phase auf hohem Niveau. Klimabedingte Naturgefahren werden zukünftig die dynamische Risikolandschaft bestimmen und sich auf die Prämiengestaltung auswirken.
Zunehmende Bedeutung von ESG-Kriterien beim Underwriting
Die Rolle von ESG-Kriterien wird auch beim Underwriting immer wichtiger. Das gilt vor allem für Haftpflichtversicherungen: „Unternehmen, vor allem solche mit komplexen Risiken, sollten bei anstehenden Renewals ihre Risikoinformationen gut aufbereiten, denn für sie sind höhere Prämien und eingeschränkter Deckungsumfang wahrscheinlicher,“ rät Kremer-Jensen. Generell hat sich der Haftpflichtmarkt eingependelt, Prämiensteigerungen fallen moderater aus als im Vorjahr. Zudem gewinnen Diskussionen über Deckungsumfang an Bedeutung, ebenso die Abgrenzung zu Cyberversicherungen. Hier ist das Zeichnungsverhalten weiterhin zurückhaltend, EU-Richtlinien und Versicherungspflichten für KI-Systeme werden derzeit noch diskutiert.
Volatiles Umfeld erfordert agiles Risikomanagement
Generell begründen Klimawandel, Naturkatastrophen, aber auch die Transformationen bei Energie und Digitalisierung eine neue Betrachtung der Risikoqualitäten. Deren lückenlose Dokumentation durch die Unternehmen wird unverzichtbar, um Ausschlüsse zu vermeiden. Dabei ist diesen Risiken mit konventionellen Standardlösungen nicht beizukommen: Expertenwissen, digitale Tools und individuelle Speziallösungen werden immer wichtiger.
Vor allem aber gilt es, den Risiken unerschrocken und realistisch ins Auge zu sehen: Deswegen sollten Unternehmen ein agiles Risikomanagement betreiben, um auch mit unvorhersehbaren Langen zurechtzukommen. „Sie brauchen eine Kultur, in der Risikomanagement ganz klar zur strategischen Unternehmensführung gehört. Nur so lassen sich Risiken als Katalysator für positive Veränderungen nutzen. Es gilt, sich mutig neuen Technologien und innovativen Denkweisen zu öffnen, und gleichzeitig ethisch und nachhaltig zu handeln“, erklärt Kremer-Jensen. (mh)