Afrikanische Rentenmärkte im Fokus
02.12.2013
Jens Schleuniger
Die USD denominierten afrikanischen Staatsanleihen haben sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt.
Erstaunen dürfte diese positive Entwicklung unter Berücksichtigung der globalen Geldmengenausweitung und insbesondere aufgrund der soliden Fundamentaldaten afrikanischer Staaten nur bedingt - Staatsverschuldungen von meist unter 30 %, fallende Inflations- und dynamische Wachstumsraten haben zunehmend auch professionelle Investoren angelockt.
Entsprechend sind auch die Renditen der afrikanischen US-Dollar Zinspapiere stark gefallen. Ghanas 10-jährige Staatsanleihe mit Verfall 2017 weist noch eine Rendite von 6 % auf und Nigerias Schuldverschreibung mit Laufzeit 2018 kann momentan mit einer Verfallsrendite von 4.3 % erworben werden.
Interessanter erscheinen da die bis jetzt noch nicht beachteten Anleihen in afrikanischen Währungen – bei knapp 13 % notiert z.B. die 10 jährige Naira denominierte Anleihe aus Nigeria. Den attraktiven Renditen stehen neben dem Standard Risiko Bonität insbesondere Fremdwährungsschwankungen und geringere Liquidität gegenüber.
Afrika wird zunehmend besser eingeschätzt
Die soliden makroökonomischen Rahmendaten haben vielen afrikanischen Staaten entweder zu einem ersten oder zu einem verbesserten Rating verholfen. S&P weist beispielsweise ein A- Rating für Botsuana aus, Südafrika erhält die Note BBB und die Öl-Giganten Nigeria und Angola werden von der Rating Agentur mit BB- bewertet.
Positiv auf die Einschätzung wirkten sich insbesondere auch die strukturellen Reformen aus – bis vor kurzem hatten z.B. die wenigsten Länder Sub-Sahara Afrikas ein erklärtes Inflationsziel. Dieser Zustand hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Zentralbanken vieler Länder haben begonnen die Teuerungsraten konsequent zu bekämpfen, was sich in fallende Inflationsraten sowie steigenden Realzinsen - z.T. deutlich über 5 % - bemerkbar gemacht hat!
Daneben verhalf sicherlich auch die Tatsache, dass die durchschnittliche Staatsverschuldung afrikanischer Staaten bei etwa 30 % liegt, Fremdwährungsreserven in der Höhe von 15% des BIPs bestehen und solide Wachstumsraten von über 5 % erzielt werden der Region zu einer besseren Bewertung.
Junge Rentenmärkte mit entsprechenden Risiken
Trotz der erfreulichen strukturellen und makroökonomischen Entwicklung ist festzuhalten, dass der Rentenmarkt in Afrika in Bezug auf internationale Anleihen noch in den Kinderschuhen steckt. Die wenigsten Staaten verfügen über ein internationales Rentenprogramm und haben entsprechend auch (noch) keine Anleihen in z. B. US Dollar begeben. Ausnahmen bilden hier Staaten wie Südafrika, Ägypten, Nigeria und Ghana, deren US Dollar denominierte Schuldverschreibungen jeweils gut von internationalen Investoren aufgenommen wurde.
Dem gegenüber steht ein etwas weiter entwickelter lokaler Rentenmarkt, dessen Zinspapiere meist attraktive Renditen im deutlich zweistelligen Bereich aufweisen. Ein von Silk Invest berechneter afrikanischer Anleihe-Basket in lokalen Währungen beziffert die indikative Rendite beispielsweise auf 14 % - dies bei einer geringe Duration von zwei Jahren! Hierbei darf jedoch nicht ausgeblendet werden, dass diese Anleihen ggf. signifikanten Währungsschwankungen ausgesetzt sind. Insbesondere während der Finanzkrise haben afrikanische Währungen stark unter den Mittelabflüssen gelitten - entsprechend haben Naira, Schilling, Cedi und Co. durchschnittlich 3-5 % p. a. in den letzten 10 Jahren verloren. Glaubt man jedoch den Volkswirten führender Investmentbanken, so sind die meisten Währungen mittlerweile tendenziell eher unter- als überbewertet.
Zu den Währungsschwankungen hinzu kommt der Faktor Liquidität. Die große Mehrheit der Staatsanleihen in Landeswährungen werden von den jeweiligen lokalen institutionellen Investoren gehalten (daher ist auch das Risiko eines Ausfalls als relativ gering einzuschätzen – ein Nichtbezahlen hätte fatale Konsequenzen), die im Normalfall ein Buy and Hold Strategie verfolgen. Dieses langfristig orientiere Anlageverhalten führt dazu, dass einige Emissionen eine relativ geringe Liquidität aufweisen.
Erste Afrikanische Rentenfonds entstehen
Neben den verbesserten Rahmendaten und hohen Renditen bieten Afrikanische Anleihen in lokalen Währungen ein weiteres wichtiges Verkaufsargument: Diversifikation. Da die jeweiligen Zinspapiere nicht nur eine geringe Korrelation untereinander sondern auch zu den globalen Rentenmärkten aufweisen, kann ein positiver Diversifikationseffekt erzielt werden.
Wägt man die erwähnten Chancen und Risiken ab, so erstaunt es nicht, dass vor kurzem der erste Pan-Afrikanische Rentenfonds von Investec initiiert wurde. Daneben arbeitet auch Silk Invest an einem ähnlichen Produkt, das jedoch den Fokus voraussichtlich ausschließlich auf Anleihen in lokalen Währungen legen soll.
Dass gerade zwei Afrika Spezialisten Pionier Arbeit im afrikanischen Rentenmarkt leisten ist nachvollziehbar: Berücksichtigt man die oben erwähnten Risiken, so wird schnell klar, dass lokales Knowhow und jahrelange Erfahrung vor Ort notwendig sind um von den attraktiv erscheinenden Renditen profitieren zu können.