Absicherung? Vermögensverwalter erwarten Fortsetzung der Euro-Stärke

09.08.2017

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © wikifolio

Der Euro zählt in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 zu den großen Gewinnern an der Börse. Gegenüber dem US-Dollar ist die europäische Einheitswährung im August auf den höchsten Stand seit Anfang 2015 gestiegen. Im laufenden Jahr hat sich der Euro um 13 Prozent verteuert. Auswirkungen hat dieser Anstieg nicht nur für Unternehmen mit hohem Exportanteil, sondern auch für zahlreiche Anleger.

Wer in US-Dollar notierte Aktien oder Anleihen in seinem Portfolio hat, musste in den vergangenen Monaten durch den starken Euro Kurseinbußen hinnehmen. Klassische Exchange Traded Funds (ETFs) auf den amerikanischen Leitindex S&P 500 liegen seit Jahresbeginn knapp im Minus, obwohl der Index selbst auf US-Dollarbasis zehn Prozent zulegen konnte. Nach Ansicht der von wikifolio.com zu diesem Thema befragten Vermögensverwalter wird sich an dem für heimische Investoren negativen Trend in den kommenden Monaten nicht viel ändern.

CM-Equity: Anstieg bis 1,28 US-Dollar möglich Als besonders großer „Euro-Bulle“ outet sich Michael Kott, CEO der CM-Equity AG. Er begründet seine Prognose fundamental und mit Blick auf den Chart: „Charttechnisch gesehen ist der EUR/USD-Kurs von seiner Konsolidierungsphase seit 2015 nach oben ausgebrochen. Das Tief aus 2010 bei 1,1877 dürfte kurzfristig Widerstand bieten.“ Die übergeordneten Ziele seien jedoch der langfristige Abwärtstrend bei aktuell 1,2854 und das 38,2%-Fibo-Retracement der seit 2008 laufenden Abwärtsbewegung bei 1,2517.

Fundamental begründet Kott seine Einschätzung damit, dass sich seitens der USA gegenüber dem Euroraum noch kein nachhaltiger Zinsvorsprung durch die geändert Zinspolitik der FED eingestellt hätte. „Ein solcher wird sich unserer Ansicht nach auch in den nächsten Monaten nicht ergeben“, so Kott. „Wir erwarten, dass Marken, um die 1,25 und 1,28, in den nächsten Monaten erreicht werden.“

MS Finance Support: Prognosen sorgen für Umschichtungen Eine Fortsetzung der Euro-Stärke prognostiziert auch Manfred Stiegel, Geschäftsführer der MS Finance Support GmbH. Er baut seine Argumentationskette etwas anders auf: „Nachdem zum Jahreswechsel alle schon einen Wechselkurs von 1:1 vorausgesagt hatten, musste eigentlich genau das Gegenteil eintreten. Die amerikanische Notenbank hat weitere Zinserhöhungen nach hinten verschoben. Die EZB kommt immer mehr unter Straffungsdruck!“

Diese gegenläufige Entwicklung habe die Einschätzung zur Währungsentwicklung komplett über den Haufen geworfen, so Stiegel. „Sie hat gewaltige Umschichtungen in den Euro in Gang gebracht. Auch scheint der Trend noch nicht abgeschlossen zu sein. Nachdem der Euro jetzt die Marke von 1,16 nach oben durchbrochen hat, erwarte ich, dass er sich – mit Korrekturbewegungen – in diesem Bereich festsetzt.“

Pruschke & Kalm: Nachteilige Effekte begrenzen Um die nachteiligen Effekte für Kundendepots zu begrenzen, bieten sich nach Ansicht der Anlageprofis von Pruschke & Kalm zwei Varianten an: Die Fokussierung auf Assets aus dem Euroraum oder die Absicherung gegen Währungsrisiken.

Die meisten Vermögensverwalter würden momentan die erste Option bevorzugen. „Die Grundstruktur unserer Philosophie ist so ausgelegt, dass der klare Schwerpunkt in unseren Direktmandaten bei Euro-Investments liegt“, sagt Andreas Görler von der Pruschke & Kalm GmbH. Dies werde mit dem Fond „P&K-Balance“ und dem wikifolio „Wellvest“ umgesetzt. Sinnvolle Absicherungsinstrumente sind laut Görler: Quanto-Zertifikate auf einzelne Aktien (hier wird der Kurs eins zu eins von Dollar in Euro umgerechnet) sowie Kassa-, SWAP- oder Forward-Geschäfte, die für die Absicherung von wenigen Tagen bis zu einigen Monaten eingesetzt werden können.

Seit Herbst 2013 stellen institutionelle Finanzmarktexperten ihre Handelsstrategien auf wikifolio.com einem breiten Anlegerpublikum zur Verfügung. Bereits knapp zehn Prozent der deutschen Vermögensverwalter nutzen die Transparenz der Plattform, um neue Kundengruppen zu erreichen. Sie haben bislang 121 wikifolios veröffentlicht.

Kolumne von: Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG