Abgerechnet wird zum Schluss

07.10.2014

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**Sozialministerin *Andrea Nahles* will 2015 die Rentenbeiträge senken. Dabei summieren sich die Mehrausgaben aus Mütterrente und vorgezogener Altersrente laut seriösen Hochrechnungen bis 2030 auf 160 Mrd. Euro. Der BVI schlägt Alarm.**

(fw/hwt) „Eine solche Zusatzbelastung kann selbst bei steigenden Steuereinnahmen lediglich über höhere Rentenbeiträge und sinkende Renten im Alter ausgeglichen werden", sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI. Doch das ist den Bürgern offenbar nicht bewusst. Einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag des deutschen Fondsverbandes BVI zufolge rechnen 63 % der Befragten entweder mit keinen Folgen für ihre spätere Rente oder sogar mit einer höheren Auszahlung im Alter. Lediglich ein Viertel der Befragten ist der Ansicht, dass ihre persönliche Rente aufgrund der Mehrausgaben sinken wird. Entsprechend halten es die Wenigsten für erforderlich, ihre private Altersvorsorge wegen des Rentenpakets anzupassen; 82 % planen, ihre Sparanstrengungen entweder gar nicht zu ändern oder sogar zu reduzieren. Lediglich 16 % wollen mehr sparen. Die Mehrbelastungen werden vielmehr gedanklich auf die nächste Generation geschoben: Über die Hälfte der Befragten (rund 60 %) glaubt, dass die Kosten des Rentenpakets die Jüngeren tragen müssen. „Das Rentenpaket trifft mittelfristig jedoch alle. In unserem heutigen umlagefinanzierten Rentensystem schmälern nun mal die Mehrausgaben die Renten von morgen. Wir fordern daher eine stärkere staatliche Unterstützung der Bürger beim Aufbau von privatem Altersvermögen", so Richter. Zwar liege die Sparquote der Deutschen konstant bei etwa zehn % des verfügbaren Einkommens pro Jahr. Beim Vermögenswachstum rangieren die Deutschen im weltweiten Vergleich jedoch auf den letzten Plätzen.

„Schuld ist eine falsche, geradezu aktienfeindliche, staatliche Vorsorgepolitik. Während in den USA oder Schweden große Teile der betrieblichen Altersvorsorge in Aktien stecken, wird diese Art der Vorsorge in Deutschland immer noch systematisch benachteiligt", so Richter. Dass die staatliche Rente im Alter – unabhängig vom jüngsten Rentenpaket – nicht ausreichen wird, davon zeigte sich immerhin eine knappe Mehrheit der Befragten überzeugt (53 %). Diese machen sich auch über das Ausmaß einer drohenden Rentenlücke wenig Illusionen: Knapp 70 % davon schätzten ihre Rentenlücke auf mindestens 250 Euro pro Monat. Dreiviertel sorgen deswegen auch schon mit eigenen Ersparnissen vor (77 %), rund ein Drittel setzt im Alter auf die Unterstützung von Familienangehörigen (33 %) und ebenso viele auf die Leistungen aus der betrieblichen Altersversorgung. 13 % hoffen auf eine Erbschaft.

Das Rentenpaket ist die größte Leistungsausweitung der gesetzlichen Rente seit Jahrzehnten. Die „Rente mit 63" finanzieren die Beitragszahler, also die jetzigen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Auch die Rentner zahlen indirekt mit; ihre Netto-Standardrente sinkt laut der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2030 durch das Rentenpaket um 1,6 %. Die Mütterrente wird aus der Reserve der Rentenkasse von derzeit 31 Mrd. Euro gezahlt. 2017 wird die Reserve voraussichtlich erschöpft sein und die Mütterrente aus Steuermitteln beglichen. Dem Arbeitsministerium zufolge wird der Rentenbeitragssatz entsprechend ab dem Jahr 2019 auf 19,7 % und 2025 auf 20,8 % steigen. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet aufgrund des Rentenpakets künftig außerdem mit einem niedrigeren Rentenniveau.

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