A bisserl was geht immer?!
19.12.2023
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Bei hohem Inflationsniveau leidet der Konsum. Viele Menschen reduzieren ihren alltäglichen Bedarf – es muss nicht der neueste Schrei der Mode sein. Im Luxussegment ist die aktuelle Wirtschaftslage bis dato weniger ein Gradmesser. Dort ist das Potenzial für ein starkes zukünftiges Wachstum weiterhin gegeben. Mit entsprechenden Einzelwerten und/oder Fonds lässt sich Rendite einfahren. Gefahr könnte allerdings von einem nachhaltig schwächeren chinesischen Konsum drohen.
Die Luxusbranche, das Segment für die hohen Ansprüche, tickt anders. Viele Marken dieses Segments scheinen ziemlich resistent gegen Krisen zu sein. So erzielt beispielsweise Zegna im 1. Geschäftshalbjahr 2023 ein Umsatzwachstum von 24 % auf 903 Mio. Euro und eine EBIT-Marge von 13 %. Der Luxusmodekonzern bestätigte seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 von mehr als 2 Mrd. Euro Umsatz sowie einer bereinigten EBIT-Marge von mindestens 15 %. Eine Anhebung des mittelfristigen Ausblicks geht damit einher. Einzelfall? Mitnichten. Die Hermès-Aktie hat seit Jahresbeginn rund 25 % hinzugewonnen. Zugegeben, die Aktie des Branchenprimus LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton befindet sich seit dem 30.08.2023 im langfristigen Abwärtstrend und hat in diesem Zeitraum circa 14 % an Wert verloren. Moncler weist ebenfalls einen kleinen Verlust auf.
Gründe für Exquisites
Es gibt tatsächlich einige Argumente, die die Lust auf Feines und Teures antreiben und die Branche resilienter macht. Erstens als Absicherung gegen die Inflation. Zweitens wegen der langfristigen Wachstumschancen, die der Sektor bietet, und drittens aufgrund der robusten Margen und Erträge. Hinzu kommt die Preissetzungsmacht. „Zu den langjährigen geschäftlichen Erfolgen der Luxushersteller dürfte ein Effekt beitragen, der unter Ökonomen ‚Snob-Effekt‘ genannt wird… Dann führt eine Preiserhöhung sogar zu steigender Nachfrage. Dann wird das Produkt so exklusiv und so begehrenswert, dass der steigende Preis eine höhere Nachfrage auslöst. Da die Käufer Exklusivität anstreben und sich von der Masse abheben wollen, würde eine Preissenkung möglicherweise sogar einen Rückgang des Interesses bedeuten. Unbestritten ist es aus unternehmerischer Sicht eine große Leistung, die den Luxuskonzernen gelungen ist: Die großen Fünf kommen auf weltweite Umsätze von zusammen 222 Mrd. Euro und schaffen es dennoch, ihre Produkte weiterhin mit einem Flair von Exklusivität zu umgeben“, kommentiert Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE die Wachstumsperspektiven des europäischen Luxusgütersektors. Allerdings gibt er zu bedenken, dass 2023 die Normalität den Luxusgütersektor ein Stückchen eingeholt hat. Nach kräftigen Kursgewinnen in den ersten Monaten des Jahres gaben die Aktienkurse der europäischen Luxusgüterhersteller etwa von Mai an merklich nach, so der Experte. Wichtig ist auch ein weiteres Argument, das beim Einkauf mitschwingt. Das Erlebnis, vor Ort und in den entsprechenden Stores zu shoppen. Zwar ist auch der Online-Handel im Luxussegment präsent und hat an Boden gut gemacht, aber nicht in dem Maß, wie es in anderen Sektoren der Fall ist. Hinzu kommt bei einigen Labels eine Verknappung der Güter. Viele Marken tragen dafür Sorge, dass es nur eine begrenzte Anzahl begehrter Modelle gibt. Das wiederum führt dazu, dass diese im Preis steigen.
In Asien steppt der Bär und floriert das Geschäft
Asien-Pazifik ist heute der weltgrößte Absatzmarkt für Luxusgüter. China und Japan allein stehen für die Hälfte der Weltumsätze auf diesem Markt. „In der Stärke ihres Asien-Geschäfts liegt aus unserer Sicht auch die Verwundbarkeit der europäischen Luxusunternehmen. Bei LVMH machte Asien einschließlich Japan 41 % des Umsatzes im 1. Halbjahr aus. Vor allem in China haben die wirtschaftlichen Risiken in den vergangenen Monaten zugenommen. Die chinesische Wirtschaft hat sich bisher nicht in vollem Umfang vom Einschnitt des harten Corona-Lockdowns erholt, und der überdimensionierte Bausektor hat sich vom Wachstumsmotor zum Krisenherd gewandelt“, so Chief Investment Officer Prof. Viebig. Auch neue Zielgruppen werden von den Labels erschlossen. Es sind nicht mehr ausschließlich gut betuchte, in die Jahre gekommene Damen und Herren, sondern zunehmend auch Jüngere. Insbesondere in Asien. (ah)
Fazit
Mit entsprechenden Aktienfonds oder ETFs, die gezielt dieses Segment abbilden, lässt sich am „Luxushunger“ partizipieren. Parallel dazu ist die Investition in entsprechende Einzelwerte. Trotzdem sollten Anleger auch Risiken, insbesondere die schwächelnde Nachfrage aus Asien, nicht ganz aus dem Auge verlieren. In der Summe überwiegen jedoch die genannten Argumente für ein langfristiges Investment als ertragreichen Portfoliobaustein. Und Ihren Kunden können Sie dieses Segment anhand der sehr präsenten Marken anschaulich nahebringen: „Brand Trust“.
Prof. Dr. Jan Viebig
Chief Investment Officer
ODDO BHF SE