Die Rückkehr der Volatilität

28.10.2021

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Die europäischen und amerikanischen Aktienmärkte setzten bis September ihren im April 2020 begonnenen Aufwärtstrend ununterbrochen fort. Eine sehr starke Quartals-Berichtssaison der Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks, bei der etwa zwei Drittel der Unternehmen in Europa (STOXX 600) und über 80 Prozent der Unternehmen in den USA (S&P 500) die hohen Analysten-Erwartungen übertreffen konnten, trieben die Indizes auf neue Allzeithöchststände.

Zur gleichen Zeit verschlechterten sich allerdings die ökonomischen Frühindikatoren und deuteten damit auf eine sich abschwächende Wirtschaftsdynamik hin. Zudem verharrten die Inflationsraten durch nachhaltige Verwerfungen in den globalen Lieferketten auf hohen Niveaus. Dies löste eine Kurskorrektur an den Aktienmärkten wegen der Befürchtung aus, dass sich die guten Unternehmensergebnisse nicht bestätigen lassen, wenn das gesamtwirtschaftliche Wachstum nachlässt und Inflation die Gewinnmargen der Unternehmen belastet.

Diese Sorge wurde schließlich durch kräftig steigende Energiepreise verstärkt. Aufgrund der sukzessiven Wiedereröffnung der Wirtschaft stieg die Energienachfrage sehr schnell massiv an, während jahrelange Unterinvestitionen bei fossilen Energieträgern dazu führten, dass das Angebot nicht in dem Tempo in gleichem Maße angehoben werden konnte. Der Erdölpreis verdoppelte sich dadurch auf Jahressicht, während Erdgas allein innerhalb des letzten Jahres um 360 Prozent teurer wurde. Höhere Energiepreise belasten das Wirtschaftswachstum und treiben gleichzeitig die Inflation, so dass an den Kapitalmärkten begonnen wurde ein Stagflationsszenario einzupreisen. Dies beschreibt eine stagnierende Wirtschaft mit einer hohen Inflationsbelastung, eine denkbar schlechte Kombination für Aktien.

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Quelle: VWD, die historische Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.[/caption]

In diesem makroökonomischen Umfeld trugen Diskussionen über den zukünftigen Kurs der Zentralbanken ebenfalls nicht zur Beruhigung bei. Die Zentralbanken bereiten die Marktteilnehmer eindeutig darauf vor, dass die in der Corona-Krise implementierten Liquiditätsinjektionen (Anleiheankaufprogramme) in naher Zukunft schrittweise beendet werden. Dies belastete die globalen Rentenmärkte und führte zu einem Renditeanstieg bei globalen Anleihen. Der iBoxx Euro OA, der ein Portfolio aus europäischen Staats- und Unternehmensanleihen abbildet, verlor seit Anfang August etwa 2,5 Prozent an Wert.

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