Zinsen bleiben, Rohstoffe steigen

19.12.2016

Während es für die Rohstoffe hoch hinaus gehen könnte, dürften die Zinsen weiterhin auf niedrigem Niveau verharren. © Laiotz fotolia,com

„Zinswende“ als Investment-Wort des Jahres

Bezüglich der Zinsentwicklung sind die Anlageexperten nur wenig optimistisch und gehen nicht davon aus, dass es im nächsten Jahr zu einer signifikanten Veränderung des Leitzinses im Euro-Raum kommen wird. Dies sei erst wieder in den nächsten drei Jahren vorstellbar. Die EZB erfährt von Seiten der Experten zunehmend Zustimmung für ihre Geldpolitik. Während bei der Umfrage im Vorjahr noch zwei Drittel der Meinung waren, dass die Zentralbank mit ihrer ultralockeren Gelpolitik den Grundstein für die nächste Finanzkrise lege, betrachtet nun die Mehrheit der Befragten die Geldpolitik mit dem Ankaufprogramm als einzige Möglichkeit, die Finanzmärkte zu stabilisieren - wenn auch nicht kritiklos. „Mario Draghi ist der Magier der Märkte und kauft den Regierungen der Eurozone Zeit für Reformen über die QE-Programme der EZB – leider wird diese Zeit bisher teilweise nicht ausreichend genutzt, was das größte Risiko für die Zukunft des Euro darstellt“, beschreibt beispielsweise Dr. Christian Funke von Source For Alpha seine Einschätzung. Aber es gibt auch Kritiker der EZB-Politik: „Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los“, urteilen Andreas Hauser und Carsten Garbers von Habbel, Pohlig & Partner.

Im Gegensatz dazu rechnen die unabhängigen Vermögensverwalter bereits vor der aktuellen FED-Ankündigung mit einer Fortsetzung der begonnenen Zinswende in den Vereinigten Staaten und einem Anstieg des US-Leitzinses von aktuell 0,5 bis 075 auf 1,1 Prozent binnen Jahresfrist. „Die Mehrheit der unabhängigen Vermögensverwalter hat sich bei der Wahl nach dem Investment-Wort des Jahres für ,Zinswende‘ entschieden – angesichts des Niedrigzinsumfeldes und den Auswirkungen für die Kapitalanlage eine nachvollziehbare Entscheidung“, so Bernd Vorbeck, Sprecher der Geschäftsführung von Universal-Investment.

Deutsche Wirtschaft robust, Rohstoffpreise sollen steigen

Optimistisch sind die Investmentspezialisten in Sachen Rohstoffen. So glauben sie, dass der Goldpreis bei durchschnittlich 1.229 US-Dollar pro Unze liegen wird, sechs Prozent mehr als aktuell. Einen noch stärken Anstieg erwarten sie für Silber, für das ein Preis von 19 Dollar pro Unze prognostiziert wird, elf Prozent mehr als aktuell. Während der Preisanstieg bei den Edelmetallen die Vermögensverwalter im Alltag wohl eher nur aus beruflichen Gründen tangiert, dürfte der zu erwartende sich fortsetzende Anstieg des Ölpreises für die Experten durchaus ärgerlich sein. Sie gehen davon aus, dass das Barrel WTI-Rohöl zum Jahresende 57 Dollar kosten wird, ein Anstieg von sieben Prozent. Der erwartete Anstieg der Rohstoffpreise dürfte auch ein Grund dafür sein, dass knapp 60 Prozent ein Inflationsszenario für den Euro-Raum erwarten.

Bezüglich der deutschen Volkswirtschaft gehen die Experten von einem robusten Wirtschaftswachstum von einem bis zwei Prozent aus. Die größten Sorgen dürfte dabei China bereiten, aber auch die Entwicklung in den USA wird von vielen durchaus skeptisch betrachtet. „Die politische Unsicherheit in den USA wird auf die Weltwirtschaft abfärben und damit verbunden, wird die Investitionsbereitschaft weltweit abnehmen“, so Michael Timm von der TAM AG. Ähnlich wertet auch Andreas Meißner von Andreas Meißner Vermögensmanagement die Lage: „Dieses Land ist aktuell das Unberechenbarste, deshalb ist es unser größtes Sorgenkind. Wir hoffen und glauben aber an eine positive Überraschung.“ (ahu)

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