„Wir sind breit aufgestellt“

19.10.2021

Christian Machts, Head of Wholesale bei Fidelity International / Foto: © Fidelity

finanzwelt: Wohin wird sich der ETF-Markt generell aus Ihrer Sicht entwickeln? Machts» Ich erwarte ein weiter rasantes Wachstum über die kommenden Jahre und kann mir in Europa auch über 2 Bio. Euro an Bestand 2024 oder 2025 vorstellen. Der Markt wird sich weiter ausdifferenzieren und neue Produktkonzepte werden ihren Weg finden. Die Umstellung auf Nachhaltigkeit wird hier ein ganz wesentlicher Treiber sein und damit Anbietern wie Fidelity eine große Chance bieten.

finanzwelt: Sprechen wir über Vertrieb, darf das ESG-Thema nicht fehlen. Wie schätzen Sie diesen Megatrend, insbesondere aus regulatorischer Sicht, ein? Wo sehen Sie bei ESG die größten Baustellen? Machts» Wir unterstützen die regulatorischen Entwicklungen, die im Moment auf deutscher und europäischer Ebene entstehen. Anleger wollen einheitliche und vergleichbare Regelungen und das haben wir aktuell (noch) zu wenig. Das wird zum Beispiel gerade bei Nachhaltigkeitsratings sichtbar, denn hier kann dasselbe Unternehmen in einem Rating ein Klimasünder und im anderen ein Klimavorreiter sein. Das verstehen viele Anleger nicht. Bei Fidelity lösen wir das durch ein hauseigenes, nach vorn blickendes Nachhaltigkeitsrating, wo wir uns nicht auf die Daten von Drittanbietern verlassen.

finanzwelt: Strategische Partnerschaft stehen bei Ihnen hoch im Kurs. So auch zum professionellen Private Assets-Markt, der Ihren Kunden über die Kooperation mit dem FinTech Moonfare ermöglicht wird. Haben Sie Alternative Anlagen mehr denn je im Blick? Machts» Absolut. Alternative Anlagen, vor allem Private-Equity, waren bislang noch ein sehr institutioneller Markt mit hohen Eintrittsbarrieren. Das macht es für viele potenzielle Investoren schwierig, sich diese Anlageklasse zu erschließen. Mit unserer Kooperation mit Moonfare wollen wir das ändern und z. B. Banken und kleineren Family Offices durch eine Plattform-Infrastruktur Zugang zu Privatmarkt-Produkten verschaffen.

finanzwelt: Mit Blick auf die Zukunft – welche Neuerungen dürfen Vermittler und Interessierte von Fidelity kurz- bis mittelfristig erwarten? Machts» Wenn ich aus Vermittlersicht an die Zukunft denke, steht für mich im Fokus, das Rollenverständnis neu zu definieren. Man wird vom Fondsverkäufer zum Finanzcoach – das ist eine elementare Veränderung. Ich gebe Ihnen da gerne ein Beispiel: Der Erfolg der Neobroker und Foren wie Reddit haben viele Barrieren fürs Investieren abgebaut – gerade bei jungen Menschen. Auch deshalb haben wir heute mehr Anleger als jemals zuvor und das ist eine positive Entwicklung. Wir müssen aber sicherstellen, dass gerade Neulinge am Kapitalmarkt bewusste Entscheidungen treffen. Herdentrieb und Spekulation bringt auf Dauer Verluste. Damit das gelingt, braucht es mehr denn je professionelle Beratung – persönlich und digital. Wir wollen im Vertrieb alles dafür tun, den Beratern diesen Spagat durch verschiedene Angebote zu erleichtern und sie für diese Generation attraktiv zu machen. Das wird eine zentrale Aufgabe für die Zukunft. (ah)