Wieder Drehzahlen aus den Emerging Markets

23.07.2014

Foto: © samiga • images - Fotolia.com

Die Erfolgsgeschichte der Emerging Markets ist nicht zu Ende. Vielmehr beginnt sie nach einer kurzen Korrektur von neuem – auf interessantem Einstiegsniveau.

Nicht alle „Emerging Markets-Länder" sind gleich. Die Herausforderung für den Vermittler ist, denen unter die Motorhauben zu blicken und zu schauen, welche Fonds die Länder mit den größten Renditepotenzialen am besten abgeschnitten haben.

Mit den Andeutungen, sie werde ihre lockere Geldpolitik eindämmen, läutete die US-Notenbank Fed im Frühsommer letzten Jahres einen Exodus der Investoren aus den Schwellenmärkten ein. Der Ausverkauf an den Emerging Markets war in der Rückschau übertrieben, durch diese Unwucht bieten sich wieder vergleichsweise günstige Einstiegsniveaus. Seit April 2014 sind wieder Nettomittelzuflüsse in die einzelnen Assetklassen, speziell im Anleihensegment, zu sehen. Kaum verwunderlich, denn die Bewertung vieler Schwellenländer ist derzeit sehr niedrig. Nicht nur Aktien, sondern auch Unternehmensanleihen – insbesondere mit guter Bonität – sind in Bezug auf die Industrieländer günstig bewertet. Aber welche Fondsmanager schnüren aktuell die besten Angebote für Anleger? Laut Morningstar waren im Mai drei der zehn am stärksten nachgefragten Fondskategorien global ausgerichtete Schwellenländer-Rentenfonds.

Insbesondere wurden jene Fonds stark gefragt, die zuvor am stärksten unter den Mittelabflüssen seit Mitte 2013 gelitten hatten: Fonds für Hartwährungsanleihen sowie solche für lokale Schwellenländerwährungen. Thomas Brosche, Vertriebsleiter FondsKonzept AG, sagt: „Die Investmentstory (Verschuldungsgrad, demografische Situation, Wachstum der Mittelschicht etc.) und die daraus resultierenden langfristigen Chancen der Emerging Markets sind aus meiner Sicht nach wie vor intakt. In einem global ausgerichteten Portfolio ist die Investition in Schwellenländer ein absolutes Muss."

Die Gesellschaften reagieren und bringen neue Fonds auf den Markt.

Allianz Global Investors baut nach eigenem Bekunden in den kommenden Monaten sowohl für private als auch institutionelle Kunden das Angebot an Fonds, die schwerpunktmäßig in Schwellenländer-Anleihen investieren, weiter aus. Zuletzt wurden mit dem Allianz Emerging Markets Short Duration Defensive Bond und dem Allianz Emerging Markets Bond Extra 2018 gleich zwei Fonds binnen eines Monats neu aufgelegt. Letzterer hat seinen Schwerpunkt auf Unternehmensanleihen und richtet sich an Privatinvestoren.

Allerdings kommen jene Möglichkeiten nicht ohne Risiko. Bei Schwellenländer-Anlagen muss noch stärker zwischen einzelnen Ländern, Unternehmen und Branchen unterschieden werden.

„Wir sind seit einigen Jahren überzeugt, dass Differenzierung in Schwellenländer entscheidend ist für den Investmenterfolg. Die Zeit des breiten Aufschwungs ist vorbei, die Geldflüsse werden gezielter fließen", bemerkt Enzo Puntillo, Head & CIO Fixed Income Swiss & Global Asset Management. Das sieht auch Hartwig Kos, Co-Investment Manager des Baring Dynamic Emerging Markets Fund, so. „Länder mit starken Leistungsbilanzen, die das schwache globale Wirtschaftsumfeld der letzten Jahre nicht durch internes Kreditwachstum substituiert haben, standen relativ gut da. Nach dem ersten ‚Taper-Schock' haben sich deren Aktienmärkte relativ gut entwickelt. Beispiele dafür wären Korea und Taiwan." Edward Evans, Produktmanager globale Schwellenländer bei Schroders, favorisiert derzeit beispielsweise Brasilien, Südkorea und Katar und ist untergewichtet in Südafrika, Chile und Mexiko. Je nach Kenntnisstand und Wissen über die Schwellenländer sollten Berater die Assetklassen auswählen. Diejenigen, die bereits in diesen Märkten drin sind, können momentan auf die Chancen von Frontiermärkten hingewiesen werden, meint Brosche. Bei Einsteigern richte sich das Augenmerk wegen der Dividendenrenditen von 4 bis 6% eher auf Global Emerging Markets Dividend Funds. Frontier Markets (Grenzmärkte) bilden dabei eine kleine Gruppe von Schwellenländern, die in den vergangenen zwei Jahren deutlich besser liefen als die „großen" etablierten Schwellenländer wie Brasilien oder China. Rund 25 % hat der MSCI Frontier Markets Index in den vergangenen zwei Jahren zugelegt, während der entsprechende Index für die Schwellenländer im selben Zeitraumüber 15 % verlor. Insgesamt 34 Staaten gehören laut Indexanbieter MSCI zur Gruppe der Grenzmärkte. Entscheidendes Kriterium ist dafür jedoch nicht die wirtschaftliche Stärke des Landes, sondern die Entwicklung seines Finanzmarktes. Daher zählen auch Katar, Kuwait oder die Vereinigten Arabischen Emirate dazu, obwohl sie zu den reichsten Ländern des Erdballs gehören. In global ausgerichteten Schwellenländerfonds sind diese Grenzmärkte oftmals nur unterproportional repräsentiert.

**Eine Auswertung der besten Emerging Markets-Aktienfonds zeigt, dass in den vergangenen 12 Monaten Fonds mit Schwerpunkt Indien das Nonplusultra waren. Entsprechende Investments konnten eine Wertsteigerung auf Jahressicht von bis zu 60 % verbuchen.

**

  • Der AMUNDI FUNDS Equity India Infrastructure - AU (C) ist ein solcher Highflyer. Der Fonds investiert mindestens 2/3 seines Vermögens in Aktien und aktiengebundene Instrumente von bzw. in Zusammenhang mit indischen Unternehmen, die im Infrastruktursektor tätig sind.
  • Dem 2,1 Mrd. Euro schweren HSBC GIF INDIAN EQUITY A DIS mit einer Performance von 40 % auf Jahressicht ist es dabei gelungen, seit Herbst vergangenen Jahres konsequent die Benchmark, den MSCI India, zu schlagen.
  • Weitere Top-Produkte mit Anlageschwerpunkt Indien stammen aus den Häusern DNB, Comgest oder Nordea.

Analysten sind positiv gestimmt, was die weitere Entwicklung in dem von mehr als einer Milliarde Menschen bevölkerten Staat betrifft. Ziel von Premier Narenda Modi ist es, die Wirtschaft anzukurbeln und die hohe Inflationsrate von 10 % in der Vergangenheit zu senken. Die Börse verteilt Vorschusslorbeeren und hofft, dass den Worten Taten folgen. Auch Investments in die Frontier Markets tauchen in der Hitliste weit vorne auf. Der Schroder ISF Frontier Markets Equity mit einem Fondsvolumen von 1,3 Mrd. US-Dollar beispielsweise versucht von den zahlreichen Anlagechancen in diesen Grenzmärkten (Vereinigte Arabische Emirate, Katar, Kuwait oder Nigeria) zu profitieren. Er zielt darauf ab, den MSCI Frontier Markets Index mit 2,5 % p. a. über rollierende 3-Jahres-Zeiträume zu übertreffen, was in der Vergangenheit gelungen ist.

Fazit

Aufgrund des Bewertungsabschlags erscheinen Schwellenländer-Investments als hoch attraktiver Baustein für ein renditeorientiertes Anlage-Portfolio. Global ausgerichtete Schwellenländerfonds sind oftmals stark fokussiert auf die bereits etablierten Märkte wie Brasilien, China oder Indien und haben nur einen Bruchteil des Kapitals in die Länder investiert, in denen künftig die Post abgehen kann. Spezielle Grenzmärkte-Fonds bieten dagegen überproportionale Renditechancen. (ah)

Emerging Markets - Printausgabe 04/2014