Wieder auf Kurs
03.03.2022
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Wie ein geeignetes Produkt für den typischen Privatanleger mit reduziertem Einsatz aussieht, darüber zerbrechen sie sich bei dem Schiffsinitiator den Kopf. Ein risikogestreuter Alternativer Investmentfonds mit drei Schiffen sei zu groß. Hinzu komme die hohe Kostenbelastung bei einem AIF. Eine Vermögensanlage als Blind Pool ohne konkrete Assets ist nicht mehr erlaubt. „Außerdem will der Kunde wissen, welches Schiff er finanziert. Das ist für ihn entscheidend“, so Jordan.
„Wir bevorzugen kleinere Schiffe wie Mehrzweckschiffe und Container-Feederschiffe“, erläutert André Tonn, ebenfalls Geschäftsführer bei der Oltmann Gruppe: „Gerade das Marktsegment der Mehrzweckschiffe, das vom Ausbau der Windenergie profitiert, weist eine gesunde Flottenstruktur ohne Überbauung auf. Wir haben bereits 188 Investments mit Mehrzweckschiffen aufgelegt, weitere werden folgen. Die Energiewende erfordert moderne Mehrzweckfrachter zum Transport der Anlagen.“ Der europäische Green Deal verpflichtet alle EU-Mitgliedstaaten, die Emissionen bis 2030 erheblich zu senken und bis 2050 klimaneutral zu sein. Auch das bislang letzte Fonds-Schiff für private Anleger „MS Bootes“ wird genutzt, um Rotorblätter von Windkraftanlagen zu transportieren. In einem Presseartikel sprach die Oltmannn Gruppe kürzlich zudem über tokenisierte Schiffsbeteiligungen für Privatanleger. Allerdings müssen einige Punkte noch geklärt werden: „Beispielsweise könnte es Probleme mit der Tonnagesteuer geben. Hier warten wir auf verbindliche Regelungen.“ Weil sich auch andere Anbieter mit neuen Schiffsbeteiligungen noch zurückhalten, können Investoren mit überschaubaren Einsätzen derzeit nur gebrauchte Fonds kaufen. Allerdings ist auch an der Fondsbörse Deutschland als Handelsplattform für Altfonds die Zeit der Schnäppchen vorbei. Die Durchschnittskurse haben im vergangenen Jahr deutlich angezogen. Der mittlere Wert liegt für das gesamte Jahr 2021 bei mehr als 44 % und damit deutlich über der Marke aus dem Jahr 2020 mit knapp 32 %, wobei der Trend ganz klar nach oben zeigt. Betrug der Durchschnitt im Handelsmonat Januar noch knapp 28 %, waren es im Dezember mehr als 63 % der Nominalwerte. Manche Schiffsfonds kosten inzwischen sogar mehr als zu Beginn ihrer Laufzeit. Für Anteile am MS „Buxcoast“ der Gebab zahlte ein Käufer Ende Dezember vergangenen Jahres 118 %. Noch teurer war das Conti- Schiff „MSC Flaminia“ mit 126 %. Für Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse Deutschland, keine Überraschung: „Die Kosten für den Transport von Containern sind teilweise massiv gestiegen. Davon konnten die Schiffe profitieren, die ihre Charterverträge neu verhandelt haben. Eine Verdreifachung der Einnahmen war dabei eher die Regel als die Ausnahme.“ Er definiert die typischen Anleger am Zweitmarkt als bestens informiert, denn sie kaufen die gebrauchten Anteile in der Regel ohne Beratung durch Finanzanlagenvermittler: „Das sind Investoren, die Geschäftsberichte lesen können. Es handelt sich also um Käufer, die spezialisiert sind und die Entwicklungen auf den Schiffsmärkten sehr genau beobachten. Aber die werden in der Vergangenheit auch am Erstmarkt Fonds gekauft und daher unter der Schifffahrtskrise gelitten haben.“
Autor: Markus Gotzi Chefredaktuer "Der Fondsbrief"