Wie verändert sich der Einzelhandel?
23.10.2017
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Dieser Frage ist der Handelsimmobilieninvestor und -manager ILG Gruppe gemeinsam mit der Berlin Hyp und der BBE Handelsberatung nachgegangen. Besonders der Textilhandel spürt den heißen Atem des Online-Handels.
Im vergangen Jahr erzielten sowohl der deutsche Einzelhandel als auch die Konsumausgaben Rekordwerte. Grund genug, für die ILG Gruppe, die Berlin Hyp und die BBE Handelsberatung zum dritten Mal eine Studie aufzulegen, die sich mit den Anforderungen und Zukunftserwartungen der Mieter von Handelsimmobilien befassen. "Der Mieter im Fokus 2017/2018 - Handelsimmobilien neu denken" zeigt, dass Agglomerationsstandorte bei den Lebensmitteleinzelhändlern weiterhin am gefragtesten sind. Hingegen bevorzugen Non-Food-Anbieter gemanagte Fachmarkt- und Shopping-Center.
Welche Ankermieter sind gefragt?
Die Drogeriebranche gewinnt neben dem Lebensmitteleinzelhandel zunehmend an Bedeutung als Ankermieter und sogar bereits als Wunschnachbar bevorzugt. Hingegen verlieren Händler, die Elektronik/ Unterhaltungselektronik verkaufen, an Beliebtheit. Gefragtester Textilankermieter ist mit Abstand H&M.
Modehandel spürt Druck des Online-Handels
Auch wenn die Textilbranche führend in der Verzahnung der einzelnen Verkaufskanäle sowohl online- als auch offline ist, bleibt die Situation für den stationären Modehandel angespannt. Besonders die voranschreitende Vertikalisierung preiswerter Fast-Fashion-Anbieter und der boomende Online-Handel stellen die Markteilnehmer vor enorme Herausforderungen. Als problematisch empfinden die Autoren der Studie, dass der stationäre Textil-Einzelhandel häufig eine klare Positionierung vermissen lasse. Der Druck werde besonders durch den Amazon erhöht, der mit der Eigenmarke "find" in die Textilbranche eingestiegen ist. Den Studienautoren zufolge müssen deshalb in Zukunft Themen wie Aufenthaltsqualität, Kundenbeziehungsmanagement, Trendbewusstsein sowie Geschwindigkeit im stationären Modehandel in den Vordergrund gestellt werden. Deshalb ist diese "Fashion Revolution" das Fokusthema der diesjährigen Studie.
Stärkere Vernetzung des stationären Handels
Insgesamt hat der stationäre Handel die Zeichen der Zeit erkannt, denn gegenüber 2015 verfügen fast ein Viertel mehr Händler über einen eigenen Online-Shop. Zudem wird die Verkaufsfläche immer digitaler, denn die Möglichkeit, Dinge online zu bestellen und dann im Geschäft abzuholen "Click-and-Collect" ist inzwischen die erst Wahl bei der zunehmenden Digitalisierung des Handels. Auch verbreiten sich verfeinerte Marketinginstrumente wie Instore-Marketing immer mehr. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung des stationären Einzelhandels wird die Verkaufsfläche in Zukunft wohl sinken. So gingen in der Studie mehr als ein Drittel von einer solchen Entwicklung aus. Diese Meinung war besonders in den Branchen Sport, Möbel, Schuhe und Unterhaltungselektronik zu vernehmen.
Individuelle Lösungsansätze erwartet
Um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein, erwarten die Mieter vom Management nach wie vor individuelle Lösungsansätze. So sind immer mehr Lebensmittelhändler und Drogeriesten bereit, einen finanziellen Werbebeitrag zu leisten. Auch wenn die Umsatzmiete immer beliebter wird, bleibt die Fixmieter weiterhin mit großem Abstand auf Platz eins. (ahu)
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