Wie Residential die größte Asset-Klasse wurde

05.02.2020

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Grenzen der Mobilität

Der Housing-Bedarf stieg also, und mit ihm die Preise. Doch warum stiegen sie ab Mitte des 20. Jahrhunderts schneller als das restliche Preisniveau und die Einkommen? Vorher stiegen die Residential-Preise ja auch – bis auf weniger Blasen – im Einklang mit dem Rest der Wirtschaft.

Ein Grund ist die Entwicklung der Mobilität. Transportmittel wie Züge und Autos wurden zwar weiterhin immer besser und schneller, aber die Sprünge im Fortschritt wurden weniger groß. Also konnten die Menschen nicht immer weiter hinaus aufs Land ziehen, sondern sie mussten ihren Pendelweg zur Arbeit stärker im Blick haben. Das führte zu höheren Grundstückspreisen, die wiederum zu höheren Wohnimmobilien-Preisen beitrugen.

Wahlverhalten im Fokus

Verschärft wurde diese Entwicklung durch strengere Regulierung für Bauland. So hat Großbritannien in den 1940ern und 1950ern Gesetze verabschiedet, die „grüne Gürtel“ rund um Städte einrichteten. Diese sollten weitgehend unbebaut bleiben, um die weitere Ausdehnung der Städte zu stoppen. Infolge dieser neuen Umstände hat sich die Hausbaurate (neu gebaute Häuser / Einwohner) laut Berechnung des Fachmagazins „The Economist“ in der westlichen Welt seit den 60ern sogar halbiert!

Haben sich die westlichen Staaten also nur gegen den Residential-Neubau gerichtet, um die Ausbreitung der Städte zu beschränken? William Fischel vom renommierten Dartmouth College legt hierzu seine „homevoter hypothesis“ vor. Diese Theorie besagt, dass Eigenheimbesitzer ein klares Interesse daran haben, Projektentwicklung in ihrer Nachbarschaft zu begrenzen.

Jeder ist sich selbst am nächsten

Denn damit tragen sie zum Werterhalt ihrer eigenen Immobilie bei. Wenn also die Zahl der Eigenheimbesitzer zunimmt, sollte demnach ein Abfall der Wohnungsbau-Aktivitäten zu erwarten sein. Diese These wird durch weitere Analysen gestützt. Beispielseise gab es bei einer Wahl in San Diego 1988 mehr Stimmen für Baubeschränkungen in Bezirken mit einem höheren Anteil von Eigenheimbesitzern. (sh)