Wer rettet am Ende die deutschen Sparer?
14.08.2018
Dr. Holger Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement / Foto: © Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG
Italien fordert einen Schuldenerlass von 250 Milliarden Euro, sonst droht Rom mit dem Austritt aus dem Euro. Deutschland hingegen zahlt, nur um die Währung zu erhalten. Doch wer rettet am Ende den Retter Deutschland? Deutsche Steuerzahler und Sparer, die ihr Vermögen schützen möchten, kommen an Aktien außerhalb der Euro-Zone kaum vorbei.
In Italien entscheidet sich die Zukunft des Euro. Die Koalition aus den eurokritischen Parteien Lega und Cinque Stelle zeigt einen ausgeprägten Drang zu einem schuldenfinanzierten (Sozial-)Schlaraffenland. Die drei folgenden Punkte haben die Regierenden in Rom ganz oben auf die Prioritätenskala gesetzt:
1. Das Renteneintrittsalter soll wieder von 67 Jahre auf 64 Jahre gesenkt werden. Der Kostenpunkt liegt bei etwa 20 Milliarden Euro pro Jahr.
2. Eine Flat Tax von 15 und 20 Prozent soll eingeführt werden. Die Kosten hierfür liegen bei circa 63 Milliarden Euro pro Jahr.
3. Ein Grundeinkommen von 780 Euro im Monat für jeden Bürger soll eingeführt werden. Kostenpunkt: Etwa 35 Milliarden Euro pro Jahr.
Klar ist: Diese Maßnahmen werden zu einer weiteren Erhöhung der Schulden führen. Zusätzlich möchte die italienische Regierung, dass die Verträge zur Währungsunion neu verhandelt werden. Mitgliedsstaaten sollen die Möglichkeit haben, aus der Währungsunion auszutreten und die Souveränität über ihre Währung zurückzuerlangen. Mit anderen Worten: Italien fordert eine Austrittsklausel aus der Euro-Zone.
Italien fordert Schuldenerlass und plant Parallelwährung zum Euro
Darüber hinaus verlangt die italienische Regierung einen Schuldenerlass von 250 Milliarden Euro. Die anderen Mitgliedsstaaten der Euro-Zone sollen einen Teil der italienischen Staatsschulden übernehmen – vorerst „nur“ 250 Milliarden Euro, später vielleicht auch mehr. Ohne diesen Schuldenerlass droht Italien mit dem Austritt aus dem Euro. Dabei ist der italienische Staat der größte Schuldner Europas.
Deutschland wird vermutlich weitgehende Zahlungen leisten, nur um die politisch von Berlin gewollte Einheitswährung zu erhalten. Sollte Italien tatsächlich austreten, wären die Verbindlichkeiten für die Gläubigernationen verloren. Und Deutschland stünde ganz oben auf der Verliererliste. Denn die saldierten Forderungen der Bundesbank aus Target2 betragen mit Stand vom 31. Juli 2018 über 913 Milliarden Euro – Tendenz weiter steigend. Wenn man die Entwicklung zu Ende denkt, stellt sich die Frage: Wer rettet am Ende den Retter Deutschland?
Die Dreistigkeit der italienischen Regierung gipfelt in der geplanten Einführung einer verkappten Parallelwährung zum Euro. Die von der italienischen Notenbank emittierten Schatzpapiere (Buoni Ordinare del Tesoro, kurz BOT) werden schon mit 5 Euro herausgegeben (Mini-BOTs). Diese neuen Papiere versprechen weder Zinsen, noch besitzen sie ein Ablaufdatum – ähnlich wie klassische Geldscheine.
Solide Aktien in der Schweiz und in Norwegen bieten Schutz
Aus diesem Grund kommen deutsche Steuerzahler und Sparer, die ihre Vermögen bei einem Euro-Zusammenbruch schützen möchten, an Aktien nicht vorbei. Denn nur wer sich an der realen Wertschöpfung von Unternehmen beteiligt, hat einen verlässlichen Schutz vor einer drohenden staatlichen Zwangsenteignung, die zur Finanzierung der überbordenden Schuldenlast immer näher rückt.
Dabei ist es sinnvoll, auf Papiere außerhalb der Euro-Zone zu setzen. Interessant sind vor allem Aktieninvestments in der Schweiz und in Norwegen. Zum einen verfügen diese beiden Länder über starke Volkswirtschaften mit stabilen Währungen. Und zum anderen sind sie nicht so stark verschuldet wie beispielsweise die USA oder die Euro-Länder.
Gerade ein Aktiendepot kann ohne großen Aufwand mit Schweizer und norwegischen Werten diversifiziert werden. Solide und liquide Aktien von Unternehmen mit hoher Substanz sollten die Basis einer langfristigen Vermögensstrategie bilden. Eine breite Streuung der Titel sorgt dafür, auch mit Einzelrisiken umgehen zu können, die Aktienmärkte kurzfristig immer mit sich bringen können.
Marktkommentar von Dr. Holger Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement