Wenn es am Set brennt, Teil 2
24.08.2023
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Im ersten Teil unseres Blicks auf einen speziellen Sektor des Versicherungsgeschäfts stellten wir die enormen Risiken vor, denen eine Filmproduktion ausgesetzt ist. Sei es ein teures Hollywood-Projekt, eine Low-Budget-Arbeit für ein Filmfestival oder ein Beitrag für die Nachrichten eines TV-Senders: Was passiert, wenn die Technik plötzlich streikt, der Hauptdarsteller krankheitsbedingt ausfällt, oder wenn sich am Set Unfälle ereignen? Dreh Verzögerungen oder gar -Abbrüche kosten Geld, viel Geld.
Für Produzenten, Studios, Sender, Festivals oder Dienstleister der Filmbranche stellt die Filmversicherung also ein „Must-have“ dar. In der Regel werden die unterschiedlichen Risiken einer Filmproduktion im Paket versichert. Als Risikominimierung bündeln sich mehrere Einzel-Produkte wie Filmausfallversicherung, Personenausfallversicherung, Sachausfallversicherung, Elektronik- und Technikversicherung, Datenträgerversicherung, Requisiten- und Ausstattungsversicherung, Produktionshaftpflichtversicherung, Filmmaterialversicherung sowie Filmfertigstellungsversicherung, der sogenannte Completion Bond. In der Regel suchen sich Produktionsunternehmen einen Filmversicherungspartner, der als Makler zu großen Konzernen wie Allianz, Gothaer, Hiscox und Ergo fungiert und für die Filmwirtschaft perfekt abgestimmte Pakete schnürt. Die Policen werden entweder individuell für jede einzelne Filmproduktion abgeschlossen oder aber – gerade im Fall von TV-Sendern – als langjährige Versicherungsvereinbarungen.
Bereits berichten konnten wir über die Deutsche Filmversicherungsgemeinschaft (DFG) mit Sitz in Hamburg, die einer der ersten Ansprechpartner für deutsche und europäische Produzenten darstellt. Die DFG stellt als Assekuradeur nach eigenen Angaben rund 40 % aller deutschen Filmpolicen aus. Führender Risikoträger der DFG ist die AXA Versicherung AG, als Rückversicherer werden die Munich Re und Swiss Re gelistet.
Die Howden Caninenberg GmbH ist ein international tätiger Versicherungsmakler, zu dessen Portfolio auch die Absicherung von Risiken in den Geschäftsbereichen Film, Medien, Sport, Events und Entertainment gehört. Mit bewährten Sicherheitskonzepten bietet man Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen, Ausfall von Personen, Beschädigung der Technik und Fehlern des Materials. Howden Caninenberg ist ebenfalls Mitglied im Freundeskreis der Deutschen Produzentenallianz, die besondere Versicherungslösungen für die Mitglieder anbietet. Durch die Partnerschaft mit MIN Media Insurance kann Howden Caninenberg zudem einen umfassenden Service vor Ort in vielen Ländern Europas und auch in Nord- und Südamerika anbieten.
Die Liste der seit dem Jahr 2005 versicherten Filmprojekte umfasst 138 Kurz-, Mittel-, Langfilme, Dokumentationen, Serien, Fernsehbeiträge, Werbefilme und sogar Videoinstallationen. Erst im Februar hatte Howden die Franz Goßler Versicherungsgruppe übernommen, einen traditionsreichen Versicherungsmakler mit Schwerpunkt auf Film- und Entertainmentversicherungen im deutschsprachigen Raum. Die Übernahme folgte auf die Akquisition des italienischen Maklers Assimovie Ende vergangenen Jahres, mit der Howden zum größten TV- und Filmproduktionsmakler in Italien avancierte. „Mit der Übernahme der Franz Goßler Versicherungsgruppe bauen wir unsere Position als einer der führenden Makler im deutschsprachigen Raum sowie international im Bereich Sport, Film und Entertainment aus. Kunden aus der Film- und Streaming-Branche haben einen zunehmenden Bedarf an internationalen Lösungen und einem globalen Netzwerk, das wir durch die Howden Global Sport & Entertainment Practice anbieten“, so das Unternehmen.
Mit mehr als 100 Jahren Erfahrung in der Filmversicherung war die Allianz Global Corporate & Specialty als Risikoträger bei Hollywood-Filmen, internationalen Filmproduktionen, TV- und Werbefilmen, Fernsehserien, Animations- und Dokumentarfilmen mit maßgeschneiderten Versicherungskonzepten beteiligt. Ihr Vorläufer, die Fireman‘s Fund Insurance Company, begann bereits in den 1890er Jahren der Stummfilmära Hollywoods mit der Filmversicherung. Von Charlie Chaplin über Harry Potter bis hin zu den jüngsten Marvel-Superhelden-Filmen hat die AGCS tausende von Filmproduktionen versichert. Dieses Know-how wird auch in Deutschland angeboten. Versicherungsexperten in Hamburg, Köln, München stellen die Anforderungen der Produktionsunternehmen in den Mittelpunkt. Michael Furtschegger, Head of Entertainment International, erklärt: „Als Mitglied im Freundeskreis der Produzentenallianz wollen wir mit den Produzenten in den Dialog treten, um gemeinschaftlich an individuellen Lösungen zu arbeiten und sie bei der erfolgreichen Realisierung ihrer Produktionen in Deutschland und weltweit zu unterstützen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es ohne Versicherungsschutz keine Filmindustrie gäbe“, berichtet Furtschegger. „Ohne Versicherung existierten nur wenige finanzielle Unterstützer, die den enormen Kapitalbedarf decken könnten, der erforderlich ist, um der Leinwand ihre Magie zu verleihen.“
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