WEF-Umfrage: Furcht vor Wirtschaftsabschwung überschattet Umweltrisiken
15.11.2023
Foto: © Who is Danny - stock.adobe.com
Die größten Risiken sehen internationale Führungskräfte in den kommenden zwei Jahren in einem wirtschaftlichen Abschwung, Inflation und einer Erosion des sozialen Zusammenhalts. Das geht aus einer Umfrage des World Economic Forum unter Führungskräften der G20-Länder hervor. Die Untersuchung zeigt, dass die Sorgen vor wirtschaftlichen Risiken für Entscheider dominieren. Aufgrund der globalen Zunahme an Extremwetterereignissen sollten Unternehmensentscheider jedoch langfristige Umweltrisiken nicht aus den Augen verlieren.
Eskalierende weltpolitischer Spannungen und anhaltende Inflation
Die Executive Opinion Survey erfasste zwischen April und August 2023 die Ansichten von mehr als 11.000 Führungskräften aus über 110 Ländern. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass bereits vor dem aktuellen Konflikt im Nahen Osten die immer stärker miteinander verflochtenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risiken also die größten Bedenken in den G20-Ländern wahrgenommen werden – dies vor dem Hintergrund eskalierender weltpolitischer Spannungen und anhaltender Inflation. Die Survey wird vom Centre for the New Economy and Society des World Economic Forum durchgeführt. Marsh McLennan und Zurich Insurance Group sind Partner des Centre und der Reihe Global Risks Report.
Das größte Risiko: Konjunktureller Abschwung
Ein konjunktureller Abschwung ist das Risiko, das von Führungskräften in den G20-Ländern in diesem Jahr am häufigsten genannt wurde. In 13 der G20-Länder wurde dies als das größte Risiko bezeichnet. Inflation, Arbeitskräfte- und/oder Talentmangel, Engpässe in der Energieversorgung und eine Erosion des sozialen Zusammenhalts und Wohlergehens gehörten ebenfalls zu den fünf wichtigsten kurzfristigen Risiken für die G20-Länder.
Umweltrisiken unterschätzt
Die G20-Länder bereiten sich derzeit auf die COP28 in Dubai vor. Nach einem Jahr mit globalen Temperaturrekorden und schweren wetterbedingten Ereignissen wurden Umweltrisiken dennoch in der diesjährigen Umfrage von anderen Sorgen in den Hintergrund gedrängt. Wie schon im letzten Jahr wurden Umweltrisiken, einschließlich extremer Wetterereignisse und mangelnder Anpassung an den Klimawandel, auch in diesem Jahr in den G20-Ländern nur achtmal unter den fünf wichtigsten Risiken genannt.
Deutschland im internationalen Vergleich
Trotz des Extremwettereignis „Bernd“ im Juli 2021 gehören derartige Umweltrisiken für deutsche Entscheider laut Befragung nicht zu den größten Risiken in den kommenden zwei Jahren. Auch in Deutschland fürchtet man allen voran einen wirtschaftlichen Abschwung. Anders als im internationalen Vergleich liegt in Deutschland der Arbeitskräfte- und/oder Talentmangel bereits auf Platz 2 gefolgt von einer Bedrohung durch Engpässe in der Energieversorgung, Inflation und eine Erosion des sozialen Zusammenhalts und Wohlergehens.
Umweltrisiken nicht aus den Augen verlieren
„Die Untersuchung zeigt, dass im Umfeld der aktuellen Polyrisiken die Sorgen vor wirtschaftlichen Risiken für Entscheider dominieren. Umweltherausforderungen wurden als Folge dessen deprorisiert, was den Eindruck erweckt, dass hierzulande Extremwetterereignisse wie ‚Bernd‘ nur zwei Jahre später bereits an der nötigen Brisanz verlieren“, so Marcus Bonn, Chief Risk Officer der Zurich Gruppe Deutschland.
„Auch wenn die globale und lokale Agenda derzeit von kurzeitigen wirtschaftlichen und arbeitsmarktbezogenen Risiken dominiert werden, dürfen Unternehmensentscheider langfristige Umweltrisiken nicht aus den Augen verlieren. Ereignisse wie ‚Bernd‘ dürfen nicht Opfer einer ‚Flutdemenz‘ werden. Klimamodelle zeigen, dass zu erwarten ist, dass derartige Extremwetterereignisse künftig häufiger vorkommen werden.“ (mho)