Visibilität im deutschen Markt weiter erhöhen
30.10.2023
Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria
Die Inflation ist rückläufig, gleichwohl bleibt der weitere Verlauf des Kapitalmarktjahres 2023 herausfordernd. Die Capital Group ist eine weltweit tätige Investmentgesellschaft, die auch in Deutschland präsent ist. Matthias Mohr in seiner Funktion als Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria stand der finanzwelt-Redaktion Anfang September für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung. Neben der aktuellen Marktlage sprachen wir über den USP der Capital Group und die Produktlösungen.
finanzwelt: Die gegenwärtige Lage an den Kapitalmärkten ist etwas undurchsichtig. Zumindest hierzulande stockt der Inflationsrückgang; der Job der EZB scheint noch nicht erledigt zu sein. Wie nehmen Sie die Lage wahr?
Matthias Mohr» Bei der Beantwortung müssen wir zwingend unterscheiden zwischen den volkswirtschaftlichen Entwicklungen beispielsweise in den USA und dem Zustand in Europa. In Europa, speziell auch hierzulande, liegen rezessive Tendenzen eindeutig vor. Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Krise, die weiteren Aussichten sind gedämpft. Der Blick in den Rückspiegel verrät, dass wir dabei auf eine der am besten angekündigten Rezession aller Zeiten zusteuern; gleichwohl gehen wir derzeit von einem vergleichsweise milden Verlauf aus. Keine harte, tiefgreifende Rezession.
finanzwelt: Und in den Vereinigten Staaten?
Mohr» In den USA zeigt sich ein etwas anderes Bild. Die am meisten erwartete Rezession ist, wenn Sie so wollen, zu der am häufigsten verschobenen mutiert. Einige Teilbereiche und Sektoren befinden sich aus fundamentaler Sicht wieder in einer guten Verfassung, so dass wir in den USA insgesamt eher vom Szenario einer rollenden Rezession sprechen.
finanzwelt: Die erhöhte Inflationsrate treibt die Investoren weiter um. Auch wenn sich die Börsen (bis dato) gut entwickelten, so steigt mit Blick nach vorne die Nervosität. Die Frage der Portfolioallokation stellt sich fortwährend. Wie sehen Sie das?
Mohr» Das vergangene Jahr war sicherlich sehr herausfordernd. Im Jahr 2022 fielen Aktien und Anleihen im Gleichschritt, was natürlich Fragen nach der Rolle dieser Vermögenswerte in Portfolios und ihrer Korrelation aufwarf. Auf der anderen Seite wurde die Cash-Quote oftmals (stark) erhöht. Doch Anleger sollten sich von den gestiegenen Zinsen nicht blenden lassen. Auch wenn die Renditen von Festgeld nach den Zinserhöhungen der EZB anziehen, bieten Zinsanlagen derzeit keinen kompletten Schutz vor einer Geldentwertung. Speziell die Aktienanlage bleibt für den Vermögensaufbau unerlässlich.
finanzwelt: Die Attraktivität von Bonds ist gegeben; die Korrelation funktioniert wieder. Bedeutet auch, dass sich Anleger vermehrt Gedanken über ihre strategische Allokation machen und nicht den Kopf in den Sand stecken sollten.
Mohr» Absolut. Die Vorteile der Diversifikation kommen wieder zum Tragen. Während die Flucht in Anleihen Anlegern vor einem Jahr kaum Sicherheit bot, hat sich das Blatt gewendet. Und die Aktienanlage, ob nun regional oder sektoral fokussiert, bietet zumindest für den mittel- bis langfristigen Investor weiterhin attraktive Chancen.
finanzwelt: Lassen Sie uns einige Worte zu Ihrem Haus, der Capital Group, verlieren. Wofür stehen Sie?
Mohr» Die Capital Group wurde 1931 in den USA gegründet und ist heute eine der weltweit größten, unabhängigen, aktiven Investmentgesellschaften. An allen bedeutenden internationalen Finanzplätzen sind wir mit eigenen Dependancen präsent; so auch in Deutschland seit 2015 sowohl mit einem Insti-Team als auch einem für den Retail-Markt. Ich selbst bin in meiner Funktion als Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria seit Ende 2018 an Bord. Unsere Expertise in allen Assetklassen reicht weit zurück. Wir sind beispielsweise mittlerweile seit 50 Jahren im Rentenbereich mit erprobten Lösungen im Markt unterwegs.
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