Vestas weiter mit Rückenwind

24.07.2024

Christian Rom. Foto: DNB

Es scheint, dass der Sektor Erneuerbare Energie im Oktober 2023 seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hat, als die langfristigen US-Zinsen ihren Höchststand erreichten, während die relative Underperformance zum Teil aufgrund der durch künstliche Intelligenz ausgelösten Rallye des breiteren Marktes und des Überangebots in einigen Teilsektoren der erneuerbaren Energien anhält.

Die relative Performance sollte sich jedoch aus drei Hauptgründen verbessern: Erstens verspricht der Windenergiesektor mit einem Rekordauftragseingang und steigenden Margen ein attraktives Umfeld. Zweitens scheint der Solarsektor 2024 die Talsohle erreicht zu haben, da die Volumina und die Preise für die Anlagen in den Jahren 2023 und im ersten Halbjahr 2024 einen deutlichen Rückgang erlebt haben, der den Abbau von Kapazitäten und die Elastizität der Nachfrage vorantreibt. Die relativen Bewertungen sind niedrig. Batteriespeicher und Batteriematerialien durchlaufen einen ähnlichen Reset wie die Solarbranche, da die Nachfrage nach E-Fahrzeugen für die Verbraucher schwächer ist. Zudem zeigen mehrere Übernahmen von börsennotierten Herstellern erneuerbarer Energien im letzten Jahr, dass die Bewertungen am Aktienmarkt einen Abschlag auf die Bewertungen am Privatmarkt für diese Vermögenswerte aufweisen.

Die zukünftige Rolle von Strom und KI

Der Preis für die Speicherung einer Kilowattstunde sinkt weiter. Dadurch werden E-Fahrzeuge und erneuerbare Energien im Vergleich zu fossilen Alternativen wettbewerbsfähiger, was die Nachfrage in diesem Sektor mit der Zeit steigern wird. Dies bedeutet ein positives Ergebnis für saubere Energieversorger und EV-Hersteller. Umsatzwachstum bedeutet jedoch nicht unbedingt Gewinnwachstum und Wertschöpfung für die Aktionäre. Damit dies der Fall ist, müssen die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil haben.

Die Stromnachfrage in den USA stagniert beispielsweise seit 15 Jahren, doch wird für das nächste Jahrzehnt ein erhebliches Wachstum prognostiziert, da das Thema Elektrifizierung ausgereifter wird und der Strombedarf von Rechenzentren aufgrund von KI zunimmt. Die Technologieunternehmen haben sich verpflichtet, im Laufe der Zeit zu 100 % auf erneuerbare Energien umzusteigen, was dazu geführt hat, dass sie der größte Treiber von Stromabnahmeverträgen für erneuerbare Energien (PPA) sind. Das Volumen der unterzeichneten PPA ist so hoch wie nie zuvor und hat in den letzten 12 Monaten deutlich zugenommen.

First Solar, Vestas und der Wasserstoff-Hype

So ist beispielsweise die Aktie von First Solar aufgrund der gestiegenen Nachfrageerwartungen des Marktes für KI-Strom stark gestiegen. Wir haben die Aktie in der jüngsten Rallye aufgrund der starken relativen Performance verkauft. Der Investment Case basiert nun auf starker Rentabilität durch hohe US-Subventionen, was unserer Meinung nach riskante Annahmen beinhaltet.

Im Bereich Windkraftenergie sehen wir Vestas als attraktiv an. Die Aktien im Sektor fielen aufgrund von Befürchtungen, dass das Wachstum bei den Auftragseingängen nicht anhalten würde, da die Konkurrenz aus China zunehmen könnte und sich die Warteschlangen für die Vernetzung, die Verzögerungen bei der Erteilung von Genehmigungen und die Lieferzeiten für Netzausrüstungen wie Transformatoren verlängern würden. Auch die Besorgnis über die Auswirkungen des Wahlsiegs von Trump in den USA auf den Sektor dürfte eine Rolle spielen. Insgesamt sehen wir diese Marktsorgen als zu negativ an und Vestas bleibt eine der Top-Positionen des Fonds.

Wasserstoffaktien waren rückblickend im Jahr 2020/2021 überbewertet, und die Aktien wurden von den Fundamentaldaten abgekoppelt. Seitdem hat sich die Realisierung von Projekten verzögert, die Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff scheint schwieriger zu sein als ursprünglich angenommen und die Regulierung hat sich weniger großzügig entwickelt als erhofft.

Kommentar von Christian Rom, Portfoliomanager des DNB Fund Renewable Energy bei DNB Asset Management.