Value Investing in den Emerging Markets für langfristige Anlageerfolge

29.02.2024

Harald Sporleder ist Chief Investment Officer - Foto: © Lingohr & Partner Asset Management.

In einer dynamischen Wirtschaftslage sind die Emerging Markets für Anleger weiterhin wichtig, die nach hohen Renditen und neuen Wachstumschancen suchen. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Konzept des Value Investing zunehmend an Bedeutung. Die Kombination dieser beiden Strategien kann besonders erfolgversprechend sein.

Die Emerging Markets, oft charakterisiert durch ihre dynamischen Volkswirtschaften und schnell wachsenden Bevölkerungen, bieten regelmäßig besondere Gelegenheit für Anleger. Während entwickelte Märkte wie die USA und Europa bereits hohe Reifegrade erreicht haben und daher langsamer wachsen, bieten die Emerging Markets das Potenzial für höhere Wachstumsraten. AXA Investment Managers beispielsweise erwartet für die Emerging Markets in diesem Jahr ein globales Wachstum im Bruttoinlandsprodukt von vier Prozent, wobei ein Großteil davon auf kleinere Länder entfällt. Und auch laut einer Bloomberg-Umfrage wird für die Schwellenländer 2024 ein BIP-Wachstum von vier Prozent erwartet.

Laut einem Bericht der Weltbank trugen die Emerging Markets und Entwicklungsländer zwischen 2000 und 2016 zu etwa 60 Prozent des globalen Wachstums bei. Diese Regionen profitierten von der Globalisierung, steigenden Rohstoffpreisen und einem zunehmenden Zustrom ausländischer Direktinvestitionen. Einer der Hauptgründe, warum Emerging Markets für Anleger attraktiv sind, liegt damit in ihrem weit überdurchschnittlichen Wachstumspotenzial durch eine schnelle Industrialisierung und Urbanisierung in Verbindung mit einer jungen und wachsenden Bevölkerung. Dieses Wachstum wird oft von einem Anstieg des Konsums und der Nachfrage nach verschiedenen Produkten und Dienstleistungen begleitet.

Value-Aktien: durchschnittliche jährliche Rendite von 17 %

Hier liegt eine Parallele zum Value Investing: Ebenso wie diese Märkte, strebt Value Investing nach dem ‚verborgenen Wert‘, also Investitionen in Vermögenswerte, deren wahres Potenzial vom Markt noch nicht vollständig erkannt wurde. Für Value Investoren bieten die Emerging Markets daher fruchtbare Jagdgründe, da viele Unternehmen in diesen Märkten oft unterbewertet sind, verglichen mit ihren Pendants in entwickelten Märkten. Die historische Value-Stärke ist unbestritten. Eine Studie der Fidelity International aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Value-Aktien in den letzten 90 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17 % erzielten, verglichen mit 12,6 % für den breiteren Markt. Diese Überlegenheit von Value Investing ist teilweise auf den Kauf von Aktien zu Preisen zurückzuführen, die unter ihrem inneren Wert liegen, und auf die Ausnutzung der anschließenden Marktkorrektur. In Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs oder bei Marktunruhen tendieren Value-Aktien dazu, eine geringere Volatilität und stärkere Widerstandsfähigkeit zu zeigen.

Langfristig können Fehlbewertungen korrigiert werden

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Value Investing ist die langfristige Perspektive. Historisch gesehen hat Value Investing in verschiedenen Marktzyklen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen, besser abgeschnitten als andere Anlagestrategien. Value Investoren suchen nach Unternehmen, die aufgrund vorübergehender Probleme unterbewertet sind, aber ein starkes Potenzial für eine zukünftige Wertsteigerung haben. Diese Strategie passt gut zu den Emerging Markets, in denen viele Unternehmen und Sektoren oft unterbewertet sind, da sie von internationalen Anlegern übersehen oder falsch eingeschätzt werden und auch die Liquidität in den Aktien weniger ausgeprägt ist. Langfristig können solche Fehlbewertungen korrigiert werden, was zu erheblichen Gewinnen für geduldige Investoren führen kann. Die Kombination von Value Investing und den Emerging Markets kann also besonders vorteilhaft sein. Einerseits bietet Value Investing einen konservativen, risikobewussten Ansatz, um in hochvolatilen Märkten zu investieren. Andererseits bieten die Emerging Markets ein Umfeld, in dem Value-Investitionsstrategien gedeihen können, da viele Unternehmen und Sektoren noch nicht vollständig von der globalen Anlegergemeinschaft erfasst und bewertet sind. Gerade Emerging Market bieten aufgrund von erhöhten Ineffizienzen und deutlichen Bewertungsabschlägen ein optimales Umfeld für aktive Investoren. Sie müssen dafür aber den Mut haben, sich gegen den Trend zu stellen und das zu tun, was viele andere gerade lassen. Das ist das Wesen von Value Investing.

Die fundamentalen Fakten stehen im Fokus

Zusammenfassend bietet die Schnittstelle von Value Investing und den Emerging Markets eine faszinierende Möglichkeit für Anleger, die bereit sind, sich intensiv mit diesen Märkten auseinanderzusetzen und die langfristige Perspektive zu wahren. In einem Umfeld, das von schnellen Veränderungen und hohen Wachstumspotenzialen geprägt ist, könnte diese Strategie der Schlüssel zu außergewöhnlichen Anlageerfolgen sein.
Die Wachstumsaussichten sind sehr attraktiv und liegen deutlich höher als in den gesättigten Märkten. Das passt zum Value Investing: Die fundamentalen Fakten stehen im Fokus. Die wichtigsten entscheidungsrelevanten Kennzahlen für Anleger sind Substanz- und Ertragsbewertungskennzahlen wie Kurs/Buchwert-Verhältnis, Kurs/Cashflow-Verhältnis, Kurs/Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite, Eigenkapitalrendite etc., weshalb aktive Manager sich auch schwerpunktmäßig an diesen Faktoren bei den Anlageentscheidungen orientieren.

Gastbeitrag von Harald Sporleder, Chief Investment Officer von Lingohr & Partner Asset Management