USA 2025: Reflation durch fiskalische Expansion und Protektionismus

09.12.2024

Foto: Nikolas Kreuz, Geschäftsführer der INVIOS GmbH in Hamburg © INVIOS

Die Republikaner haben die Wahlen im November gewonnen und damit den wirtschaftlichen Ausblick der USA für 2025 verändert. Statt einer sanften Landung erwartet uns nun ein reflationäres Umfeld, angetrieben durch fiskalische Expansion und Protektionismus. Die US-Wirtschaft könnte besser abschneiden als viele andere Volkswirtschaften, aber es gibt Risiken für den inländischen Konjunkturzyklus und das globale makroökonomische Gleichgewicht.

Eine von den Republikanern kontrollierte Regierung wird wachstumsorientierte Fiskalpolitiken umsetzen, wie die Erweiterung des „Tax Cuts and Jobs Act“ und zusätzliche Steuererleichterungen. Diese Maßnahmen könnten das nominale BIPWachstum steigern, aber auch das Haushaltsdefizit auf 8 % des BIP erhöhen2. In Kombination mit protektionistischen Handelsmaßnahmen bilden diese fiskalischen Schritte die Grundlage für das Reflationsnarrativ:

- Starke Konsumnachfrage: Solide Haushaltsbilanzen und Lohnwachstum stützen den privaten Konsum.

- Resilienz des Privatsektors: Unternehmensinvestitionen bleiben dank staatlicher Anreize hoch.

- Spätphase des Konjunkturzyklus: Mit verringerten Rezessionsrisiken bewegt sich die US-Wirtschaft in eine späte Expansionsphase.

Allerdings ist die Nachhaltigkeit dieser Expansion fraglich. Steigende Staatsschulden und eine Abhängigkeit von einer über dem Zielwert liegenden Inflation, um den realen Schuldenwert zu senken, könnten langfristige Schwachstellen schaffen.

Handelspolitik und Protektionismus

Eine zweite Trump-Administration dürfte eine protektionistische Agenda verfolgen, die sich auf höhere Zölle und Neuverhandlungen von Handelsabkommen konzentriert.

Vorgeschlagene Zölle könnten erhebliche Auswirkungen haben:

- Inflationsdruck im Inland: Höhere Zölle würden die Importkosten erhöhen und die inflationären Spannungen verstärken.

- Globale Handelsneuordnung: Ein reduzierter US-Bedarf an ausländischen Waren könnte das Wachstum exportorientierter Volkswirtschaften wie China und der EU schwächen.

- Gefahr von Stagflation: Aggressive Zölle könnten das Risiko von Stagflation erhöhen.

Die Rolle der Federal Reserve: Ein neues Gleichgewicht

Die Federal Reserve steht 2025 vor einem Balanceakt. Während die Inflation über dem Zielwert von zwei Prozent bleiben könnte, sind aggressive Zinserhöhungen unwahrscheinlich. Stattdessen könnte folgendes Szenario eintreten:  Lockerungszyklus mit höheren Endzinsen: Die Fed wird den Lockerungszyklus fortsetzen, jedoch auf tiefere Zinssenkungen verzichten.

- Flexibilität beim Inflationsziel: Die Fed könnte höhere Inflationsraten tolerieren, um die Schulden tragbar zu halten.

- Risiken einer politischen Kehrtwende: Zollbedingte Inflationsschocks könnten die Fed zu einer Straffung der Geldpolitik zwingen.

Fazit: Ein transformierendes Jahr für die USA und die Welt

Die US-Wirtschaft ist im Jahr 2025 auf Reflation eingestellt, getrieben durch expansive Fiskalpolitiken, protektionistische Handelsmaßnahmen und robuste Konsum- sowie Privatsektor-Dynamiken. Während diese Faktoren kurzfristig ein starkes Wachstum unterstützen dürften, bergen sie gleichzeitig Risiken in Form höherer Inflation, unsicherer Haushaltsdefizite und einer Fragmentierung der Weltwirtschaft. Global betrachtet schafft die Divergenz zwischen US-Reflation und verlangsamtem Wachstum in anderen Regionen sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Während die USA auf reflationäre Politiken setzen, wird sich die Welt auf eine neue makroökonomische Ordnung einstellen müssen, in der amerikanische Ausnahmestellung das heimische Wachstum antreibt, aber die wirtschaftlichen Dynamiken im Ausland neugestaltet.

Marktkommentar von Nikolas Kreuz, Geschäftsführer der INVIOS GmbH in Hamburg.