Umfrage: Europas stationäre Einzelhändler wieder positiv gestimmt
23.05.2022
Foto: © JHVEPhoto - stock.adobe.com
Nach zwei schwierigen Jahren für große Teile des stationären Einzelhandel kehrt die Zuversicht zurück. Laut der aktuellen Ausgabe des „EMEA Retail Occupier Survey“ des globalen Immobiliendienstleisters CBRE hat die Expansion bei den Einzelhändlern in Europa oberste Priorität. CBRE befragte dafür mehr als 50 Einzelhändler aus einem breiten Spektrum von Branchen, die zusammen weltweit mehr als 70.000 Geschäfte betreiben, um Einblicke in ihre Expansion- und Immobilienpläne, die Rolle des Onlinehandels und den Einfluss von Lieferketten und ESG zu erhalten.
Der Studie zufolge planen 57 Prozent der Befragten ihr Ladenportfolio bis Ende 2022 zu vergrößern, was die Bedeutung einer stationären Präsenz mit Ladenflächen für die gesamte Einzelhandelsbranche unterstreicht. Darüber hinaus wollen 37 Prozent dieser Befragten neue Märkte erschließen, wobei Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich als die drei wichtigsten Expansionsstandorte genannt werden.
Auf die Frage nach dem bevorzugten Standort für eine Expansion nannten die Befragten regionale Einkaufszentren und innerstädtische Hauptstraßen als ihre erste Wahl. Speziell für Bekleidungs- und Schuheinzelhändler haben Fachmarktzentren oberste Priorität, was mit dem Erfolg von Fachmarktzentren während der Pandemie übereinstimmt.
Die Umfrage unterstreicht auch die Bedeutung, die ein physisches Geschäft bei der Verbesserung des Onlineumsatzes eines Einzelhändlers spielt: 64 Prozent der Befragten gaben an, dass das Vorhandensein von stationären Geschäften ihre Onlineverkäufe im lokalen Einzugsgebiet erhöht. Die Befragten bewerteten auch, ob eine Reihe von Kennzahlen im stationären oder im Onlinehandel effektiver sind, darunter Rentabilität, Cross-Selling von Produkten, Neukundengewinnung, Kundenbindung und die Einführung neuer Produktlinien. Die Einzelhändler bewerteten den stationären Einzelhandel bei allen Kriterien als effektiver als den Onlinehandel, was den Wert des physischen Einzelhandels für die Markentreue unterstreicht.
Bei der Betrachtung weitreichendere Entscheidungen in Bezug auf das Management der Einzelhandelsimmobilien, wie zum Beispiel der Lieferkette, nannten die Befragten Investitionen in Softwarelösungen als ihre oberste Priorität. Es folgten der Ausbau der Kapazitäten für größere Lagerbestände und das Nearshoring der Produktion nach Europa, ein Ergebnis der anhaltenden Unterbrechung des globalen Lieferkettennetzes.
Neben dem Bewältigen der Herausforderungen bei den Lieferketten gaben die Befragten zudem an, dass ESG ein wichtiger Schwerpunkt für sie ist. 38 Prozent der Einzelhändler stimmten zu, dass Marken in Zukunft bei Expansionsüberlegungen mehr Wert auf die ESG-Belange einer Immobilie legen werden. Darüber hinaus gaben die Einzelhändler dem stationären Einzelhandel gegenüber dem Onlinehandel den Vorzug, wenn es darum geht, ESG-Ziele zu erreichen, und stimmten zu, dass grüne Mietverträge in den nächsten drei Jahren wahrscheinlich in die Mietvertragsverhandlungen einbezogen werden.
„Es besteht kein Zweifel daran, dass der Onlinehandel auf dem Vormarsch ist, aber diese Umfrageergebnisse zeigen, wie resilient der stationäre Einzelhandel trotz allem ist. Die Händler wollen expandieren, da ihnen die physische Präsenz in Einkaufsstraßen und Shopping-Center entscheidende Vorteile bietet, die der Onlinehandel allein nicht bieten kann“ erklärt Frank Emmerich, Head of Retail bei CBRE in Deutschland.
Alex Ozga, Senior Research Analyst, EMEA Retail bei CBRE, fügt hinzu: „Nachhaltigkeit ist zu einem zentralen Thema für Mieter von Einzelhandelsflächen geworden. Viele der größten europäischen Einzelhändler haben sich verpflichtet, bis 2040 ein Netto-Null-Unternehmen zu werden, wobei Einzelhändler im Modebereich beispielsweise zunehmend das Ausbessern und Verleihen von Bekleidungen als Teil ihres Serviceangebots anbieten. Unsere Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass dieses Streben nach Nachhaltigkeit allmählich in die Immobilienpläne der Einzelhändler einfließt.“ (ah)