Treue lohnt sich selten bei der PHV
15.08.2023
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Die private Haftpflichtversicherung (PHV) zahlt für berechtigte Schadenersatzansprüche Dritter und wehrt unberechtigte Forderungen ab. Diese Leistungen machen sie zu einer der wichtigsten Versicherungen. Derzeit besitzen rund 47,64 Mio. Menschen einen eigenen PHV-Vertrag oder leben in einem Haushalt mit PHV-Schutz. Doch Haftungsrisiken verändern sich.
Die Anforderungen an leistungsfähigen Versicherungsschutz somit auch: Vermittler und Verbraucher bei der Auswahl eines zeitgemäßen PHV-Tarifes sollen bestmöglich begleitet werden, analysiert Franke und Bornberg seit 2015 Stärken und Schwächen von Haftpflichtversicherungen. Für das aktuelle Rating wurden 322 Tarife und Tarifvarianten von 99 Haftpflichtversicherern untersucht.
„Auf die Ergebnisse waren wir dieses Mal ganz besonders gespannt“, berichtet Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. 2022 hatten er und sein Team die PHV-Ratingkriterien an die gestiegenen Anforderungen angepasst. Wie würden die Versicherer sich den neuen Qualitätsanforderungen stellen? „Die Ergebnisse zeigen: Der Wettbewerb findet bei der PHV nicht nur über den Preis, sondern auch über die Qualität statt. Anbieter, die auf Qualität setzen, haben ihre Produkte weiter verbessert. Die PHV ist in der Spitze heute leistungsfähiger als je zuvor.“
Single oder Familienmensch?
Weil die familiäre Situation oft den Bedarf prägt, differenziert das PHV-Rating von Franke und Bornberg zwischen Tarifen für Singles und Familien. Während Single-Tarife ausschließlich den Versicherungsnehmer schützen, umfasst der Versicherungsschutz von Familientarifen auch Ehe-/Lebenspartner sowie eigene Kinder. Dem Familienrating liegen aktuell 68 Prüfkriterien zugrunde. Beim Singlerating sind es 57 Kriterien. Die Kriterien unterscheiden sich in erster Linie beim versicherten Personenkreis.
Nur jeder achte Tarife ist „hervorragend“
Die höchste Bewertungsklasse FFF+ (hervorragend) vergibt Franke und Bornberg in diesem Jahr an 12 % der PHV-Familientarife und an 14 Prozent der Single-Tarife. Für ein FFF+ müssen mindestens 85 % der möglichen Punkte sowie zusätzliche Mindestanforderungen in einzelnen Leistungsbereichen erzielt werden. In der Verfolgergruppe (FFF) sind aktuell 35 % der Single-Tarife und 34 % der Familientarife anzutreffen.
Die Tarifqualität beim privaten Haftpflichtschutz hat sich in der Spitzengruppe gegenüber dem Vorjahr weiter verbessert. „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade preisorientierte Kunden immer noch auf schwache bis sehr schwache Tarife treffen können. Wer bei der PHV am Preis spart, setzt den falschen Schwerpunkt, denn bei der PHV sind auch Top-Tarife für die meisten Menschen bezahlbar, so Christian Monke, Leiter Ratings Private Risiken bei Franke und Bornberg.
Am unteren Ende der Bewertungsskala mit den Noten F+, F und F- (ausreichend, mangelhaft und ungenügend) finden sich in der Kategorie Familie immer noch 50 Tarife, bei Single sind es 46 Tarife. Diese Gesellschaften erreichen mit mindestens einem Tarif die Höchstnote FFF+
(in alphabetischer Reihenfolge)
• Adam Riese
• ADCURI
• Alte Leipziger
• ARAG
• AXA
• Baloise
• Barmenia
• DBV Beamten
• Debeka
• Die Haftpflichtkasse
• GEV
• Gothaer
• Hamburger Feuerkasse
• Helvetia
• HUK24 (nur Kategorie Single)
• HUK-COBURG (nur Kategorie Single)
• InterRisk
• Janitos
• Nürnberger
• NV
• Provinzial
• Provinzial Nord
• RheinLand
• rhion digital
• SHB (nur Kategorie Familie)
• uniVersa
• VHV
• VRK (nur Kategorie Single)
• Waldenburger (nur Kategorie Single)
• WGV
• Württembergische
• WWK
Neue Tarife können mehr
Neue PHV-Tarife schneiden fast immer besser ab als ihre Vorgänger. Bestandskunden profitieren jedoch häufig nicht von diesen Fortschritten. Ihr Schutz verharrt auf dem einmal abgeschlossenen Leistungslevel.
„Treue lohnt sich selten in der PHV“, weiß Franke. „Bestandskunden sehen oft in die Röhre, wenn ihr Versicherer im Neugeschäft bessere Leistungen aufruft.“
Zwar gebe es mittlerweile Regelungen für automatische Anpassungen an Tarif-Updates. Für gänzlich neu entwickelte Angebote, die auch schon mal mehr kosten können, gelten diese Garantien aber in der Regel nicht, so Franke.
Vermittler sollten deshalb in regelmäßigen Intervallen prüfen, ob die versicherten Leistungen aktuellen Standards und dem individuellen Bedarf noch gerecht werden.
Oft weniger als zehn Euro im Monat – das sollte sich jeder leisten
Guter Haftpflichtschutz muss nicht teuer sein. Singles zahlen für einen leistungsfähigen PHV-Vertrag im Jahr 2023 zwischen 50 und 120 Euro. Für Familien geht es bei rund 70 Euro los und reicht bis ca. 160 Euro jährlich. Damit ist die PHV im Durchschnitt nur geringfügig teurer als in den letzten Jahren.
Ein eventueller Preisanstieg wird durch bessere Leitungen mehr als wettgemacht. „Am teuersten ist, am falschen Ende zu sparen und auf PHV-Schutz zu verzichten. Schon allein die Abwehr unberechtigter Ansprüche würde so manches Haushaltsbudget sprengen“, meint Franke.
Fazit und Ausblick
Die besten Tarife der Privaten
Haftpflichtversicherungen sind so leistungsfähig wie nie.
Diese Tarife halten
mit den veränderten Lebensgewohnheiten und neuen Risiken Schritt. Verbraucher
und Vermittler sollten individuelle Bedürfnisse und die jeweilige
Lebenssituation beachten, um das optimale Angebot zu finden. An der Prämie wird
das nur selten scheitern, die Leistung schwacher Tarife kann aber die Existenz
gefährden. Trägheit schadet. Bestehende Verträge müssen von Zeit zu Zeit
daraufhin geprüft werden, ob ihr Schutz noch auf der Höhe der Zeit ist. Nicht
selten lohnt sich ein Wechsel.
Das Potenzial für bessere Leistungen ist nicht ausgereizt. Bei jedem zweiten Tarif gibt es qualitativ noch reichlich Luft nach oben. Nachhaltige Features wie Reparaturen statt Ersatz und Mehrleistung bei besserer Effizienzklasse sind wünschenswert, setzen aber Akzeptanz bei allen Beteiligten voraus.