„Solvency II – Keine Zeit verlieren“

02.12.2013

AMICE, die europäische Vereinigung der gegenseitig und genossenschaftlich organisierten Versicherer, hatte am 29. November nach Paris geladen, um ihre Mitglieder über die Ergebnisse der Trilog-Verhandlungen und EIOPAs vorbereitende Leitlinien zu informieren und von ihnen über ihre Vorbereitungen und den Stand der nationalen Verhandlungen zu hören.

(fw) Achtzig Teilnehmer aus 11 Ländern nutzten in Paris die Gelegenheit zum Austausch und zur Diskussion zum Thema „Solvency II". In der Eröffnungsrede betonte Emmanuel Roux, Generaldirektor der FNMF, Vereinigung der französischen Krankenversicherer auf Gegenseitigkeit: „Die politische Einigung zu Solvency II ist da, jetzt dürfen wir keine Zeit auf dem weiteren Weg zur Umsetzung verlieren. „Versicherer und Aufsichtsbehörden müssen ihre Diskussionen intensiv und konstruktiv fortsetzen, um das ambitiöse Startdatum von Januar 2016 einzuhalten." Zugleich warnte Roux vor einer neuen Welle von Fragebögen, Tests und Proberechnungen, die nur Ressourcen binden würden, die dringend für die Vorbereitung gebraucht werden. Für FNMF mit ihren vielen kleinen Mitgliedern bleibe angewandte Proportionalität außerdem weiter ein Kernthema. „AMICE hat viele kleine Versicherer als Mitglieder", erklärte Gregor Pozniak, der Generalsekretär von AMICE. „Sie in ihren Vorbereitungen zu unterstützen und ihnen eine Plattform zum internationalen Informationsaustausch zu bieten, ist eine der zentralen Aufgaben unserer Vereinigung." Pozniak fürchtet, dass auch nur die leichteste Verzögerung im weiteren Umsetzungsprozess den ohnehin schon immensen Zeitdruck auf die Unternehmen noch erhöhen könnte. Das Inkrafttreten sei politisch mit 1. Januar 2016 fixiert worden, aber die endgültigen Anforderungen würden vielleicht erst wenige Monate davor vorliegen.

Alina vom Bruck, die sich in der Gothaer-Gruppe mit der Solvency-II-Umsetzung befasst und außerdem Co-Chair der AMICE-Arbeitsgruppe ist, sagte zum Thema ORSA: „In der Umsetzung der ORSA-Anforderungen sehen wir eine Hauptaufgabe darin, das ORSA-Denken im Management zu verankern und es zum Bestandteil der gruppenweiten strategischen Planung zu machen." Marcel Kahn, Vizepräsident von AMICE, schloss mit den Worten ab: „Was wir in der Tat so rasch wie möglich brauchen, sind klare und endgültige Regeln, auf deren Basis wir unsere Produkte anpassen und unsere IT-Strukturen ausbauen können. Solvency II ist in vieler Hinsicht ein Schritt in die richtige Richtung, aber einiges liegt nach wie vor im Argen. Die Umsetzung des klaren gesetzlichen Auftrags zur Proportionalität lässt viel zu wünschen übrig, und EIOPAs Leitlinien zur Governance ignorieren sowohl die typische KMU-Struktur unseres Sektors als auch die den Versicherungsvereinen in vielen Ländern eigenen Governance-Strukturen."

AMICE – die Vereinigung der gegenseitig und genossenschaftlich organisierten Versicherer in Europa

AMICE sieht sich als Sprachrohr des auf Gegenseitigkeit und genossenschaftlich organisierten Versicherungssektors in Europa mit Sitz in Brüssel. Die Vereinigung fordert eine angemessene und faire Berücksichtigung der Spezifika und Interessen der Versicherungsvereine und -genossenschaften im gemeinsamen Markt sowie moderne, auf Mitgliederverantwortung basierte Versicherungslösungen im Interesse der europäischen Bürger und der Gesamtwirtschaft. AMICE hat 110 Direktmitglieder und vertritt weitere 1.000 indirekte Mitglieder in sechs nationalen und regionalen Verbänden.

In Deutschland gehören insgesamt 23 Versicherer auf Gegenseitigkeit dem Verbund AMICE an, u. a. die Bayerische, Die Continentale, Gothaer, HDI, IDUNA, INTER, Stuttgarter, R+V, Volkswohl Bund.

www.amice-eu.org