Solider Aufschwung ohne Inflationsfurcht
28.02.2022
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Auch das älteste Kaiserreich der Welt hat unter der Pandemie stark gelitten. Als letztes der führenden Industrienationen öffnete sich die Wirtschaft erst im Herbst 2021 und schrammte zuvor knapp an einer Rezession vorbei. Die Reformbemühungen sind teilweise ins Stocken geraten. Dennoch, die Vorzeichen für ein gutes Aktienjahr 2022 stehen nicht schlecht.
„Japan-Optimisten setzen 2022 auf einen Durchbruch“, titelte das Handelsblatt Ende vergangenen Jahres. Ein schwacher Yen, eine im internationalen Vergleich weiterhin sehr lockere Geldpolitik flankiert von unterstützenden fiskalpolitischen Maßnahmen wurden hierfür als Gründe genannt. Und in der Tat bleiben sich die japanischen Notenbanker ihrer Linie treu. Die Teuerungsrate dümpelte zuletzt um die 0 % – immerhin nicht im negativen Bereich, wie zu Hochzeiten der grassierenden Pandemie. Auch Rückenwind für Aktien. Wie stark dieser letztlich sein wird, bleibt abzuwarten.
Den Rückstand wettmachen
Die Japaner sind ein sehr traditionelles Volk. Stoische Ruhe zeichnen sie aus. So überrascht es kaum, dass die Insel relativ gut durch die Corona-Pandemie gekommen ist. An der wirtschaftlichen Front gab es hingegen im 2. Halbjahr 2021 eher ernüchternde Zahlen. Liefen die Volkswirtschaften in den USA und Europa gut und überzeugten Investoren, so gestaltete sich der japanische Weg aus dem Wachstumsknick beschwerlich. So schrumpfte die Wirtschaftsleistung im 3. Quartal um 0,8 %. Das hatte zentral etwas mit der schleppenden Öffnung des Marktes zu tun. „Die japanische Wirtschaft erholt sich noch immer von der Pandemie, und für 2022 wird ein BIP-Wachstum über dem Potenzial erwartet (die OECD rechnet mit 3,4 %). Da sich der Impfprozess bis 2021 verzögert hat, war die japanische Wirtschaft eines der letzten Industrieländer, das wieder geöffnet wurde“, so Thibaut Dorlet, Senior Fund Manager bei Candriam. Gleichwohl wird an der Börse bekanntlich die Zukunft gehandelt und in diesem Kontext zeigen sich einige Analysten positiv gestimmt. „Trotz der großen Unsicherheit, die die Omikron-Variante des Corona-Virus aktuell schürt, halten wir es für wahrscheinlich, dass 2022 ein starkes Jahr für das Gewinnwachstum japanischer Unternehmen wird. Die meisten COVID-19-Einschränkungen in Japan wurden aufgehoben, so dass sich eine Erholung abzeichnet. Das betrifft insbesondere Unternehmen, die in den kommenden Monaten von Nachholeffekten in den Konsumausgaben sowie von der Rückkehr der Touristen profitieren können“, bemerkt Richard Kaye, Portfoliomanager des Comgest Growth Japan. Das lässt sich auch am Tankan-Bericht ablesen, der die Stimmung in der Industrie misst. Im 4. Quartal 2021 stand der Tankan-Index auf 18 Punkten.
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