So betrügt die Mafia Versicherungen
06.12.2018
Für die Mafia ist Versicherungsbetrug eine wichtige Einnahmequelle / Foto: © michelaubryphoto - stock.adobe.com
Beim Begriff „Mafia“ denken die meisten wohl an Erpressung, Drogen, Geldwäsche und Glückspiel. Doch die Verbrecherorganisation ist auch im Bereich Versicherungsbetrug unterwegs. Und das kann durchaus lohnenswert sein.
Gestern durchsuchten Hunderte Polizisten im ganzen Bundesgebiet Restaurants, Büros und Wohnungen, die der Mafia zugerechnet werden. Schwerpunkt der Ermittlungen war Nordrhein-Westfalen. Dabei geht es um Mord, Erpressung, Geldwäsche, illegale Verschiebung von Müll und vieles mehr. Doch die Mafia hat noch ein deutlich unspektakuläreres Verbrechen „im Angebot“: "Versicherungsbetrug gehört mittlerweile zum Instrumentenkasten des organisierten Verbrechens“, erklärt Kurt Werling, Fachanwalt für Versicherungsrecht aus Ludwigshafen. „Bereits in den 80er-Jahren haben sich Kriminelle aus den Mafia-Hochburgen in Kalabrien und Sizilien auch bei Versicherungsgesellschaften eine Geldeinnahmequelle von erheblicher Bedeutung verschafft“, ergänzt Wolfgang Rahm, Mafia-Experte beim Landeskriminalamt in Stuttgart.
So viel Pech kann man doch gar nicht haben
Ein Beispiel: In einer Pizzeria in der Nähe Ludwigshafen brennt es zunächst und nur eine Woche später wird auch noch eingebrochen. Dasselbe geschah von vier Jahr zuvor. Jedoch handelt es sich dabei nicht um eine Pechsträhne des Besitzers, sondern um Versicherungsbetrug: Die Einbrüche und Brände wurden fingiert oder vorsätzlich herbeigeführt und die Wertsachen längst in Sicherheit gebracht. Die Versicherung sollte dann für den vermeintlichen Schaden bezahlen.
Besonders krass: Der Besitzer der Pizzeria war seit 1992 an mindestens 14 Verkehrsunfällen beteiligt, die fingiert waren. Deshalb wurde im Jahr 2000 zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt. Allerdings musste das Gefängnis nie von innen sehen: Aufgrund einer günstigen Sozialprognose wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Genau das ist auch ein wesentlicher Grund, warum die Mafia gerne Versicherungen betrügt: Ein Versicherungsbetrug ist oft deutlich schwerer nachzuweisen als bspw. ein Banküberfall und die Strafen sind zudem deutlich geringer. „Die Kriminellen suchen sich Taten aus, die bei relativ geringem Risiko hohe Gewinne versprechen“, erklärt Wolfgang Rahm. So machte der Pizzeria-Besitzer einen Gesamtschaden von 300.000 Euro geltend. Dazu kommt der Schaden am Haus, den die Gebäudeversicherung des Hauseigentümers zusätzlich übernahm.
Was der Pizzeria-Besitzer aus seiner Verurteilung gelernt hat, lesen Sie auf Seite 2