Sentiment Report 2021/22 für das Hotelsegment

02.12.2021

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Engel & Völkers Hotel Consulting (EVHC) veröffentlichte gestern die Ergebnisse des aktuellen Stimmungsreports aus dem Hotelmarkt. Die Ergebnisse zeigen: Trotz anhaltender Einschränkungen blicken Hotelbetreiber und Investoren wieder optimistisch in die Zukunft. Eine Rückkehr auf Vorkrisenniveau wird im Jahr 2024 erwartet.

Die Mehrheit bleibt

Für den Stimmungsreport befragte EVHC im Zeitraum von Mitte Oktober bis Anfang November Investoren, Projektentwickler und Hotelbetreiber anonym. Dabei geben 97 % der Betreiber an, ihr Portfolio weiter ausbauen zu wollen. Besonders Nischen wie die Ferienhotellerie und Services-Apartement-Konzepte gewinnen hier weiter an Bedeutung. Auch die Mehrheit der Investoren bleiben der Betreiberimmobilie treu: ca. ein Viertel der Befragten wollen in alternative Segmente wie Longstay- oder Senior-Living-Konzepte investieren, 15 % ihr Hotelportfolio ausbauen und weitere 14 % wollen im Hotelbereich bleiben, ihr Glück aber im Ausland oder an kleineren Märkten versuchen. Nur 19 % der Investoren möchten sich auf andere Assetklassen konzentrieren.

M&A-Aktivitäten werden steigen

In der diesjährigen Umfrage spielten potenzielle Insolvenzen eine deutlich geringere Rolle als im Vorjahr. 9 % der befragten Beitreiber (minus 16 %) und 14 % der Investoren (minus 11 %) sehen Insolvenzen als wesentlich marktbeeinflussenden Faktor. Die Umfrageteilnehmer sehen größeren Einfluss bei M&As. Restriktive Finanzierungsvergaben stellen für Investoren eine zusätzliche Herausforderung im Marktumfeld dar. Andreas Ewald, Geschäftsführender Gesellschafter der Engel & Völkers Hotel Consulting GmbH erklärt: „Die große Mehrheit der Investoren rechnet mit einem Transaktionsvolumen auf Vorkrisenniveau in zwei bis drei Jahren. Momentan sind alternative Konzepte wie Serviced-Apartments im Kommen, der Markt zeigt sich offen für neue Ideen und Marken. Das bietet auch in der Krise zahlreiche Chancen.“

Renditeerwartungen bereits auf Vorkrisenniveau, Volumen weit davon entfernt

Die Markterholung beeinflusst schon jetzt die Renditeerwartungen der Investoren. Für Hotels in deutschen A-Städten liegt die Renditeerwartung mit 3,9 % zwar deutlich unter den Erwartungen aus 2020 (4,5 %), aber dennoch wieder auf Vorkrisenniveau. Die Renditeerwartungen für Hotels in deutschen B-Städten sank von 5,1 % auf 4,5 %. Im Leisure-Segment liegen sie im Durchschnitt bei 4,8 %.  „Hotelinvestments bieten im Vergleich zu anderen Assetklassen wie Wohn- oder Büroimmobilien noch immer attraktive Renditeniveaus – insbesondere im anhaltenden Niedrigzinsumfeld“, meint Andreas Ewald weiter.

Insgesamt ging der Wert von Hotelimmobilien im Vergleich zum Vorkrisenjahr jedoch um 11 % zurück. Größere Werteinbrüche sind aber ausgeblieben, entsprechend stabil zeigen sich die Immobilienpreise. Eine Folge davon sind aber auch sehr unterschiedliche Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern, durchschnittlich mit einem Delta von 13 %. Grund hierfür ist das bisher geringe Transaktionsvolumen 2021. Auf Notverkäufe oder Gelegenheiten für ein Schnäppchen wartet man durch die erneut verlängerten staatlichen Hilfen vergebens. Engel & Völkers Hotel Consulting prophezeit ein Transaktionsvolumen von rund 2,2 Mrd. Euro in diesem Jahr. Das entspricht weniger als der Hälfte des Volumens von 2019, wobei die Marktteilnehmer keine Rückkehr des Volumens auf Vorkrisenniveau vor 2024 erwarten.

Der wichtigste Aspekt und die größten Herausforderungen

Für Hotelinvestments ist und bleibt der Standort das wichtigste Erfolgskriterium, gefolgt von der Betreiber-Bonität. Investoren sind aber trotzdem offen für innovative Konzepte und neue Ideen, zudem entwickelt sich die Ferienhotellerie aktuell auch zum Produkt für institutionelle Investoren. Deutsche A- und B-Städte bleiben dank ihrer Stabilität als Zieldestinationen interessant, aber laut Umfrage wollen Investoren und Betreiber in den nächsten 12 Monaten auch vermehrt nach Chancen außerhalb Deutschlands suchen.

Ähnlich wie in vielen Segmenten beschäftigen drei bekannte Herausforderungen auch die Hotellerie. ESG- und Nachhaltigkeits-Standards sind sowohl für Investoren als auch Betreiber ein Muss. Der Fokus liegt dabei auch aufgrund der wirtschaftlichen Attraktivität auf der Reduzierung des Energie- und Ressourceneinsatzes und der Auswahl alternativer Energiequellen und Materialien. Eine weitere Herausforderung stellt das Thema Digitalisierung dar. Prozesse müssen digital gestaltet und optimiert werden, hier hat die Corona-Krise bei den Betreibern bereits einen großen Digitalisierungsschub ausgelöst. Die Krise hat gleichzeitig aber auch den Personalmangel deutlich verstärkt. „Zahlreiche Mitarbeitende haben während der Pandemie aufgrund von Kurzarbeit und hoher Unsicherheit der Hotellerie den Rücken gekehrt und ihr Glück in anderen Branchen gefunden. Konzepte zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung werden jetzt zum strategischen Erfolgsfaktor“, erläutert Andreas Ewald. (lb)

Den vollständigen EVHC Sentiment Report 2021/22 mit allen Ergebnissen finden Sie hier.