Schreckgespenst Deflation?
08.02.2015
Uwe Eilers
Zunächst ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen einer gefährlichen Deflation und einer unproblematischen Deflation. Problematisch kann eine Deflation dann sein, wenn im Land die Preise auf der ganzen Breite fallen.
Denn dann kommt bei den Verbrauchern das Gefühl auf, dass alles laufend billiger wird. Diese halten sich dann in Erwartung immer weiter fallende Preise mit Konsumausgaben zurück. Durch solch eine Kaufzurückhaltung könnte die gefürchtete Deflationsspirale in Gang kommen.
Dagegen ist eine Deflation eher unproblematisch, wenn durch sie das Verhältnis Einkommen zu Produktivität ausgeglichen wird. Dies stellt dann eine Wettbewerbsfähigkeit wieder her. So geschehen in Portugal, Spanien und vor allem Griechenland.
Erst recht ist eine Deflation dann harmlos, wenn diese durch externe Faktoren - aktuell die enorm fallenden Energiepreise - verursacht wird. Denn dadurch fließen die freien Gelder zusätzlich in privaten Konsum und Investitionen. Sie geben eher zusätzliche Kaufimpulse statt befürchteter Kaufzurückhaltung. Was wiederum bei den nachgefragten Gütern zu steigenden Preisen führen kann. Die beiden letztgenannten Deflationsszenarien müssen also gar nicht bekämpft werden!
Anleihekäufe der EZB werden nur bedingt Wirkung auf die Kreditvergabe haben
Die Anleihekäufe werden wohl die Renditen noch weiter sinken lassen. Davon werden nur die Anleger aufgrund der Kurssteigerungen mittelfristig profitieren können. Diese stecken ihr Geld dann wiederum in andere risikoreichere Investments, um auch zukünftig noch auskömmliche Renditen zu erzielen.
Die eingegangenen Risiken werden aber schon jetzt nicht mehr vergütet. Ob die Banken in Zukunft mehr Kredite vergeben als bisher, ist fraglich. Schließlich sorgen höhere Eigenkapitalanforderungen (Basel III) eher für eine weitere Verkürzung der Bilanzen. Kreditnachfrager werden weiterhin nur Kredite erhalten, wenn die Bonität stimmt, da die Banken nach wie vor das Ausfallrisiko tragen.
Die gute Konjunktur in den Jahren nach der Finanzkrise hat viele Unternehmen dicke Kapitalpolster beschert. Sie stehen mittlerweile eher vor der Herausforderung, ihre Gelder verzinslich zu parken.
Negativzinsen der EZB könnten gewünschte Wirkung entfalten
Anders sieht es mit den Negativzinsen aus. Diese könnten tatsächlich dazu führen, dass Unternehmen Liquidität an ihre Anteilseigner ausschütten oder in Rationalisierungsinvestitionen investieren. Allein in Deutschland liegen etwa 1,9 Billionen Euro auf Tages- und Termingeldkonten, die in nächster Zukunft nicht mehr verzinst werden. Viele Sparer werden deshalb ein Teil der Gelder in Konsum stecken, was die Binnennachfrage fördern wird und dadurch auch die Inflationsrate steigen lassen könnte.
Fazit: Anleihekäufe werden kaum die Kreditnachfrage stimulieren, Negativzinsen aber die Güternachfrage und damit die Inflationsrate wie gewünscht steigern.
(Autor: Uwe Eilers, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG)