Rückversicherer verkleinert Vorstand
27.01.2017
MunichRe dient der Verkleinerung von Risiken, das gilt jetzt auch für den Vorstand..© by-studio - Fotolia.com
Der weltgrößte Rückversicherer will Kosten sparen und die eigene Tochter in der Erstversicherung besser global einsetzen. Die Entwicklung der Munich Re bleibe so vor allem bei der ERGO spannend.
Der Rückversicherer Munich Re löst überraschend zum 1. Februar 2017 das Personenversicherungs-Geschäftsfeld „Munich Health“ (MH) auf und ordnet die Zuständigkeiten in einem verkleinerten Konzernvorstand neu.
Die rückversicherungsbezogenen Geschäftseinheiten von MH werden mit dem Vorstandsressort „Lebensrückversicherung“ verschmolzen, das Erstversicherungs-Gesundheitsgeschäft wird ERGO International übertragen.
Die Umorganisation könnte Kostensynergien freisetzen und erlaubt die Verkleinerung des Vorstands um ein Ressort.
Doris Höpke, verantwortliches Vorstandsmitglied für MH, übernimmt künftig das Ressort „Special and Financial Risks“ sowie ab Ende April 2017 die Verantwortung für die weltweite Personalarbeit im Geschäftsfeld Rückversicherung einschließlich der Funktion der Arbeitsdirektorin.
Vorstandsmitglied Thomas Blunck soll künftig das in der Personenversicherung das Geschäftsfeld Lebens- und Gesundheitsrückversicherungsgeschäft steuern. Munich Re hat die für die Umsetzung dieser Maßnahmen notwendigen Gespräche mit den Mitbestimmungsgremien und mit den zuständigen Aufsichtsbehörden eingeleitet.
Seit 2008 bündelte Munich Re das Gesundheitsgeschäft in dem Geschäftsfeld „Munich Health“. Ein breites Spektrum von Dienstleistern und Risikoträgern in der Erst- wie in der Rückversicherung betreut seitdem weltweit – mit Ausnahme Deutschlands – die Kunden sowohl im Service- wie auch im Versicherungsbereich. In den ersten drei Quartalen 2016 hat Munich Health, als das kleinste Geschäftsfeld von Munich Re, einen Gewinn von 76 Millionen Euro erwirtschaftet. Trotz einiger Einzelerfolge haben sich die ursprünglich gesetzten Wachstums- und Ertragsziele des Geschäftsfelds MH insgesamt nicht realisiert.
Die Marktbedingungen und der Versicherungsbedarf im nach wie vor wachstums-intensiven Gesundheitsversicherungsmarkt werden sich in den nächsten Jahren weiter stark verändern. Munich Re reagiere darauf mit der von Joachim Wenning gemeinsam mit dem Vorstand vorgeschlagenen und vom Aufsichtsrat genehmigten organisatorischen Aufstellung.
Im Geschäftsfeld der Personenversicherung trennen Erstversicherer immer weniger zwischen Lösungen für die Sparten „Gesundheit“ und „Leben“. Ein wichtiger Treiber für diesen Trend ist die zunehmende Digitalisierung von Versicherungsprozessen, die sich aus der Verfügbarkeit von großen Datenmengen und neuer Auswertungsmethoden ergibt. Hinzu kommt die zunehmende Bedeutung der Rückversicherung für das Kapitalmanagement, bei dem die jeweilige Sparte eine nachrangige Rolle spielt.
Die strategische Neuausrichtung der Munich Re berücksichtige das internationalen Geschäft der eigenen Erstversicherung ERGO, die im 1. Halbjahr 2017 vorgestellt werden wird, es gäbe die Möglichkeit zur Integration des Auslands-Erstversicherungsgeschäfts von MH in ERGO.
Auch nach der Umorganisation behält das Gesundheitsversicherungsgeschäft seine strategische Bedeutung für Munich Re.
„Der wachstumsstarke Gesundheitsmarkt, befördert durch zunehmenden Wohlstand, demografischen Wandel und medizinischen Fortschritt, bleibt für uns auch in der Neuaufstellung sehr wichtig. Unsere strategische Ambition sowie die Ertragserwartung an das Gesundheitsgeschäft bleiben unverändert“, sagte Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender der Munich Re.
Die Übertragung der Verantwortung für die jeweiligen MH-Einheiten an das Management der Geschäftsfelder Erst- und Rückversicherung erfolgt zum 1. Februar 2017. In der Folge werden durch diese organisatorischen Maßnahmen auch Kostensynergien erwartet.
Kleineres Vorstandsgremium mit veränderten Ressortzuständigkeiten
Ebenfalls mit Wirkung zum 1. Februar erlaubt die Auflösung des Geschäftsfelds MH die Verkleinerung des Vorstands um ein Ressort. Vorstandsmitglied Doris Höpke übernimmt die Zuständigkeit für „Special and Financial Risks“ (SFR) von Thomas Blunck.
Nach Amtsübernahme von Joachim Wenning als Vorstandsvorsitzender Ende April wird Höpke zusätzlich die Verantwortung für Human Resources tragen und damit auch Arbeitsdirektorin.
„Das Ressort Special and Financial Risks (SFR) beschäftigt sich stark mit Themen, die besondere Chancen für uns im Geschäftsfeld Rückversicherung bieten – seien es Cyberdeckungen oder neuartige Versicherungsprodukte für Industrie- und Großkunden. Diese Zukunftsthemen nehmen wir in SFR aktiv auf und setzen damit Impulse für die gesamte Branche. Weltweit sind für Munich Re im Geschäftsfeld Rückversicherung ca. 13.000 Menschen tätig. Um den Wandel unserer Branche mitgestalten zu können, benötigen wir neben exzellenter Risikoexpertise zunehmend unternehmerische Qualitäten auf allen Ebenen. Dies wird mir ein besonderes Anliegen sein“, sagt Höpke als Risikomanagerin und neue Arbeitsdirektorin der Gruppe.
Thomas Blunck, der im Vorstand seit 2005 SFR verantwortet hat, wird vom 1. Februar an das Ressort Life and Health leiten und die beiden Sparten zusammenführen. Er behält die Ressortverantwortung für „Digital Partners“, „Capital Partners“ und „Reinsurance Investments“. (db)