Richtungsweisende Investitionen
26.03.2015
Sinn und Zweck von Beteiligungskapital ist es, nach einer gewissen Haltedauer die Portfoliogesellschaften wieder gewinnbringend zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Die MIG AG meldete jüngst einen größeren Exit. Hierzu, zu möglichen weiteren Verkäufen und zur Attraktivität der deutschen Biotech-Branche sprachen wir mit Dr. Matthias Kromayer, Vorstand der MIG AG.
finanzwelt: Vor kurzem haben Sie einen großen Exit bekanntgegeben. Nun liest und hört man überall von einem geradezu idealen Zeitfenster für Investitionen und Exits gleichermaßen. Wie günstig gestaltet sich tatsächlich das Umfeld?
Dr. Kromayer: Exits wie derjenige der SuppreMol GmbH passieren immer dann, wenn ein Unternehmen im richtigen Reifegrad auf einen Käufer trifft, in dessen Portfolio es perfekt passt. Deshalb glauben wir nicht an „gute" oder „schlechte" Zeiten für Unternehmensverkäufe. Anders ist es bei Börsengängen. Dafür sind insbesondere für Biotechnologie-Unternehmen die Bedingungen in den USA derzeit sehr gut. Ob das eine positive Ausstrahlung auf den IPO-Markt in Deutschland hat, werden wir möglicherweise dieses Jahr sehen; angeblich erwägen einige Unternehmen einen Börsengang. Was Investitionen betrifft, wären die Bedingungen eigentlich ausgezeichnet, wenn es nur genügend Co-Finanziers gäbe, mit denen wir schlagkräftige Konsortien bilden könnten.
finanzwelt: Planen Sie weitere Verkäufe in absehbarer Zeit?
Dr. Kromayer: Verkäufe und Börsengänge sind der beabsichtigte Abschluss einer jeden VC-Investition. Derzeit befinden sich rund zehn unserer Portfoliogesellschaften in oder kurz vor der Reife für einen Verkauf oder einen Börsengang. Auf dieser Grundlage planen wir für das Jahr 2015 weitere Verkaufsprozesse. Ob die Prozesse dann noch dieses Jahr erfolgreich sind, kann man nicht voraussagen.
finanzwelt: Welche Parameter spielen bei der Einschätzung zur Haltedauer von Portfoliounternehmen und möglicher Wertmaximierung der Investments eine Rolle?
Dr. Kromayer: Natürlich erwarten wir bei einer längeren Haltedauer auch eine höhere Rendite. Wenn aber zur weiteren Entwicklung einer Beteiligungsgesellschaft so viel Kapital nötig ist, dass die erwartete zusätzliche Rendite gering ausfällt, versuchen wir lieber früher zu verkaufen. Es ist sicherlich die hohe Kunst von Wagnisfinanziers, den optimalen Zeitpunkt für den Verkauf zu finden. Insbesondere gehört zu diesem Prozess dann auch der richtige Käufer, der dem Unternehmen eine gute Zukunft gewährleisten kann. Insofern lässt sich ein Exit nur schwer am Reißbrett nach fixen Parametern planen.
finanzwelt: Es gibt viele Befürworter einer Stärkung der deutschen Biotechnologiebranche. Wo erkennen Sie, auch im Hinblick auf den Vergleich zu anderen internationalen Märkten, noch Schwachstellen?
Dr. Kromayer: Die größte Schwäche liegt in der notorisch geringen Verfügbarkeit von Eigenkapital, und zwar im VC-Bereich ebenso wie bei Neuemissionen. Seit 2007 gab es in Deutschland keinen Biotech-IPO mehr – die meisten reiferen Unternehmen wären in den USA schon längst notiert und könnten sich ausgezeichnet finanzieren. Außerdem haben wir immer noch kein „führendes" Cluster wie das in Boston, Massachusetts, das die kritische Masse hätte, um permanent Neugründungen, Erfolgsgeschichten, Börsengänge und Übernahmen zu produzieren. (ah)