„Regelung der Unternehmensnachfolge ist absolute Vertrauenssache“
01.09.2020
Stefan Eishold, CEO Arcus Capital AG / Foto: © Arcus Capital
Die Arcus Capital AG investiert in mittelständische Unternehmen, die auf der Suche nach einem Nachfolger sind. Wie das Geschäftsmodell konkret funktioniert, erläutert CEO Stefan Eishold im Interview.
finanzwelt: Herr Eishold, welche Rolle spielt das Thema Nachfolgeregelung bei einer Unternehmensübernahme für Sie? Stefan Eishold: Die ungelöste Nachfolge ist immer häufiger ein Anlass für Unternehmer, ihre Firma zu verkaufen. Die früher übliche familieninterne Regelung verliert schon seit Jahren an Bedeutung, denn viele Unternehmer finden keinen geeigneten Nachfolger mehr. Deshalb bleibt so mancher Firmengründer, der eigentlich schon im Ruhestandsalter angekommen ist, länger dabei. Dadurch verschiebt sich die Problematik allerdings nur zeitlich, denn früher oder später muss eine Nachfolgeregelung gefunden werden. In der Regel geschieht dies über den Verkauf des Unternehmens. Die Bereitschaft das eigene Unternehmen in fremde Hände zu geben ist auf jeden Fall gestiegen, auch weil es sich herum gesprochen hat, dass der Einstieg eines Investors häufig zu einer sehr positiven Entwicklung des Unternehmens beiträgt. Wir verstehen uns dabei grundsätzlich als Partner, die nicht nur frisches Kapital mitbringen, sondern auch Wissen und Kontakte von denen die Firmen profitieren können. Uns geht es vor allem um langfristige Beteiligungen, bei denen wir den ehemaligen Firmeninhabern auf Augenhöhe begegnen. Wir sind selbst Unternehmer und wissen daher genau, welche Herausforderungen bei einem Eigentümerwechsel entstehen. Als Investoren tragen wir die Verantwortung dafür, dass das Unternehmen auch nach dem Verkauf eine langfristige Zukunftsperspektive hat.
finanzwelt: Wo liegen denn aus Ihrer Sicht die Vorteile der Unternehmensübergabe an einen externen Investor. Aus Sicht des Verkäufers ist es am Ende doch trotzdem so, dass ein Fremder sich in mein Unternehmen „einkauft“? Stefan Eishold: Man muss unterscheiden zwischen reinen Finanzinvestoren und unserem Beteiligungsmodell. Typische Private Equity-Gesellschafter operieren in der Regel mit einer Fondsstruktur. Der Fonds sammelt das Geld der Anleger ein um damit Unternehmensanteile zu kaufen und diese nach einer befristeten Laufzeit mit möglichst hoher Rendite wieder zu veräußern. Diesen Druck haben wir nicht. Wir verstehen uns vielmehr als „Family Equity“-Investoren. Das bedeutet, wir investieren unser eigenes Kapital sowie das Geld ausgewählter Co-Investoren in profitable Unternehmen, die wir mit unseren Ideen und Erfahrungen weiterbringen wollen. Dabei berücksichtigen wir stets auch die Interessen der Stakeholder. Wir haben dabei den Vorteil, dass wir von außen auf ein Unternehmen blicken, und die Stärken und Schwächen objektiv einschätzen können. Das ermöglicht uns eine unvoreingenommene und kritische Sichtweise, die notwendige Anpassungen oder Veränderungen beim Geschäftsmodell oft erst möglich machen.
finanzwelt: Was erwarten Unternehmensverkäufer denn von einem externen Gesellschafter? Stefan Eishold: Vielen Firmeninhabern liegt der Familienbetrieb auch nach einem Verkauf weiterhin am Herzen, denn es besteht nun einmal eine starke emotionale Bindung zum eigenen Lebenswerk. Und es ist ja nicht nur die Gründerfamilie die auf uns blickt, auch die Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden haben die Erwartung, dass ein Familienunternehmen das womöglich in dritter Generation geführt wird, auch nach dem Einstieg eines Gesellschafters seinen ursprünglichen mittelständischen Charakter bewahrt. Als Investor muss man in dieser Situation Verständnis für die Werte des Familienunternehmens mitbringen und eine positive Entwicklungsperspektive aufzeigen. Fragen nach der zukünftigen Identität des Unternehmens und der Kontinuität des Geschäftsmodells bestimmen dann auch neben den harten betriebswirtschaftlichen Daten den weiteren Verlauf der Verkaufsverhandlungen. Beratungsbedarf besteht häufig bei Fragen der Finanzierung, bei den Investitionen oder der Internationalisierung.
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