Rabenschwarzer Tag für die EU
23.06.2016
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Das zumindest meint Stephan Mayer, CSU, Mitglied der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe, bei n-tv zum Ausgang des britischen Referendums.
"Ich hätte mit diesem Ergebnis nicht gerechnet. Ich ging bis gestern davon aus, dass es zwar eine knappe, aber eine Mehrheit für den Verbleib in der EU gibt. Umso überraschter bin ich und auch umso betrübter. Heute ist wirklich ein rabenschwarzer Tag für die EU, aber natürlich vor allem auch für Großbritannien selbst. Auch die nächsten Tage, die nächsten Wochen werden eine sehr schwierige Zeit werden. Es wird ein sehr langer Kater werden für die EU, aber vor allem für Großbritannien, weil aus meiner Sicht uns jetzt auch sehr schwierige Verhandlungen, was den Austritt anbelangt, bevorstehen."
Zu den Fehlern der EU und der EU-Politik:
"Aus meiner Sicht ist ein Problem, das sich natürlich jetzt in Großbritannien besonders gezeigt hat, aber das sich auch in vielen anderen EU-Ländern zeigt, dass die Spanne zwischen der Bevölkerung auf der einen Seite und den sogenannten EU-Eliten oder den Politikern, den Entscheidungsträgern immer größer wird. Es geht jetzt darum, die richtigen Schlüsse aus diesem Referendum zu ziehen – nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen EU-Ländern. Aus meiner Sicht wäre es jetzt falsch, mehr Europa zu fordern, sondern wir brauchen jetzt ein besseres Europa, ein bürgernäheres. Jetzt müssen Reformen vorangebracht werden. Aber nicht in der Richtung, dass wir noch eine weitere Vertiefung der EU anstreben, sondern dass wir durchaus auch zum Beispiel wieder mal über die Rückverlagerung von Kompetenzen von der europäischen Ebene auf die nationale oder auch auf die regionale Ebene diskutieren."
Zu den künftigen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien:
"Ich bin davon überzeugt, dass die Beziehungen, die bislang schon exzellent waren, auch weiterhin sehr gut und auch exzellent bleiben werden. Dieses Referendum bedeutet zunächst mal für die bilateralen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern nichts, schon gleich nichts Negatives. Es bleibt bei einem sehr vertrauensvollen und auch konstruktiven Verhältnis, einer sehr guten Zusammenarbeit, sowohl auf der Ebene der Regierungen als auch der Parlamente."
Zum Austritt:
"Es geht jetzt darum, schnell konstruktiv zu verhandeln, aber natürlich auch mit einer klaren Sprache seitens der EU gegenüber Großbritannien. Es ist im Vorfeld immer klar gesagt worden, es darf keine Rosinenpickerei geben, keine Zugeständnisse gegenüber Großbritannien. Wer geht, der geht mit Haut und Haar. Der Austritt bedeutet einen kompletten Austritt aus der EU. Vor allem auch, um Nachahmereffekte zu vermeiden, gilt es jetzt umso mehr auch seitens der EU, eine sehr freundliche, aber durchaus auch klare Verhandlungsposition gegenüber Großbritannien einzunehmen."