Quo vadis, deutsche Wirtschaft?
10.02.2020
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Langsam trudeln die volkswirtschaftlichen Daten zum abgelaufenen Kalenderjahr ein. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Wochenende mitteilte, waren die Exporte hierzulande im Jahr 2019 um 0,8 % höher als 2018. Im vergangenen Jahr wurden von Deutschland Waren im Wert von 1327,6 Milliarden Euro exportiert. Allerdings hat die Wachstumsrate im Vergleich zu den Vorjahren etwas an Fahrt verloren. Vor diesem Kontext fasst Achim Stranz, CIO, AXA Investment Managers, die Lage der deutschen Wirtschaft folgendermaßen zusammen.
„Die Bundesregierung versucht optimistisch zu sein und spricht von 10 Jahren in Folge, in denen unsere Wirtschaft jetzt zugenommen hat. Doch in den fünf Jahren vor 2019 war das Durchschnitts-BIP-Wachstum noch bei 2,0 % gelegen. Und auch für 2020 geht die Bundesregierung nur von einem Zuwachs von 1,0 % aus. Die Weltwirtschaft leidet weiterhin an Protektionismus in der Handelspolitik, was sich gerade auf die deutsche Industrie negativ auswirkt. 2019 war es besonders die Industrie, die geschwächelt hat, und auch 2020 ist der Ausblick für den Sektor am wenigsten rosig.
Da hilft es auch wenig, 2019 wieder den Titel des Überschussweltmeisters inne zu haben. Und: Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss von 293 Milliarden US-Dollar ist fast 50 % größer als der von Japan auf Rang zwei. Das könnte 2020 mehr Munition für Protektionisten wie Donald Trump und Co. geben – gerade weil die Vereinigten Staaten mit 490 Milliarden US-Dollar laut Ifo Institut im letzten Jahr weltweit das größte Leistungsbilanzdefizit hatten.
Aber nicht nur Donald Trump kritisiert Deutschland für die hohen Überschüsse, auch der Internationale Währungsfonds und die EU-Kommission machen ihren Unmut über diese Zahlen klar. Die EU sieht höchstens 6 % des BIPs als langfristig tragfähig – Deutschlands 2019 Wert entspricht 7,6 % des BIPs.“ (ah)