Platin – die Ampeln stehen auf grün
01.03.2021
Markus Merkel / Foto: © Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH
Gleich aus mehreren Gründen stehen die Ampeln für das Edelmetall Platin derzeit auf grün. Als knappes, nicht beliebig vermehrbares Gut steht es für Inflationsschutz und profitiert von einer wieder anziehenden Weltwirtschaft. In einigen Branchen wie der Automobilindustrie ist der Rohstoff für den Transformationsprozess im Rahmen der angestrebten Dekarbonisierung kohlestoffbasierter Industrien unerlässlich.
Vieles spricht im derzeitigen Marktumfeld für substanzstarke Anlagekategorien. Sogenannte Value-Aktien, tief bewertete Qualitätstitel mit etablierten Geschäftsmodellen, profitieren zunehmend von einer allgemeinen Aufhellung der Weltwirtschaftslage. Solch reale Werte („tangible assets“), wie es auch Rohstoffe und Edelmetalle sind, erfahren unter professionellen Anlegern zunehmend Aufmerksamkeit. Neu aufflammendes Wachstum in den Schwellenländern tut ein Übriges. Dies alles wird flankiert von geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, die ihresgleichen suchen und inflationstreibend wirken. Hinzu kommt eine massive und politische gewollte Lenkung von Investitionsströmen in Richtung erneuerbarer Energien sowie entsprechende Infrastrukturmaßnahmen im Rahmen des „EU-Green Deals“.
Nachfrage nach Platin zu Beginn der Pandemie zunächst stark gedrückt
Südafrika und die Russische Föderation sind weltweit die maßgeblichen Explorateure von Platin und der mit ihm verwandten Edelmetalle wie etwa Palladium. Investitionen auf der Rohstoffangebotsseite außerhalb erneuerbarer Energien wurden aufgrund der Virus-Pandemie längere Zeit zurückgestellt. Im Gegensatz etwa zu Gold oder Silber kommt Platin in der industriellen Verarbeitung eine größere Bedeutung zu. Nur etwa 35 Prozent der Fördermenge wird von der Schmuckindustrie nachgefragt. Ein Großteil dagegen wird industriell verarbeitet, etwa in der Elektrotechnik oder der Chemieindustrie.
Das nun wieder einsetzende Nachfragewachstum nach Platin resultiert in entsprechend angespannten Märkten. Hierzu trägt insbesondere die Automobilindustrie im Zusammenhang mit der Fertigung von Katalysatoren für Dieselmotoren bei. Ausgehend von Chinas Wirtschaft zeichnet sich bereits eine wirtschaftliche Erholung ab, die auch auf die europäischen Volkswirtschaften abstrahlt, da nun ein Licht am Ende des Covid-19 - Tunnels durch fortschreitende Impfungen wahrnehmbar wird. Auch die Schmuckindustrie erholt sich vom Pandemie-Einbruch und unterstützt die steigende Nachfrage nach Platin. Ein technischer Effekt ist die Eindeckung von Short-Positionen, wie sie der Nachrichtendienst Bloomberg hinsichtlich der Positionierung von spekulativen Marktteilnehmern an der Edelmetallbörse COMEX bis vor einiger Zeit auswies. Ein wesentlicher Treiber die Nachfrage nach Platin sind jedoch vor allem diverse Aspekte und um Erneuerbare Energien.
Platin als Profiteur der industriellen Transformation
Die Bedeutung von Platin als Industriemetall wird gerne unterschätzt und seine Verwendung wird häufig noch auf die Automobilindustrie beschränkt wahrgenommen. Doch ein Wandel hat eingesetzt. Mit der politisch untermauerten und unumkehrbar eingeleiteten Energiewende dürfte sich das Anwendungsfeld deutlich ausweiten. Neben der fortbestehenden Bedeutung für Katalysatoren spielt Platin eine wesentliche Rolle bei der Produktion von grünem Wasserstoff. Dieser alternative Energieträger kann einen Lösungsansatz darstellen, um auch emissionsreiche Branchen aus Industrie und Transport auf neuartige Produktions- und Antriebsverfahren umzustellen. Grüner Wasserstoff wird dabei durch Elektrolyse von Wasser (Aufspaltung in Sauerstoff und Wasserstoff ohne CO2-Emissionen) mit Strom aus regenerativen Energien gewonnen. Für einen solchen Elektrolyseprozess ist Platin zwingend erforderlich, um die beschriebene chemische Reaktion anzustoßen. Die verabschiedete Wasserstoffstrategie der Europäischen Union könnte Platin somit dauerhaft einen soliden Nachfrageschub bescheren.
Kolumne von Markus Merkel, CEFA, SRI Advisor (EBS), Leiter Mandate und Kooperationspartner der steinbeis & häcker vermögensverwaltung gmbH in München
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