Perlen am europäischen Aktienmarkt
27.07.2014

Andreas Zöllinger
**In den vergangenen Monaten floss viel Geld in europäische Aktien. Die Performance stimmte. Gibt es jetzt noch Opportunitäten? **Andreas Zöllinger, Co-Manager des BGF European Equity Income Fund bei BlackRock, mit einem Ausblick.
(fw/ah) „Das makroökonomische Umfeld verbessert sich, und politisch bedingte Risikoaufschläge nehmen ab. Vor diesem Hintergrund können wir vom europäischen Aktienmarkt in den kommenden zwölf Monaten – absolut betrachtet – weiteres Aufwärtspotenzial erwarten. In den vergangenen zwei, drei Jahren hat Europa politische Fortschritte gemacht und Maßnahmen eingeleitet, die zuversichtlich stimmen. Zum Beispiel haben die Wahlen zum Europäischen Parlament gezeigt, dass Matteo Renzi in Italien – einem Land, in dem Reformen die Wettbewerbsfähigkeit stärken dürften – auf breite Unterstützung bauen kann.
Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Aktienmärkte sich in den vergangenen Jahren auf Basis steigender Bewertungen gut entwickelt haben. In den kommenden zwölf bis 24 Monate sollte nun ein zunehmendes makroökonomisches Momentum spürbar werden. Alle konjunkturellen Frühindikatoren in Europa legen ein Wachstum zwischen einem und 1,5 % des Bruttoinlandsproduktes nahe. Dies entspricht einem Gewinnwachstum von etwa 8 % im kommenden Jahr. Das Dividendenwachstum dürfte in einer ähnlichen Größenordnung ausfallen, möglicherweise etwa geringer. Aber im Großen und Ganzen bleiben wir konstruktiv, was unsere Marktsicht angeht. Die Bewertungen sind zwar nicht mehr so attraktiv wie vor zwei oder drei Jahren, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse entsprechen jedoch ihrem langfristigen Durchschnitt.
In den vergangenen Monaten haben wir am europäischen Aktienmarkt – ebenso wie auf dem weltweiten – deutliche Umschichtungen gesehen. Investoren haben sich aus Sektoren mit sehr hohem Momentum verabschiedet und in Sektoren umgeschichtet, die sich bislang nicht so gut entwickelt haben. Innerhalb des europäischen Aktienmarktes mit seinen hohen Dividenden findet sich in den Sektoren Infrastruktur, Versicherung und Immobilien eine Vielzahl an Unternehmen, die gute Dividendenrenditen bieten. Diese dürften auch auf Sicht der kommenden Jahre Bestand haben. Der Versicherer Swiss Re zum Beispiel verfügt über eine extrem starke Bilanz. Er zahlt eine stabile Dividende von um die 5 %, was den Fortschritt bei der Gewinnentwicklung widerspiegelt. Zudem ist die Aktie attraktiv bewertet, denn sie handelt unter ihrem Nettoinventarwert.
Im Gegensatz dazu bieten qualitativ hochwertige Industrieunternehmen Wachstumsmöglichkeiten. Beispielsweise halten wir auch die Aktie des Aromen- und Düfteherstellers Givaudan, der ebenfalls in der Schweiz sitzt, im Portfolio. Givaudan zahlt momentan eine Dividendenrendite in Höhe von 3 %. Da der Bedarf an entsprechenden Konsumgütern wächst, erwarten wir jedoch, dass die Dividende im Laufe der Zeit deutlich steigen wird. Ein zweistelliges Wachstum ist in unseren Augen durchaus möglich."

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