Optimistische Zinserwartungen

30.08.2024

Mark Dowding - Foto: © RBC BlueBay AM

Die globalen Märkte entwickelten sich in der vergangenen Woche eher ruhig. Dass die Federal Reserve Bank (FED) im September den Zinssenkungszyklus einläutet, scheint nach den jüngsten Kommentaren des FED-Vorsitzenden Powell beschlossene Sache zu sein.

Ob der erste Zinsschritt 25 Basispunkte oder sogar 50 Basispunkte ausmachen wird, bleibt offen und dürfte von den bis dahin neu veröffentlichten Wirtschaftsdaten abhängen. Powell betonte in Jackson Hole, dass eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes nicht mehr wünschenswert sei.

Der Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag dürfte daher mit Spannung erwartet werden. Wir selbst gehen von positiven Zahlen aus. Doch die Beschäftigungszahlen können stark schwanken und revidiert werden.

Sollten wir einen Rückgang der Beschäftigung und einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote erleben, könnte dies die Fed dazu veranlassen, die Zinsen schneller zu senken. Wir halten dieses Szenario jedoch für relativ unwahrscheinlich.

Die allgemeinen finanziellen Bedingungen sind derzeit verhältnismäßig locker. Grund dafür sind sinkende Anleiherenditen, enge Kreditrisikoaufschläge und eine auf Jahressicht solide Wertentwicklung der Aktienmärkte. Wir halten eine Zinssenkung im September um 25 Basispunkte daher für realistisch. Ähnliche Schritte könnten im Dezember und im ersten Quartal des kommenden Jahres folgen. Das wären weniger Zinssenkungen, als derzeit vom Markt erwartet werden.

In der Eurozone bleibt die Nachrichtenlage ruhig. Die deutsche Wirtschaft bleibt hinter ihren europäischen Partnern zurück und verzeichnete im zweiten Quartal des laufenden Jahres ein negatives Wachstum. Die jüngsten Daten zur Inflation in Deutschland lagen niedriger als die Erwartungen, das verarbeitende Gewerbe entwickelt sich schwach und hohe Energiepreise setzen die Produzenten über mehrere Branchen hinweg unter Druck.

In Brüssel werden Stimmen nach Plänen zur Ankurbelung der Konjunktur lauter. Darunter ist etwa der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi. In einer zunehmend von Unsicherheit geprägten Welt ist klar, dass die EU massive Investitionen tätigen muss, um ihre Verteidigungsausgaben auf ein angemessenes Niveau zu bringen.

Wir erwarten einen merklichen Anstieg staatlicher Ausgaben innerhalb der EU, wobei unklar bleibt, inwieweit dadurch die Notwendigkeit für stärkere Zinssenkungen seitens der EZB sinkt.

An den Kreditmärkten halten wir es für möglich, dass die Kreditrisikoaufschläge nochmal sinken werden. Zumindest dann, wenn das Risiko für eine Rezession gering bleibt. Historisch betrachtet scheinen die Bewertungen im Kreditbereich zwar hoch. Doch auch die strukturellen Vergünstigungen am Markt für Staatsanleihen sollten hierzu ins Verhältnis gesetzt werden.

Der US-Dollar blickt auf mehrere schwache Wochen zurück. Dies haben wir zum Anlass genommen, unsere Untergewichtung in der US-Währung aufzulösen. Wir sehen in der Abwertung des US-Dollars unter anderem Spekulationen auf die US-Zinsentwicklung, die unserer Auffassung nach etwas zu weit gehen. Daher sind wir eine Long-Position im US-Dollar gegenüber dem Euro eingegangen.

Der jüngste Rückgang der US-Zinserwartungen dürfte dem US-Häusermarkt zugutekommen. Die zunehmende Lockerung der finanziellen Bedingungen während der letzten Monate birgt das Potenzial, der US-Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen.

Zudem gehen wir davon aus, dass die Bank of Japan die Füße bis zum Ende des Jahres still halten wird, sodass die Aufwertung des japanischen Yen zunächst ihr Ende gefunden haben könnte.

Aus makroökonomischer Perspektive könnte der September ein bedeutender Monat werden. Auch wenn das US-Wachstum nicht mehr so grandios zu sein scheint wie vor einem Jahr, halten wir eine sanfte Landung für realistisch und trauen riskanten Anlagen weitere Kursgewinne zu.

Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.