Öffnung der Potenziale des Aktienmarkts für die private Altersvorsorge
20.12.2024
Roman Schwarze, Dr. Frank Ulbricht und Bastian K. Roeder (von li. nach re.), Vorstand der BCA AG / Foto: © BCA AG
Die Rente ist sicher. Das mag so sein. Aber reicht diese auch im Alter für die Bestreitung des Lebensunterhalts aus? Das gegenwärtige Rentenniveau ist so gering, dass Menschen mit dem Renteneintritt ihren Lebensstandard oftmals reduzieren müssen oder gar in Altersarmut fallen, wenn sie keine anderen Ressourcen im Alter haben. finanzwelt traf die drei BCA-Vorstände zum Interview. Die Fragen kreisten um die Altersvorsorge, die Zukunft in der Poollandschaft und die zunehmende Digitalisierung.
finanzwelt: Das Thema der privaten Altersvorsorge bleibt zentral. Unabhängig davon, wer auf Bundesebene nach dem 23.02.25 regiert. Wie wichtig ist eine Reform/Stärkung der geförderten privaten Altersvorsorge?
Dr. Frank Ulbricht» Eine zukunftsorientierte Reform ist zwingend nötig, zumal die gesetzliche Alterssicherung aufgrund des demografischen Wandels an ihre Grenzen stößt. Das sogenannte Altersvorsorge-Depot könnte dabei die private Vorsorge von vielen Bundesbürgern voranbringen. Ob der vorgelegte Entwurf nun der große Wurf ist oder eher eine Klein-Klein-Lösung, darüber kann man diskutieren. Aber die Stoßrichtung stimmt. Grundsätzlich positiv sehen wir die erwähnten Steuervorteile und staatlichen Zuschüsse. Allerdings würden wir Einzelaktien bei der Bezuschussung ausklammern.
finanzwelt: Grundsätzlich werten Sie die Vorschläge aber als einen notwendigen Schritt in Richtung mehr Wertpapierkultur?
Dr. Ulbricht» Sie sind ein Impuls, um die Wertpapieranlage attraktiver zu gestalten. Und der Impuls ist auch nötig. Inzwischen ist die Wertpapieranlage für viele Anleger so mühselig und die Informationsflut so umfangreich geworden, dass sie sich weniger am Kapitalmarkt engagieren. Ohne die Stärkung der privaten Altersvorsorge kann die finanzielle Situation im Rentenalter prekär werden; das müssen sich alle Beitragszahler immer wieder vor Augen führen. Grundsätzlich gilt, die Potenziale des Aktienmarkts für die private Altersvorsorge zu öffnen. Natürlich ist das ein andauernder Prozess und setzt auch Wissen bzw. Wissensvermittlung voraus. Auch hier sind wir als Intermediär zwischen Produktgebern, Beratern mitsamt Kunden gefordert.
finanzwelt: Wandel unter veränderten Vorzeichen ist auch ein Stichwort im Poolmarkt. Zusammenschlüsse gabes bereits. Wie nehmen Sie die Lage wahr und wie wird sich Ihr Haus künftig positionieren?
Dr. Ulbricht» Wir finden die Entwicklung sehr spannend. Durch den Einstieg von Private-Equity-Investoren ist derzeit viel Bewegung im Markt und bei den Geschäftsmodellen. Investoren geht es schlussendlich darum, Wertsteigerungen für einen späteren Exit zu generieren. Die BCA ist mit Blick auf die Aktionäre anders aufgestellt: Unsere Aktionärsstruktur ist stabil und besteht überwiegend aus maklerorientierten Versicherungsunternehmen. Das gibt unseren Geschäftspartnern und uns Sicherheit, ermöglicht eine nachhaltig gute Unternehmensentwicklung und verhindert Einflussnahmen oder Abhängigkeiten. Eine sehr gute Aufstellung, die wir auch 2025 fortsetzen.
finanzwelt: Die Digitalisierung ist ein steter Wegbegleiter in der Finanzbranche. Ohne technologisches Knowhow und Unterstützung geht nichts. Welche Entwicklungen beschäftigen Sie aktuell?
Roman Schwarze» In den vergangenen Jahren haben wir insbesondere im Bereich der Investmentsoftware viel bewegt und sind mit unserem Serviceportal DIVA mittlerweile auch einer der Marktführer. So haben wir auf Grundlage einer komplett digitalisierten Abschlussstrecke mit dem Investment-Shop eine End-to-End-Online-Lösung entwickelt, über die eine rechtssichere Depoteröffnung samt Fondskauf mühelos und binnen weniger Minuten gelingt. Auch haben wir mit ‚Ihr FinanzCockpit‘ eine Endkunden- App an den Start gebracht, die auf Knopfdruck Verträge, Dokumente, Analysen, Kundenchat u. v. m. zur Verfügung stellt. Kürzlich haben wir zudem unseren Porfolio Builder gestartet. Hierdurch stellen wir Vermittlern ein individuelles Anlageberatungsangebot auf institutionellem Niveau bereit. Digitalisierung ist jedoch ein fortlaufender Prozess, der eigentlich niemals endet. Und demzufolge ist unsere ITSchmiede ständig am Weiterentwickeln. Aktuell optimieren wir diverse Tools insbesondere im Versicherungsbereich. Damit ist der Makler in die Lage versetzt, künftig noch effizienter zu arbeiten.
finanzwelt: Hier ist sicher die Künstliche Intelligenz (KI) auch ein Tool der Zukunft…
Schwarze» Sicherlich lassen sich Dokumente mit Hilfe der KI besser und einfacher klassifizieren. Das geht im Übrigen auch bei E-Mails oder Chatverläufen. Im Kundendialog nutzen wir auch einen Chatbot; ein System, das den Dialog zwischen Mensch und technischem System ermöglicht. Trotz aller Technik wird die Maschine aber keineswegs den Berater völlig ersetzen können. Sie tritt als Erleichterung und Unterstützung im Alltag hinzu, wird aber wichtige menschliche Werte wie Empathie, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Glaubwürdigkeit etc. nie ersetzen können.