Notenbanken produzieren Inflation an falscher Stelle

15.09.2017

Lukas Daalder, Chief Investment Officer bei Robeco Investment Solutions

Ebenfalls deflationär wirkt sich die Alterung der Bevölkerung aus, da ältere Leute tendenziell mehr sparen und weniger konsumieren. Gleichzeitig hat der Ölpreis seinen Einfluss auf die Märkte verloren, da er durch die Erschließung alternativer Ölquellen und die Nutzung von Sonnenenergie permanent gesunken ist. „Alle diese Argumente deuten darauf hin, dass die Inflation aus strukturellen Gründen gesunken ist – eine These, die auch durch die Inflationsdaten der letzten Jahre gestützt wird”, sagt Daalder. Dies wirft die Frage auf: Was geschieht, wenn die Notenbanken weiterhin ihr Inflationsziel von rund zwei Prozent verfolgen, während die Wirkungsmechanismen in der heutigen Wirtschaft verhindern, dass es jemals dazu kommt?

[caption id="attachment_91872" align="alignleft" width="447"] Der strukturelle Inflationsrückgang ist kaum zu übersehen. Die Abbildung zeigt die Inflationsentwicklung (Linie) sowie die höchste und niedrigste Inflation in den OECD-Ländern (grauer Bereich). Quelle: Robeco[/caption]

Ein „monetäres Phänomen“

Der Ökonom Milton Friedman sagte einst: „Inflation ist ein monetäres Phänomen. Es wird von der Notenbank geschaffen und von ihr gestoppt.“ Wenn das zutrifft, wieso ist es den Notenbanken nicht gelungen, ihr Ziel zu erreichen? Normalerweise hätte die Bereitstellung zusätzlicher Liquidität dazu geführt, dass „zu viel Geld auf zu wenige Güter trifft“, um wiederum Friedman zu zitieren, was zu Inflation führt. Weshalb ist es dann nicht zu verstärkter Inflation gekommen? „Die Antwort lautet: Es ist tatsächlich zu Inflation gekommen, jedoch nicht bei Gütern und Dienstleistungen, sondern an den Finanzmärkten.

Die starke Erholung der Immobilienmärkte, die Tatsache, dass der US-Aktienindex S&P 500 ein Shiller-KGV von 30,3 aufweist, die ungewöhnlich niedrigen Anleihenrenditen und entsprechend hohen Anleihenkurse, das alles spiegelt aufgeblähte Vermögenspreise wider. Da diese Sachwerte aber nicht in den Warenkörben der Notenbanken enthalten sind, werden ihre Preissteigerungen nicht als inflationstreibend registriert.", sagt Lukas Daalder.

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