Kommentar EZB-Sitzung
15.04.2025

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„Vor dem ‚Liberation Day‘ in den USA stand eine weitere Zinssenkung im April auf der Kippe, da die EZB die Auswirkungen positiver fiskalischer Anreize gegen Zollrisiken abwägen musste. In Anbetracht der Unsicherheiten, die sich aus den jüngsten Zollankündigungen ergeben, scheint eine Zinssenkung in dieser Woche beschlossene Sache zu sein. Die nachlassende Inflation im Dienstleistungssektor, die Verschärfung der finanziellen Bedingungen und die niedrigeren Ölpreise sind weitere Gründe für die Entscheidungsträger, die Zinsen in dieser Woche zum siebten Mal zu senken.
Da der Nachfragerückgang durch die US-Zölle vor dem fiskalischen Impuls eintreten dürfte, werden die Entscheidungsträger ihren Zinssenkungszyklus wahrscheinlich bis zum dritten Quartal mit drei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent in diesem Jahr verlängern. Für eine Zinssenkung unter die neutrale Marke wäre eine wesentliche Wachstumsüberraschung oder ein Stimmungseinbruch erforderlich.
Die Aussichten sind jedoch nach wie vor sehr ungewiss, da gegensätzliche Kräfte im Spiel sind: Die Nachfrage der USA nach europäischen Waren könnte steigen, da sich das Land von China abwendet, während China seine Exporte nach Europa umleiten könnte. Die unklaren Inflationsaussichten und die gut funktionierenden europäischen Staatsanleihemärkte rechtfertigen eine vorsichtige Zinssenkungspolitik. Weitere Kursgewinne des Euro nach einem kräftigen Anstieg gegenüber dem Dollar könnten angesichts der disinflationären Auswirkungen ebenfalls zur Vorsicht mahnen. Alles in allem haben die Zentralbanken, ähnlich wie die Anleger, mit der anhaltenden politischen Unsicherheit zu kämpfen.“
Kommentar von Laura Cooper, Head of Macro Credit und Global Investment Strategist bei Nuveen

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